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Pere Caminals hat alles im Griff: Pünktlich um Mitternacht wird der gelernte Uhrmacher auch an diesem 31. Dezember dafür sorgen, dass die gigantische Rathausuhr  "En Figuera" in Palma pünktlich das neue Jahr einläutet. 

Irgendwie passt dieser Mensch zur antiken Uhr, Baujahr 1863: Er stammt selbst aus einer Uhrmacherfamilie, die dieser Profession seit 1903 nachgeht. Etwas Zeitloses umgibt ihn - vielleicht liegt es auch an seiner Vertrautheit mit der Uhrentechnik des 19. Jahrhunderts.

Zum Jahresende gerät die gigantische Turmuhr des Rathauses besonders ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit, vor der Silvesternacht ist Pere Caminals dennn auch besonders oft im Glockenturm. Alle zwei, drei Tage steigt er die vielen Treppenstufen hinauf, am 31. Dezember sogar zweimal: Morgens und abends gegen 21 Uhr macht er den letzten großen Uhren-Check: Zustand von Glocken, Öl, Feuchtigkeitsgrad.

Ist der zu hoch, wird eine Art Mini-Aircondition eingesetzt, um Oxidationen am Metall zu verhindern, die die Präzision der Uhr beeinträchtigen können. Im Sommer und Winter, weiß er, geht die Uhr manchmal minimal vor oder nach: „Im Sommer kann sich das Metall durch die Hitze ausdehnen, wodurch sie eine Minute langsamer wird; im Winter zieht sich das Material zusammen, so dass die Uhr eine Minute vorgeht."

Der Name der Uhr geht zurück auf den Glockengießer Pere Joan de Figuera, nach dem zunächst der Turm, in dem die Uhr beheimatet war, benannt wurde. Im 14. Jahrhundert kaufte der „Große Rat" von Palma den Dominikanern den Turm ab, der damals noch in der heutigen Straße „Carrer del Conqueridor" zu finden war.

In diesem Turm befand sich damals eine mechanische Uhr mit Glocke, die 1880 Kilogramm wog und 1386 von besagtem Glockengießer Pere Joan de Figuera gefertigt worden war. Im 17. Jahrhundert musste die in die Jahre gekommene Glocke ersetzt werden: die neue wog 1843 Kilogramm und wurde gefertigt von Joan Cardell (1680).

 1848 wurde der Turm abgerissen und beides, Glocke und Uhr, im Rathaus von Palma installiert. 1863 quittierte auch die alte Uhr ihren Dienst, die heutige Uhr der französischen Marke „Collin" wurde in Paris erworben.

Nicht nur in der der letzten Nacht des Jahres, auch bei anderen besonderen Anlässen wie Bürgermeister-Wechsel, Festakten oder auch Gefahren kam „En Figuera" schon zum Einsatz. Um die kommende Silvesternacht, wenn sich wieder tausende Menschen auf dem Rathausplatz einfinden, um gemeinsam die letzten zwölf Glockenschläge des alten Jahres zu zählen und das neue Jahr zu begrüßen, macht sich Pere Caminals keine Gedanken: „Ich kontrolliere die Präzision der Uhr via Satellit - alles läuft perfekt."