Bus & Bahn

Mit dem Zug durch Mallorca – entspannt, günstig und überraschend vielseitig

Mallorca ohne Mietwagen? Kein Problem! Wer die Insel abseits ausgetretener Touristenpfade erkunden will, findet in den Zügen eine umweltfreundliche, günstige und bequeme Alternative

Ein Zug fährt durch das Mallorca-Dorf Sineu | Foto: iStockphoto.com/Neme Jimenez

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Palma de Mallorca, kurz nach neun Uhr morgens. Die Estació Intermodal, der zentrale Verkehrsknotenpunkt unter der Plaça d’Espanya, pulsiert vor Leben. Pendler eilen zur Metro, Schüler drängen sich in die Busse, Urlauber studieren Fahrpläne. Zwischen Rolltreppen, Anzeigetafeln und Ticketautomaten beginnt hier täglich für Tausende der Weg über die Insel – und mittendrin: moderne Regionalzüge, die Palma mit dem ländlichen Mallorca verbinden. Für Reisende, die die Insel authentisch, entspannt und umweltfreundlich entdecken wollen, ist der Zug eine echte Alternative zum Mietwagen.

Das mallorquinische Bahnnetz – kompakt und effizient

Das Eisenbahnnetz Mallorcas wird von der Gesellschaft Servicios Ferroviarios de Mallorca (SFM) betrieben. Es ist überschaubar, aber erstaunlich effektiv: Drei Linien führen von Palma aus ins Inselinnere und in den Nordosten – alle mit modernen, elektrifizierten Zügen, die regelmäßig verkehren und auch Fahrräder transportieren.

Palmas unterirdischer Hauptbahnhof an der Plaça d'Espanya. Foto: cze

Linie T1: Palma – Inca

Die T1 ist das Rückgrat des Netzes. Sie verbindet Palma mit dem Städtchen Inca, bekannt für seinen großen Donnerstagsmarkt und die Lederwarenindustrie. Unterwegs hält der Zug in Orten wie Marratxí, Santa Maria del Camí, Consell, Binissalem und Lloseta. Viele dieser Orte sind ideal für Tagesausflüge – etwa für einen Bummel über den Wochenmarkt oder einen Besuch bei einem der traditionellen Weingüter.

Linie T2: Palma – Sa Pobla

Die T2 Linie führt von Palma aus ebenfalls bis nach Inca, dann aber weiter nach Norden und bedient kleine, authentische Orte wie Llubí und Muro, bevor sie Sa Pobla erreicht. Der Ort ist ein guter Ausgangspunkt für einen Ausflug ins nahegelegene Alcúdia oder zur Bucht von Pollença. Wer es ruhig und ländlich mag, wird diese Strecke lieben.

Linie T3: Palma – Manacor

Die dritte Linie verlässt ab Inca die Hauptstrecke und fährt über Sineu (einer der ältesten Wochenmärkte der Insel), Petra und andere kleinere Dörfer bis nach Manacor, der zweitgrößten Stadt Mallorcas. Die 64 Kilometer lange Strecke ist seit 2019 vollständig elektrifiziert. Die Fahrt dauert etwa 65 Minuten, mit täglichen Verbindungen im Halbstundentakt während der Hauptzeiten.

Alle drei Linien sind zuverlässig, günstig und mit modernen, sauberen Zügen ausgestattet. Tickets gibt es an Automaten in den Bahnhöfen oder via TIB-App – barrierefrei, mehrsprachig, einfach in der Handhabung.

Mit der U-Bahn raus aus der Stadt

Neben dem Regionalbahnnetz betreibt die SFM auch eine kleine, aber effiziente U-Bahn in Palma. Sie besteht aus zwei Linien:

Linie M1 verbindet die Estació Intermodal unter der Plaça d’Espanya mit der Universität der Balearen (UIB) am nordwestlichen Stadtrand. Die Verlängerung um eine Station bis zum Innovationszentrum Parc Bit soll noch in diesem Jahr eröffnen.

Die Strecke führt durch die östlichen Vororte, das Messegelände Son Fusteret, Palmas Gewerbegebiet Son Castelló und den ländlichen Vorort Son Sardina und ist besonders bei Studierenden beliebt, aber auch für Besucher interessant, die den grünen Campus oder Wanderwege in der Umgebung erkunden wollen. Die U-Bahn fährt werktags im 20-Minuten-Takt und ist in das Tarifsystem der TIB integriert – Tickets und Bezahlung funktionieren wie bei den Regionalzügen. Besonders für innerstädtische Fahrten oder den Weg zur Universität ist sie eine schnelle und stressfreie Option.

Linie M2 nutzt größtenteils die gleiche Strecke wie die Regionalzüge bis Marratxí, hält jedoch an allen kleineren Stationen dazwischen. Sie verbindet Palma mit Wohngebieten im Nordosten der Stadt. Die M2 wird allerdings nur saisonal eingerichtet und hat eine deutlich geringere Taktung als die M1.

Der Tren de Sóller – Nostalgie auf Schienen

Ein echtes Highlight für Touristen – und eines der ältesten Eisenbahn-Erlebnisse Spaniens – ist der historische Tren de Sóller. Seit 1912 verbindet der hölzerne, elektrische Zug Palma mit dem hübschen Bergdorf Sóller. Die etwa einstündige Fahrt führt durch 13 Tunnel und eine herrliche Landschaft mit Orangenhainen, Olivenbäumen und Blicken auf das Tramuntana-Gebirge. Am Bahnhof in Sóller wartet bereits die nächste Attraktion: die offene Straßenbahn von Sóller nach Port de Sóller – eine gemächliche Fahrt direkt ans Meer.

Warum sich Zugfahren auf Mallorca lohnt

Während der Mietwagen auf Mallorca lange als alternativlos galt, entdecken viele Urlauber inzwischen die Vorteile des Bahnfahrens:

  • Stressfrei: Kein Parkplatzsuchen, keine engen Bergstraßen, kein Stop-and-Go im Stadtverkehr.
  • Nachhaltig: Seit der Elektrifizierung 2019 fahren die Regionalzüge emissionsfrei – ein Plus für die Umwelt.
  • Günstig: Im Vergleich zu Mietwagen, Benzin und Parkgebühren ist die Bahn oft deutlich billiger.
  • Lokal: Die Züge sind nicht nur für Touristen, sondern auch für viele Mallorquiner tägliches Verkehrsmittel. Wer mit der Bahn unterwegs ist, erlebt die Insel ein Stück echter.

Fazit: Mallorca neu entdecken – auf Schienen

Mallorca ist mehr als nur Strand und Meer. Wer bereit ist, die Insel aus einer neuen Perspektive zu erleben, findet in den Regionalzügen eine charmante und praktische Möglichkeit dazu. Ob im modernen Zug ins Inselinnere oder im nostalgischen Holzwaggon durch die Berge – das Bahnfahren auf Mallorca ist mehr als nur Fortbewegung: Es ist Teil des Erlebnisses.