Der Berliner Polizeioberkommissar Tim Ilsemann (rechts) geht in Cala Rajada unter anderem mit seinem Guardia-Civil-Kollegen Daniel Arrebola auf Streife. | D. Serbe

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Immer wieder laufen Deutsche mit erhobenem Daumen vorbei. „Find’ ich gut”, klingt es aus ihren Mündern. „Deutsche Verstärkung, super!” Tausende Bundesbürger verbringen in der Küstengemeinde jedes Jahr ihren Urlaub. Man kennt sich in Cala Rajada. So hat sich auch schon herumgesprochen, dass ein deutscher Polizist auf den schmalen, mit Souvenirshops und Restaurants gesäumten Straßen und auf der belebten Strandpromenade patrouilliert.

Tim Ilsemann ist in seiner deutschen Uniform mit den zwei silbernen Sternen und der Aufschrift „Polizei” in Dunkelblau neben seinem spanischen Kollegen in Grün gut als Deutscher zu erkennen. Mit eigener Dienstwaffe und dem Funkgerät in der Hand ist der Berliner Polizeioberkommissar im Rahmen eines spanischen Aktionsprogramms für Tourismussicherheit im Einsatz auf Mallorca. Die Beamten werden von der Wache in Artà aus in die Gemeinden im Nordosten der Insel entsandt. Ilsemann ist immer in Begleitung von mindestens einem Guardia-Civil-Beamten unterwegs und hat dieselben Befugnisse wie seine spanischen Kollegen.

Für den Dienst hier gibt es einige Voraussetzungen zu erfüllen. Gute Spanischkenntnisse sind ein Muss. Die Teilnehmer müssen zudem Beamte auf Lebenszeit sein. Das dritte Mal ist Ilsemann jetzt schon in Spanien im Einsatz. Nach Ibiza und Fuerteventura nun auf Mallorca, wo das Einsatzaufkommen sehr viel höher sei als auf den anderen beiden Inseln.

„In Übung bleiben und dazulernen” ist die Motivation des aufgeschlossenen Berliners. Vieles könne man sich auch für die Umsetzung in Deutschland abgucken. Das abgespeckte Formularwesen etwa. Während die Beamten in Deutschland Diebstähle vor Ort mit einer Anzeige aufnehmen, muss in Spanien der Geschädigte selbst die Anzeige bei einer Polizeidienststelle aufgeben. „So werden die Streifenbeamten schon enorm entlastet”, sagt der 34-Jährige.

Im Gegensatz zu Deutschland werde hier auch deutlich mehr patrouilliert – „um Präsenz zu zeigen”, wie er sagt. So kommt es auch, dass Ilsemann immer wieder erkannt wird. Der kräftige Mann mit dem freundlichen Lächeln wirkt vertrauenswürdig. Auch viele Deutsche kommen mit Fragen auf ihn zu. Obwohl eine andere Behörde, die Policía Local, für die Parkraumkontrolle zuständig ist, gibt der Berliner auch mal zu blauen und gelben Parkzonen Auskunft. Die gemeinsame Sprachebene nimmt die Distanz, wie auch sein spanischer Kollege Daniel Arrebola bestätigt. In Spanien würden sich die Bürger oft selbst untereinander auf Fehler hinweisen, fällt Ilsemann positiv auf. „Soziale Kontrolle” nennt er das.

Ein anschließender Einsatz von häuslicher Gewalt unter Deutschen zeigt, dass die vier Wochen für den Berliner auf der Insel nicht langweilig werden. Verkehrskontrollen, Diebstahl, ein aufgefundenes Kind – die achtstündige Schicht ist vollgepackt. Mit dem Dienstwagen pendelt er zwischen den Orten der Gemeinde. Im Vergleich zum stressigen Berlin trotzdem noch „eine ganz andere Liga”, sagt er.

Die Guardia Civil mit ihren eher „militärischen” Strukturen beurteilt der Ex-Bundeswehrsoldat durchweg positiv. „Intensivtäter” gebe es hier aufgrund schnelleren Durchgreifens kaum. Auch für Verstöße wie Geschwindigkeitsüberschreitungen werde man konsequenter zur Rechenschaft gezogen. Untergebracht ist der Berliner in einem Hotel. Die Guardia Civil kommt für Unterkunft und Verpflegung auf, die deutsche Polizei für Flugkosten und Entlohnung. Anfragen für nächstes Jahr sind schon gesichert. Auf dem dienstäglichen Wochenmarkt in Artà hätten ihn schon deutsche Kollegen in Zivil über Bewerbungsmöglichkeiten bei diesem Programm ausgefragt.

(aus MM 38/2018)