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Wer mit Daniel Berger in der Ballermann-Zone an der Playa de Palma durch die Straßen schlendert, der hat das Gefühl, mit einem Popstar unterwegs zu sein. Denn die aus Deutschland angereisten Partyurlauber kennen den Mann. Kein Wunder: Unter dem Namen DJ Düse sorgt Berger seit Jahren als Resident-Discjockey im Bierkönig für Stimmung. Mitte April geht der gebürtige Leipziger dort in seine 15. Saison.

Normalerweise trifft man Düse im Sommer auf Mallorca. Im Winter hat der Kult-DJ massenhaft Engagements in Diskotheken im deutschsprachigen Raum. „Ich bin praktisch jedes Wochenende ausgebucht”, meint der gelernte Dachdecker. In den vergangenen Jahren hat er im Januar immer seinen Geburtstag im Bierkönig zelebriert, zu dem zum Beispiel 2017 mehr als 2500 Fans angereist waren. Diesmal gab es keine offizielle Party, aber Düse ließ es sich nicht nehmen, in der Nacht mit zahlreichen Freunden im Deutschen Eck in seinen 45. Geburtstag reinzufeiern – und später noch im Bierkönig vorbeizuschauen.

„Ich habe mir meinen Namen hart erarbeitet”, meint Düse im Gespräch mit MM. Und er erinnert sich daran, wie alles begann. Nach Jugend, Schule und Dachdeckerlehre in Leipzig ging er zur Bundeswehr, danach arbeitete er in seinem erlernten Beruf in Magdeburg. Als sein Arbeitgeber pleiteging, wechselte der junge Mann in die Erlebnisgastronomie, wurde Kellner im „Pflaumenbaum”. „Und dann war eines Tages kein DJ da. Ich habe gesagt, ich übernehme das, bin nach Hause gerannt, habe vier CDs geholt und Party gemacht. So ging es los. Aus den vier CDs wurden später sechs oder sieben CD-Koffer. Als ich dann eine Woche im Bierkönig gearbeitet habe, war mir klar, dass ich mir ein Laptop kaufen muss ...”

Als Party-Urlauber kam Daniel Berger für drei Tage nach Mallorca. Er lernte den damaligen Bierkönig-DJ Chriss Tuxi kennen, der 2010 bei einem Autounfall ums Leben kam. Die Chemie zwischen den beiden stimmte, und als Tuxi ihn ein paar Wochen später anrief und sagte, dass der Bierkönig einen weiteren DJ bräuchte, war Düse zur Stelle. Er und Tuxi haben sich den Job fortan geteilt. Aber wenn der eine Schicht hatte, blieb der andere nicht unbedingt zu Hause, sondern feierte auch mal mit. „Wir waren ein Mega-Team“, erinnert sich Düse.

DJ ist nicht gleich DJ. Internationale Star-DJs machen einen anderen Job als einer, der die Leute an der Playa de Palma bei Laune hält. „Jemand wie David Guetta drückt auf seinen Knopf, dann kommt zweieinhalb Stunden sein Remix und er verdient 100.000 Euro. Aber er moderiert nicht. Ein Party-DJ drückt auch auf den Knopf, aber er muss mit den Leuten arbeiten. Man braucht eine gute Menschenkenntnis und sollte wissen, wie man mit dem Publikum umzugehen hat. Die Leute wollen bespaßt werden – da muss man schon Vollgas geben. Jeden Tag. Sieben Tage in der Woche.”

Einfach nur eine CD mit den angesagtesten Partyhits einlegen, das bringe nichts. „Man muss die Gäste animieren, entertainen, auch mal einen mittrinken. Nicht immer, aber doch das eine oder andere Mal.“

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Alkohol gehört bei der Party dazu. Und so manch ein berauschter Playa-Urlauber ist nicht einverstanden mit dem, was der DJ so macht und spielt. „Da muss man sich eine Wand aufbauen”, meint Düse. „Sicher gibt es nervige Leute. Aber das ist minimal. In deutschen Diskotheken erlebt man an den Wochenenden immer wieder Schlägereien. Hier an der Playa de Palma wird jeden Tag gefeiert und nur selten kommt es zu Problemen. Die Menschen wollen einfach ihren Spaß haben.”

Vor diesem Hintergrund hält Düse auch nicht viel von den Bestrebungen mallorquinischer Politiker, den Party-Tourismus auf der Insel zu eliminieren. „Ich bezweifle, dass sie das schaffen. Es hängen ja auch etliche Arbeitsplätze daran. Dann würde der Insel viel, viel Geld fehlen. Die sollen uns doch diesen Kilometer Strandabschnitt lassen und damit ihre Steuern verdienen.”

Dass es mittelfristig gelingt, die Playa de Palma zu einem Hotspot des Qualitätstourismus zu machen, daran hat Düse Zweifel. Aber auch er betont, dass es für die Party-Freunde Grenzen geben muss. „Am Strand pinkeln oder kotzen, das muss ja nun wirklich nicht sein. Aber wir haben auch andere Probleme, die Brillenverkäufer, Taschendiebe, Überfälle, aggressive Prostituierte … Sonst ist jedoch an der Playa alles super!”

Das finden inzwischen auch im Winter immer mehr Freunde des bierseligen Feierns. Nicht zuletzt, weil man manchmal schon für 20 Euro oder weniger Hin- und Rückflug von und nach Deutschland buchen kann, lebt die Party auch in der kalten Jahreszeit. „Mallorca ist nun mal die allergeilste Insel. Das Wetter, die Leute und die Partytempel. Ob man nun Bierkönig, Oberbayern oder Mega-Park nimmt. Wir haben jetzt Ende Januar und die Leute wollen einfach feiern. Sie sehnen sich Sonne und möchten raus aus dem kalten Schmuddelwetter.”

DJ Düse spielt die Songs der Playa. Er hat inzwischen auch einige eigene Titel herausgebracht wie „Voll wie Düse”, „Hubschraubereinsatz” oder „Titten raus, es ist Sommer”. „Man muss sich ja selber puschen. Sonst kennen einen die Leute nicht”, schmunzelt der Party-DJ, der einen erheblichen Anteil an der Frage haben kann, ob ein neuer Song ein Erfolg wird oder nicht. „Ich erkenne eigentlich jeden Hit.” Klar, Songs, die Düse oft spielt, haben große Chancen, ein Hit zu werden. Er betont, unmoralische Angebote abzulehnen, wenn zum Beispiel ein Produzent „Unterstützung” einfordert: „Bestechen lasse ich mich nicht. Da rennen sie bei mir gegen eine Wand.“

Und was ist das Erfolgsrezept für einen Ballermann-Hit? „Eine eingängige Melodie, ein einfacher Text und ein guter Sound. Man muss einfach mitsingen können.”

(aus MM 05/2019)