Uri Loffler braucht keinen Schutzhandschuh. Auf seiner Straußenfarm in Campos lässt er sich liebevoll von dem Strauß in den Finger beißen. | Anja Schmidt

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Neugierig und erwartungsvoll blicken zehn große Augen ohne zu blinzeln auf ihre Besucher, die sich eigens in den Süden Mallorcas nach Campos begeben haben. Die beäugten Gäste stehen den riesigen Straußenvögeln noch etwas verunsichert gegenüber und lassen sich von den Farmbesitzern in die Grundregeln des Umgangs einweisen. „Sie brauchen keine Angst vor den Tieren zu haben, aber einen gesunden Respekt vor ihnen”, sagt Jonathan Loffler in seiner Einführung. „Gefährlich wird es erst, wenn Sie das Gehege und damit ihr Territorium betreten. Das möchte die ganze Herde vor Eindringlingen beschützen.”

Artestruz: Straußenfarm auf Mallorca

Jonathan nimmt aus einem großen Korb einen großen und dicken Lederhandschuh heraus und zieht ihn über: „Fassen Sie die Vögel nicht einfach an, die können ganz schön zwicken. Nutzen Sie einen Handschuh und halten Sie einem Vogel ihre Hand entgegen”. Jonathan macht die Bewegung vor und gleich hacken zwei Tiere hinter dem Zaun in den Handschuh. Der eine zieht sogar herzhaft daran, als wolle er ihn abziehen. „Es sind liebevolle Tiere, die nicht picken, weil sie Sie beißen möchten, sondern weil sie unglaublich neugierig und verspielt sind. Ohne Schutz kann es unter Umständen wehtun”.

Das macht Jonathans Vater und Farmbesitzer Uri Loffler gar nichts aus. Er zeigt einem Straußenweibchen seinen angewinkelten Zeigefinger: „Gib Papi ein Küsschen”, sagt er liebevoll und lässt sich bereitwillig in die Hand zwicken. Ohne Scheu streichelt er die Tiere am langen, weitgehend ungefiederten Hals und am dicken Federkleid auf dem Rücken. Zur Familie gehört außerdem Jonathans Bruder Ohad sowie Ehefrau und Mutter Josephine van Stokkum, die die Farm seit 25 Jahren nach ihrem Umzug von Südafrika nach Mallorca gemeinsam betreiben.

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Auch Futter steht für die Gäste zum Verfüttern bereit. Von langen Olivenholzlöffeln schnappen die Strauße gierig verschiedene Körner. Aber sind das da etwa kleine Steine in der Schale? „Ja klar”, antwortet Jonathan. „Strauße haben keine Zähne, schlucken alles am Stück herunter. Deswegen brauchen sie die Kiesel. Sie wirken wie ein Gebiss im Magen, zermahlen alles für eine optimale Verdauung”.

Nach einem Rundgang mit reichlich Informationen zu den Riesenvögeln werden auch die Gäste hungrig. Im Außenbereich des gemütlich ausgestatteten Restaurants bereitet Ohad Loffler die Straußenspiegeleier zu. Er gibt zunächst vorsichtig das Eiweiß in die Pfanne und lässt es zirka zehn Minuten brutzeln. Dann folgt das riesige Eigelb, das weitere zehn Minuten Zeit in Anspruch nimmt, bevor er es schließlich auf eine große Paellapfanne gleiten lässt. Um das Ei herum setzt er einen Ring aus Pommes und fertig ist das Gericht, durch das mindestens sechs Leute satt werden. „Es schmeckt fast wie ein Hühnerei”, beschreibt ein Gast zu Tisch. „Die Konsistenz ist nur etwas anders, dickflüssiger und sämiger.”Artestruz: Straußenfarm auf Mallorca

An die Eier zu gelangen, ist manchmal gar nicht so einfach. „Einer von uns lenkt die Tiere ab und dann erst kann sich jemand aufs Gehege begeben”, so Ohad. „Aber oft brauchen wir das gar nicht”, entgegnet Vater Uri. „Wir haben eine tolle Verbindung mit den Tieren. Häufig legen uns die Weibchen die Eier direkt an den Rand des Geheges, sodass wir sie einfach aufnehmen können. Das ist wie ein Geschenk”, so Loffler und er lächelt besonnen. „Den Rest rollen sie mit dem Schnabel in ein großes Nest. Die Küken schlüpfen im Mai, wir können es kaum abwarten.”

Weitere Informationen zu Besuchsmöglichkeiten und Preisen unter artestruzmallorca.com