Im Ortskern von Santanyí ist auch im Winter einiges los. | Patricia Lozano

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Kunsthandwerk, frisches Obst und Gemüse, mallorquinische Stoffe und das gute traditionelle deutsche Brot: Das sind nur einige Dinge, die man auf dem Wochenmarkt in Santanyí ergattern kann. Jeden Mittwoch und Samstag zwischen 8 und 13.30 Uhr verwandelt der Markt den ruhigen Ort in einen bunten und trubeligen Schauplatz.

Jeden Mittwoch und Samstag findet in Santanyí der Wochenmarkt statt.
Jeden Mittwoch und Samstag findet in Santanyí der Wochenmarkt statt.

Gegenüber des Restaurants Sa Botiga, das sich im Carrer del Roser befindet, hat sich an diesem Mittwoch auch Jennifer Holzer mit ihrem Brotstand positioniert. Neben diversen Sorten wie Vollkorn, Roggen- und Körnerbrot gibt es auch Kleingebäck und Kuchen käuflich zu erwerben. Die duftende Ware wird frisch in der Backstube des Restaurants Sa Botiga zubereitet. „Das ist ein bisschen Heimatgefühl auf Mallorca”, erklärt Jennifer Holzer. Die Pfälzerin ist um 2018 nach Mallorca ausgewandert. Auf der Insel hat sie sich in der Nähe von Manacor niedergelassen. Im Winter hilft Jennifer Holzer auf dem Wochenmarkt in Santanyí aus, während der Sommermonate ist sie als Veranstaltungstechnikerin auf diversen Events tätig.

Deutsche Backspezialitäten findet man übrigens auch in der von Barbara Schneider bereits seit zehn Jahren betriebenen „Backstube”. Dort gibt es unter anderem Bienenstich, Streuselkuchen und Nuss-ecken.

Barbara Schneider führt seit rund zehn Jahren die Bäckerei "Backstube".
Barbara Schneider führt seit rund zehn Jahren die Bäckerei "Backstube".

Santanyí ist ein Dorf im Südosten der Insel, das sich seinen mallorquinischen Charme bewahrt hat. Das ist ein möglicher Grund, warum das Kleinod seit seinigen Jahren immer mehr deutsche Residenten und Urlauber anlockt. Das Stadtbild wird von mittelalterlichen und neuzeitlichen Gebäuden sowie Marès-Sandstein geprägt. Die Altstadt ist noch heute teilweise von einer mittelalterlichen Stadtmauer umschlossen. Besonders eindrucksvoll ist das Stadttor Porta Murada mit seinem Turm aus dem 16. Jahrhundert. Als zentraler Treffpunkt der Einheimischen gilt die Plaça Major.

Handgefertigter Schmuck aus Marès-Sandstein kann auf dem Wochenmarkt in Santanyí käuflich erworben werden.
Handgefertigter Schmuck aus Marès-Sandstein kann auf dem Wochenmarkt in Santanyí käuflich erworben werden.

Der Marès-Sandstein ist ein Wahrzeichen von Santanyí und wird ausschließlich in Steinbrüchen in der Umgebung gewonnen. Einige Kunstschaffende ließen sich vor allem deshalb dort nieder. In den schmalen Gassen reihen sich daher unzählige Ateliers, Keramik- und Schmuckläden aneinander.

Auch Auswanderin Sabine Untermann widmet sich auf Mallorca handverarbeiteten Schmuck. Im Winter verkauft sie ihre Ware auf dem Markt von Santanyí. Ansonsten kann man ihre Accessoires über ihren Onlineshop Metmixart bestellen. Sie lebt bereits seit 1986 auf Mallorca und hat sich voll und ganz an die mallorquinische Kultur angepasst. Kein Wunder also, dass die Auswanderin perfekt Mallorquinisch und Spanisch beherrscht.

