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Not macht erfinderisch, auch die Wohnungsnot. Immer mehr Geschäfte werden in Wohnraum umgewandelt. Oft sehr stylisch, aber nicht immer auch legal.

Mittlerweile gehören sie zum Straßenbild Palmas: Ob in der Altstadt oder in anderen Vierteln, überall sieht man ehemalige Geschäfte mit Vorhängen, halb geöffneten Fensterläden, Klingeln und sogar Briefkästen. Die Umwandlung ehemaliger Läden in ebenerdige Wohnungen ist ein Phänomen, das in Zeiten, in denen es an erschwinglichen Mieten mangelt, immer häufiger anzutreffen ist. Nach Angaben des Verbands der Immobilienmakler der Balearen können die Preise bis zu 50 Prozent günstiger sein als bei einer herkömmlichen Wohnung.

Was bei solch einer Umwandlung herauskommt, ist zum Teil spektakulär. Beispiel: Eine ehemalige Bäckerei in Palmas Stadtviertel Es Fortí. Zehn Jahre lang stand sie leer und war völlig verkommen. Die Fallrohre waren marode, einige Pfeiler wiesen strukturelle Probleme auf. Ein Ehepaar von der Insel ließ sich jedoch davon nicht abschrecken. Es erwarb die Immobilie und beauftragte mit dem Umbau die jungen Architekten Santiago Martín-Borregón und Juan Verdeguer, die das Studio Auba leiten, und denen nach eigenem Bekunden beim ersten Anblick der Räumlichkeiten „das Herz in die Hose rutschte“.

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Über mehr als zwölf Monate zogen sich die Arbeiten hin, dann war aus dem einstigen Dreckloch eine stylische Wohnung entstanden. Sie verfügt über ein offenes Wohn- und Esszimmer, ein Haupt- und ein Nebenschlafzimmer, ein Badezimmer sowie eine Veranda. Laut Santiago Martín-Borregón, der das Projekts leitete und betreute, ging es von Anfang an darum, ein Gleichgewicht zwischen natürlichem Licht, Privatsphäre und Umgebung zu finden. „Wir haben den hinteren Innenhof wiederhergestellt, indem wir das Dach des alten Ofens und die Wand, die diesen Raum von der Vorderseite trennte, entfernt haben. Schließlich haben wir den Innenhof durch eine Veranda mit Glasdach um etwa zwei Meter in Richtung Terrasse erweitert", erklärt Martín-Borregón.

Um die Privatsphäre der Eigentümer zu wahren – eines der Hauptprobleme bei dieser Art von Wohnungen –, wurde versucht, die direkte visuelle Verbindung von Wohnung und Straße durch einen Zwischenraum abzuschwächen. Auf diese Weise öffnet sich das Innere des Hauses direkt durch das Glas in einen neuen Raum, der durch ein System von schrägen Stahllamellen vor den Blicken von außen geschützt ist.

Laut Antonio Jaume, Präsident des offiziellen Verbandes der Immobilienverwalter der Balearen, sind Angebot wie Nachfrage bei in Wohnungen umgewandelten Geschäftsräumen stark gestiegen. Doch nicht jede Umwandlung ist auch legal. Anders als die ehemalige Bäckerei, erfüllten viele dieser Räumlichkeiten nicht die Bedingungen für die Bewohnbarkeit. Trotzdem setzten sich manche Eigentümer über die Vorschriften hinweg um aus einer leer stehenden Immobilie einen höheren Gewinn zu erzielen. „Das ist extrem gefährlich, sehr riskant", betont der Jaume und verweist auf Risiken wie das Fehlen einer angemessenen Belüftung und andere Mängel, die die Räumlichkeiten unbewohnbar machen.