Wladimir Klitschko wieder in (Box-) Camp de Mar. Er bereitet sich hier auf den WM-Kampf gegen Chris Byrd vor.

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Medien-Sparring im Hotel Dorint Sofitel in Camp de Mar: Zu Rap-Klängen tänzelt Wladimir Klitschko im roten Outfit durch den Ring und sieht dabei fast wie ein einsamer Break-Dancer aus. Er hüpft hin und her, holt dabei flüsternd immer wieder zu Schlägen gegen einen imaginären Gegner aus: „Bump, bump”. Bob Marleys „Stir it up” verstummt irgendwann abrupt, nachdem Trainer Emmanuel Steward „Radio off” gerufen hat. Jetzt wird es ernst. Klitschko hat Körperschutz, Helm und Boxhandschuhe angelegt, die Sparring-Partner betreten den Ring.

Beide Boxer, die je drei Runden gegen ihn kämpfen, werden hart rangenommen: Bei gelungenen Haken feuert Stewart seinen Schützling mit „good job – do another” an, verkeilen sich die Gegner ineinander, ruft er sie mit einem „Break” zurück. Als sich die Boxer mit einem „Thank you” und Faust-gegen-Faust-Druck vom Meister verabschieden, sehen sie ganz schön fertig aus. Auch bei Klitschko fließt der Schweiß in Strömen, als er aus dem Ring klettert. Im Hintergrund läuft nun wieder Musik, auch ein Fernseher, an den Wänden sieht man dramatische Fotos von seinem Kampf 2000 gegen den Amerikaner Chris Byrd – damals gewann Klitschko nach Punkten –, dem er nun am 22. April den WM-Titel der International Boxing Federation (IBF) abnehmen will. The show must go on.

Ein wenig fühle sich ein Boxer ja auch wie ein Künstler auf der Bühne, sagt Wladimir Klitschko später. Die 14.000 Tickets für den Kampf in der SAP-Arena von Mannheim waren binnen 24 Stunden ausverkauft: „Welcher Künstler spielt auch gern vor leeren Hallen?” scherzt er – und ist fest entschlossen, zu gewinnen: „Für mich gibt es nur vier Buchstaben: SIEG.” Dabei hält er Byrd für einen starken Gegner: „Er hat viele wichtige Erfahrungen gesammelt in den letzten Jahren.” Dass Byrd nicht als „Puncher” gilt, mache ihn nicht ungefährlicher: „Puncher sind leicht zu treffen, Byrd hat Technik und Taktik.” Und die habe sich offenbar geändert, denn für den bevorstehenden Kampf habe sein Gegner auf einen kleineren Ring (5'5m x 5'5m) bestanden: „Darauf müssen wir uns vorbereiten.” Deshalb habe er in Camp de Mar auch fünf Sparring-Gegner, um sich auf verschiedene Techniken und Geschwindigkeiten einzustellen.

Sein zweites Trainingslager auf Mallorca (schon 2005 bereitete er sich hier auf den Kampf gegen Eliseo Castillo vor) ist hart: „Aber ich fühle mich nun mit 30 im besten Alter.” Die Prognose für den Kampf, die auch Box-Promoter Ebby Thurst, ein früherer Begleiter, abgibt: Klitschko siegt in eine der späteren Runden durch K.o. Wie es bei einer Niederlage mit seiner Box-Karriere weitergeht? Da weicht Klitschko aus: „Das Leben ist eine Achterbahn, Höhen und Tiefen gehören dazu.” Jetzt habe er nur den nächsten Kampf im Kopf: „Mein Freund Stefan Blöcher hat mal gesagt: Das Leben als Sportler ist lang und intensiv – aber das Leben nach dem Sport ist noch viel länger.” The show must go on.