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Es gibt kaum ein Thema, über das die Menschen lieber reden als über ihre Zipperlein. Die Bereitschaft, sich schon vor der Erkrankung mit dem Thema Gesundheit zu befassen, ist nicht so groß. „Die meisten Menschen kommen erst dann zu uns, wenn sie bereits krank sind und wenn ihnen die Schulmedizin nicht helfen konnte”, sagt Carlos Ruiz vom Balearischen Heilpraktiker-Verband „Cor i ser”. Dennoch konnten sich die etwa 60 Naturheilkundler, Gesundheitsberater und Therapeuten, Schönheitspfleger und Händler, die sich am vergangenen Wochenende auf Palmas Gesundheitsmesse „Viva Salud” präsentierten, an beiden Messetagen über zahlreiche und interessierte Besucher freuen.

Der Messebesucher wurde am Eingang erst einmal ein wenig geschockt: Die vordere Hälfte der Halle war leer. Über einen roten Teppich erreichte man die Ausstellung. Dieter Hanning hatte sich eine Erklärung dazu überlegt: „Der vordere, leere Bereich stellt die Krankheit und das Elend dar.” Am Ende des Weges sei das Licht, die „Viva Salud”, die dem Thema „Gesundheit in Verantwortung” verschrieben sei.

Von einigen Ausstellern wurde das neue Konzept der Messe gelobt: Die Ausgrenzung von Wahrsagern, Hand- und Kartenlesern und Astrologen sei wichtigt, um ein seriöses Forum zu finden. „Sonst hätten wir uns hier nicht präsentieren können”, sagte etwa Norbert Schick, der auf der Messe Geräte zur Magnetfeldtherapie vorstellte. Auch der Heilpraktikerverband, der derzeit um die Anerkennung des Titels auf nationaler Ebene kämpft, begrüßte den Wandel der „Mallorca Mágica” zur „Viva Salud”. Laut Messeorganisator Dieter Hanning war etwa die Hälfte der Aussteller schon bei den früheren Messen dabei, die Hälfte sei neu dazu gekommen.

„So viele Menschen, so viele Lösungen” gebe es für eine bewusste und gesunde Lebensweise, so Hanning, der als Gesundheitsberater und Reiki-Meister tätig ist und mit Pyramidenenergie arbeitet. Viele der Therapeuten, die sich auf der Messe präsentierten, verknüpfen verschiedene Methoden, um ihren Kunden zu helfen. Die meisten gehen vom ganzheitlichen Prinzip aus: Gesundheit gebe es nur, wenn Körper, Seele und Geist im Gleichgewicht sind.

Ob pendeln, Pyramidenenergie oder Reiki: Zur Erkennung und Behandlung sind vielen Therapeuten auch Methoden recht, deren Wirkung nach wissenschaftlichen Maßstäben nicht bewiesen werden kann: „Hauptsache, es funktioniert”, so ein Heilpraktiker über verschiedene Formen der Energiearbeit. Vor 30, 40 Jahren sei auch die Akupunktur nicht anerkannt gewesen, gibt Hanning zu bedenken. Und nun wird diese Methode auch von immer mehr Ärzten angewendet.

Wichtig war Hanning die Teilnahme des Balearischen Heilpraktikerverbandes an der Messe, um die neue inhaltliche Ausrichtung zu unterstreichen. Während der Beruf des Heilpraktikers in Deutschland anerkannt ist und die Landesverbände Schulen für die Ausbildung unterhalten, werden Heilpraktiker in Spanien lediglich „geduldet”, so Carlos Ruiz von „Cor i ser”. „Wir dürfen offiziell keine Diagnose stellen und Krankheiten behandeln, sondern versuchen, den Menschen zu helfen, indem wir ihnen auf naturnahe Weise Ausgeglichenheit verschaffen.” Die Vereinheitlichung der Ausbildung sei wesentlicher Schritt zur Anerkennung des Titels. Die Chancen, dass sich in dieser Hinsicht in absehbarer Zeit etwas tut, seien ganz gut.

Dann steigen auch die Chancen der Patienten, dass ihre Behandlungskosten von den Versicherungen übernommen werden. Bereits jetzt ist die Lux-Wirschaftsassekuranz auf den alternativen Zug aufgesprungen. Die Versicherung hatte einen Stand auf der Messe, um zu zeigen, „dass wir die Kosten für anerkannte Verfahren wie Akupunktur übernehmen”, so Geschäftsführer Michael Heinemann. Bislang werden allerdings nur Rechnungen von in Deutschland geprüften Heilpraktikern anerkannt. Manchmal mache man bei Mitgliedern des hiesigen Verbands der Heilpraktiker eine Ausnahme. „Über die Rechnungen wissen wir, dass Heilpraktiker sehr gute Erfolge erzielen. Letztlich kommt das ja auch uns zugute.”