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Das Atelier des Bildhauers Neale Sanders auf Mallorca ist sein Garten, sein Skulpturenfeld. Hier lagert er zum Teil große Steinbrocken, hier werkelt er, schneidet, klopft, poliert. Hier sind auch die fertigen Arbeiten aufgebaut. Handwerkszeug und Utensilien sind zwar in einem geschlossenen Raum untergebracht. Aber im Freien macht er sich ans Werk.

Stein ist sein Leben. Neale Sanders kann in Begeisterungsstürme ausbrechen angesichts der fein maserierten Bruchstelle eines Marmorblockes, kann liebevoll über Granit sprechen. In einigen seiner Skulpturen verbindet er Eisen mit Stein. Doch die große Liebe gilt dem Granit: "Dieser Stein ist wie eine Kriegserklärung. Die Härte ist eine Herausforderung."

Alle Skulpturen haben seiner Ansicht nach mit Gärten zu tun: "Es gibt keine bessere Dekoration für einen Garten als eine Skulptur, wenn sie gut in die Gartenlandschaft eingepasst ist, wenn sie sich ins Grün einfügt und mit den Pflanzen eine harmonische Verbindung eingeht."

Neale Sanders hatte ein buntes Leben, bevor er sich in den frühen 1980er Jahren in S'Arracó niederließ. Geboren 1950 in Liverpool, besuchte er eine Kunstschule, studierte Grafik und Grafik-Design in Manchester. Doch bald zog es ihn nach London. Zwischendurch verkaufte er T-Shirts im kanadischen Toronto, hatte einen Stand für Klamotten in der Londoner Portobello Road, versuchte sich mit einem vegetarischen Hamburger Shop in Liverpool, führte dann vier Jahre lang einen Antiquitätengeschäft, bevor er einen Laden für Skate Boards eröffnete, der schließlich einer der größten in England wurde.

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"Das war big fun", sagt der sympathische Engländer. "Ich habe später sogar eine Bahn hier in S'Arracó gebaut, die 25 Jahre in Betrieb war." Schließlich kaufte er ein Motorrad, eine schwere Maschine: "Ich lernte, die Geschwindigkeit zu lieben. Ich wollte lange Strecken fahren. So kam ich nach Mallorca, wo ich einen Freund hatte."

Er kam und blieb. Er lernte seine Frau Mercedes kennen, der Sohn Dylon wurde geboren. Zunächst arbeiteten Neale und Mercedes als Hausmeister, Chauffeur, Butler, Köchin und Gärtner in Port d'Andratx: "Auf diese Weise wurden Gärten meine große Liebe. Ich lernte viel, versuchte mich schließlich als Gartenarchitekt. Bald wurde ich von Kunde zu Kunde weitergereicht." 1990 übernahmen die beiden ein Gartencenter zwischen Andratx und Port d`Andratx, das sie 15 Jahre führten. "Wir verkauften, weil wir glaubten, nach England gehen zu müssen, um meinen Vater zu pflegen. Als der sehr bald danach starb, hielt uns dort nichts mehr."

Seitdem ist Neale als freier Künstler tätig, fertigt Skulpturen: "Viele der Steine, die ich heute bearbeite, stammen noch aus der Zeit des Gartencenters. Sie warten auf Bearbeitung." Seine Vorbilder sind Dalí, Botero und vor allem der englische Künstler George Ricky, der sich der kinetischen Kunst verschrieben hat: "Das ist reine Poesie", sagt Neale Sanders und fügt hinzu: "In meiner Welt hier lebe ich sehr konzentriert auf meine Steine."

Der Verkauf seiner Arbeiten ist seine Sache nicht, am liebsten möchte er seine Schätze alle behalten - deshalb liebt er Skulpturen im öffentlichen Raum. "Sie sind gut für den Betrachter. Aber auch für den Künstler. Dann sind seine Arbeiten nicht verloren. Er kann sie besuchen gehen."