Der VW-Skandal hat auf Mallorca nicht nur Blüten getrieben (MM
32/2005), sondern offensichtlich auch mehrere Opfer gefordert.
Jetzt hat sich eine Interessengemeinschaft der Geschädigten des
VW-Skandals gegründet, die versuchen wird, einen Ausgleich für den
finanziellen Schaden zu erhalten. Von den bislang vier Firmen und
neun Einzelpersonen, die sich zusammengeschlossen haben, sind
einige auf der Insel ansässig.
Werner Links, Sprecher der Interessengemeinschaft, beziffert
gegenüber MM den Gesamtschaden auf schätzungsweise 1'3
Millionen Euro. „Und das könnte leicht noch einiges mehr werden,
wenn sich weitere Betroffene melden und wenn man die möglichen
Schadensersatzansprüche wegen nicht zustande gekommener Geschäfte
hinzurechnet”, so der Betriebswirt.
Zu den Geschädigten, die auf Mallorca wohnen, gehört etwa eine
junge Frau, die für Hans-Christian Lengfeld gearbeitet hat. Der
ehemalige VW-Mitarbeiter wollte, wie berichtet, mit seinem
Kompagnon Johann Johannsen ein dubioses Export-Geschäft von
Skoda-Pkw nach Angola aufziehen. Seine Mitarbeiterin erledigte für
ihn Sekretariatsarbeiten für dieses Projekt, begeleitete ihn auch
auf einer Geschäftsreise in die Skoda-Zentrale nach Prag. Bezahlt
wurde sie laut Links für diese Dienste nie.
Ein weiterer Mallorca-Resident arbeitete an einem Großprojekt
für Skoda, seine Leistungen sollen weit mehr als 400.000 Euro wert
sein – von denen er nie auch nur einen Cent gesehen hat. Der Mann
ist nicht nur auf seinen Auslagen sitzen geblieben und hat
„umsonst” gearbeitet – viel Frust schiebt er vor allem auch
deswegen, weil aus dem versprochenen Großprojekt nichts geworden
ist. Jetzt will er wenigstens seinen finanziellen Schaden
ausgeglichen sehen.
Offen ist jedoch die Frage, an wen sich die Geschädigten mit
ihren Ansprüchen wenden müssen. Die VW-Rechtsabteilung jedenfalls
lehnt alle Verantwortung ab. Der Konzern habe alle Verträge mit den
Firmen gekündigt, die die fraglichen Deals einfädeln wollten, heißt
es in einem Schreiben an die Interessengemeinschaft.
Ancar Worldwide war im US-Steuerparadies Delaware registriert
und wurde von Johannsen für seine Mitgesellschafter aus dem
VW-Konzern von Palma aus gesteuert; in Prag hatten die damaligen
VW-Mitarbeiter Klaus-Joachim Gebauer (Personalabteilung Wolfsburg)
und Skoda-Vorstand Helmuth Schuster die Firma F-Bel gegründet.
Darüber haben die beiden Manager, die im Mittelpunkt des Skandals
stehen, viele der inkriminierten Geschäfte abgewickelt.
Während Gebauer sich gerade ausführlich über die Lust-Reisen von
Managern und Betriebsräten ausgelassen hat („wo bleiben die
Weiber”), sagt er in einem Interview mit dem „Stern” über die
F-Bel-Verflechtungen nichts. Sein Anwalt habe ihm geraten, „während
des laufenden Ermittlungsverfahrens hierzu keine Stellungnahme
abzugeben”. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen
Gebauer und Schuster wegen des Verdachts auf Untreue und
Betrugs.
Die Interessengemeinschaft der Geschädigten kooperiert sowohl
mit den Behörden als auch mit den Steuer– und Finanzprüfern der von
VW beauftragten KPMG, um zur Aufklärung des komplizierten Falls
beizutragen, so Werner Links. Bevor über die weiteren Schritte der
Geschädigten entschieden werde, wolle man den Bericht der KPMG
abwarten, der wohl nicht vor November veröffentlicht werden
wird.
Falls sich weitere Betroffene der Interessensgemeinschaft
anschließen wollen, können sie Werner Links per E-Mail
kontaktieren: vwskandalUterra.es
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