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Heimke Mansfeld fühlt sich in Santanyí ebenfalls zu Hause. Sie lebt seit 25 Jahren in dem kleinen Ort. „Mein Mann ist Mallorquiner. Seine Familie ist seit Generationen mit Santanyí verwurzelt. Das erste Bier trank er mit 13 Jahren in der Bar Sa Cova ”, erklärt sie und lacht. Die Kult-Bar auf der Plaça Major, die es seit Jahrzehnten gibt, gehört mittlerweile dem deutschen Schauspieler und Sänger Uwe Ochsenknecht.

Heimke Mansfeld führt in Santanyí ihren Friseursalon. Nebenbei hat sie 2020 die Hilfsorganisation Hope Mallorca ins Leben gerufen.
Heimke Mansfeld führt in Santanyí ihren Friseursalon. Nebenbei hat sie 2020 die Hilfsorganisation Hope Mallorca ins Leben gerufen.

Zudem hat sich Heimke Mansfeld auch beruflich fest in dem Ort etabliert. So betreibt sie ihren Friseursalon DeMa und ist als Visagistin tätig. Nebenbei setzt sie sich für bedürftige Familien auf der Insel ein. Im Mai 2020 gründete sie die Hilfsorganisation Hope Mallorca. Die gemeinnützige Vereinigung hat sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren zu einer der größten sozialen Projekte der Insel entwickelt. Zu einer der wichtigsten Aufgaben gehört das Verteilen von Lebensmitteln und Haushaltsgegenständen. Da die Spendenbereitschaft seit Beginn des Ukraine-Konflikts drastisch zurückgegangen ist, musste die Organisation eine langfristige Lösung finden, um die hilfsbedürftigen Familien auch weiterhin unterstützen zu können. Daher verkauft Hope Mallorca neuerdings aussortierte, aber gut erhaltene Secondhandmöbel, um die Lebensmittel zu finanzieren. Zudem wurde ein Onlineshop mit mallorquinischen Produkten ins Leben gerufen.

Auch Damian Pons und Juanma Blanco García gehören zum Team von Hope Mallorca. Die beiden Männer sind unter anderem für das Verpacken und Verladen der Ware zuständig, die dann in den verschiedenen Essensausgabestationen auf der Insel verteilt werden. „Während der Wintermonate sind deutlich mehr Leute auf unsere Hilfe angewiesen”, erklärt Damian Pons. Darum verteilt die Organisation auch an kälteren Tagen Nahrungsmittel und Decken an obdachlose Menschen in Palma.

Damian Pons (l.) und Juanma Blanco García unterstützen die Organisation.
Damian Pons (l.) und Juanma Blanco García unterstützen die Organisation.

Santanyí ist ein Ort, an dem Mallorquiner und Deutsche Seite an Seite leben. Doch Heimke Mansfeld bestätigt, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Deutsche nach Santanyí gekommen sind – und das nicht nur zum Urlaub machen. „Santanyí ist zentral gelegen und hat diesen unverfälschten mallorquinischen Dorfcharakter, abseits des Massentourismus”, sagt Mansfeld.

Schlendert man durch die kleinen Gassen, hört man immer wieder deutsche Wortfetzen. Vor den Cafés und Geschäften sind beinahe alle Plakate auch in deutscher Sprache beschriftet. Allerdings bringt die große Beliebtheit des Ortes auch Nachteile mit sich, erklärt Heimke Mansfeld: „Da die Anfrage nach Wohnraum groß ist, steigen die Mietpreise kontinuierlich an. Man findet kaum noch eine Wohnung unter 1000 Euro.”

In den Sommermonaten wissen viele Urlauber vor allem das Umland mit seinen zahlreichen Stränden und Buchten zu schätzen. Hierzu zählen unter anderem die Playa de S’Amarador, Cala Llombards und die Bucht Cala S’Almunia. Nur fünf Kilometern vom Ortskern entfernt liegt mit dem Parc natural de Mondragó ein artenreiches Naturschutzgebiet. In dem geschützten Areal sind mehr als 70 Vogelarten und seltene Orchideenarten beheimatet. Auch sie sind ein besonderer Schmuck für ihre Region.