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14. Juli – Es gebe unzählige Varianten, und nur der Feinschmecker, so Stefan Wächter, unterscheide die Nuancen: „Eine gute Tomate ist wie ein guter Wein.“ Der gelernte Koch, der im Münchner Raum geboren wurde, muss es wissen. Bevor er vor einem Jahr mit Ehefrau Maria del Mar und Söhnchen Lionel (1'5) auf Mallorca angekommen ist, reiste er knapp fünf Jahre lang um die Welt – auch um überall die verschiedensten Samenformen des „Liebes-“ oder „Goldapfels“ zu erkunden, wie die Tomate früher genannt wurde: Indien, Costa Rica, Brasilien, Peru ...

Von den rund 5000 Sorten, von denen die „Fachpresse“ spricht, hält der Öko-Forscher und -Anbauer aus Leidenschaft denn auch wenig. Er glaubt an „weltweit geschätzte 35.000 Sorten“ des Nachtschattengewächses, das ursprünglich aus Mittel- und Südamerika kommt: „Rund 800 Samen habe ich in den letzten sieben Jahren selbst gesammelt.“

Alle Sorten habe er natürlich nicht anpflanzen können, auf dem „campo“, das ihm die mallorquinischen Besitzer vom „Monnàber Vell Agroturismo“ bei Campanet zur Verfügung gestellt haben: „Das gibt der Boden hier einfach nicht her.“ Stolze 60 Tomatensorten hat der Naturfreund der rissigen Erde hier dennoch abgetrotzt, jede einzelne erkennt er – wie beim Rundgang in der sengenden Hitze deutlich wird – auf Anhieb. Wie auch die verschiedenen sonstigen, teils exotischen Gemüse- und Kräutersorten, die er dazwischengepflanzt hat – etwa die nie zuvor gesehene länglich-schmale thailändische Aubergine, zwölf (!) verschiedene Basilikumsorten oder die sechs Minzearten. Schließlich hat sich der 44-Jährige ja nicht weniger vorgenommen, als eine „Revolutionierung des Ökomarkts“ auch für die Gourmetküche Mallorcas: „Da liegen noch ganze Welten brach.“

Um sie einer neuen Klientel vertraut zu machen, hat Stefan Wächter schon die eine oder andere „Aroma-Party“ veranstaltet, auf der man – in Anlehnung an die klassische Weinverkostung – verschiedene Farben, Aromen, Konsistenzen, auch den Säuregehalt oder „die Geschichte hinter der Tomate“ kennenlernen kann.

Eine kleine „Probeverkostung“ nach dem Campo-Rundgang macht Lust auf mehr: Die „Maya-Tomate“, eine der ältesten Sorten, werde auch „Reisetomate“ genannt, weil man einzelne kleine Früchte abzupfen kann: „Quasi jeden Tag eine Mini-Tomate“, strahlt Stefan Wächter. Weil sie robuster sein muss, ist die Haut dicker: „Man kann sie auch auslutschen.” Die kleine, blaue Tomatillo aus Mexiko erinnert an eine Pflaume und hat ein fruchtiges Aroma, „rosa Pfirsich“ überrascht mit tatsächlich samtiger Haut und einem angenehm mild-fruchtigen Geschmack. Die „green manzana“ erfreut den Gaumen mit einem „süffig“-kräftigen Aroma, und die „Zar-Peter“-Trüffeltomate soll selbiger zuhauf gegessen haben, wurde ihr doch eine „aphrodisierende“ Wirkung nachgesagt.

Bei der Ufo- – oder war es die Polartomate aus Schweden? – lässt die Unterscheidungsfähigkeit langsam nach – Spaß macht‘s dennoch, auch die Suche nach dem treffenden Wort für die jeweilige Geschmacksempfindung. Eine solche „Aroma-Party“ der etwas anderen Art sollte keiner verpassen.