"Enfant terrible" der klassischen Musik wird James Rhodes bisweilen genannt. Denn der 43-jährige Pianist aus London bricht mit allen Konventionen des steifen Konzertbetriebs.

Er sagt: "Die Musik hat mein Leben gerettet".

Auf den Arm hat er sich den Namen des Komponisten Sergei Rachmaninow tätowieren lassen, die Bühne pflegt er mit strubbeligem Haar und Dreitagebart, in T-Shirt und Turnschuhen zu betreten, ohne Scheu spielt er auch bei Indie- und Electronic- Festivals Werke von Bach und Chopin, mit Verve erzählt er dem Publikum, in welchem Kontext sie entstanden sind, in welchem Zusammenhang sie mit seinem Leben stehen.

Dieses Leben ist ein Leben voller Narben, von denen manche verheilt sind und andere nie ganz verheilen werden. Als 2015 seine Autobiografie „Instrumental – A Memoir of Madness, Medication, and Music“ erschien, war die Öffentlichkeit geschockt, was Rhodes da mitteilte: Er wurde als Kind missbraucht, er nahm Drogen aller Art, hatte Essstörungen, Ticks, Suizidfantasien und -versuche, Persönlichkeitsstörungen, chronisches Misstrauen, Scham, Schuldgefühle, Selbsthass: Lang ist die Liste der seelischen Schäden, die ihn schließlich in die geschlossene Psychiatrie brachten. Schonungslos schildert Rhodes all dies in seinem Buch, das auf Deutsch unter dem Titel „Der Klang der Wut: Wie die Musik mich am Leben hielt“ erschienen ist.

Als Siebenjähriger bekam er zufällig eine Musikkassette mit der Klavierversion der Chaconne von Bach in die Hände: „Ich hatte des Gefühl, dass es nichts Gutes gebe, dass die ganze Welt feindlich und gefährlich sei. Aber als ich diese Musik hörte, wusste ich: Wenn so etwas existiert, kann nicht alles schlecht sein.“

Rhodes war wie besessen: „Ich beschloss, der Musik mein Leben zu widmen.“

Anfangs brachte er sich selbst das Klavierspiel bei, dann fand der mit 14 Jahren einen Lehrer. 1993 erhielt er sogar ein Stipendium an der Guildhall School of Music and Drama. Doch weil seine Eltern meinten, er solle etwas Vernünftiges studieren, schrieb er sich an der Universität von Edinburgh ein. Er habe damals nicht die Kraft gehabt, sich dagegen zu stellen, meint er.

Dass er sich zehn Jahre später wieder ans Klavier setzte, verdankt er Franco Panozzo, dem italienischen Agenten des Pianisten Grigory Sokolov. Bei ihm wollte Rhodes in die Lehre gehen. Doch als er Panozzo auf dessen Bitte hin vorspielte, vermittelte dieser ihm einen kurzen Unterricht bei dem renommierten Klavierprofessor Edoardo Strabbioli.

Mit 32 Jahren hatte Rhodes sein erstes öffentliches Konzert in der Steinway Hall in London. Der Pianist, der kein Hehl daraus macht, nie eine akademische Ausbildung genossen zu haben, füllt heute die großen Konzertsäle – vornehmlich mit jungem Publikum.

Weitere Informationen
Termine und Ort:
  1. Am 23/02/2019 um Uhr auf Kongresspalast in Palma Finalizado
Uhrzeit:

19 Uhr

Preise

12,20/16,20/28,20/30/35 Euro, VVK unter euroclassics.es