Ausgesprochen aufmerksam ist das Ergebnis der Bundestagswahl auf
Mallorca aufgenommen worden. Kein Wunder – schließlich ist und
bleibt Deutschland wichtigster touristischer Markt.
Kein Volk Europas hat mehr zum Wohlstand dieser Insel
beigetragen. Ohne die Deutschen wäre sie eine unter etlichen
ähnlichen Inseln im Mittelmeer geblieben, wäre sie nicht Europas
Urlaubsziel Nummer eins.
40 Millionen Deutsche haben Mallorca seit Beginn des
Massentourismus in den 60er Jahren besucht. Gerade auch durch sie,
durch die Milliarden Mark, die sie auf der Insel ließen, hat das
Eiland eine touristische Infrastruktur aufbauen können, um die es
viele andere Destinationen beneiden.
Die Kehrseite der Medaille: Mallorca hat sich von den deutschen
Urlaubern abhängig gemacht. Bleiben die Urlauber aus dem Herzen
Europas, wie in diesem Jahr, in größerer Zahl aus, trifft das den
Lebensnerv der Insel.
Um 15 Prozent ist die Zahl der deutschen Mallorca-Urlauber in
den ersten acht Monaten dieses Jahres gegenüber dem
Vorjahrszeitraum zurückgegangen. Die Gründe sind be-kannt:
Imageprobleme der Insel durch Teuro, Ungastlichkeit und schlechtes
Wetter, Wirtschaftskrise in Deutschland.
Über die Folgen hat MM ausführlich berichtet: Hotels
waren nicht ausgebucht, (vor allem gastronomische) Unternehmen
mussten und müssen schließen, tausende Arbeitsplätze gehen
verloren. Das gesamte Ausmaß der Krise wird sich erst nach
Saisonende zeigen.
Umso mehr setzte die hiesige Unternehmerschaft auf die
Bundestagswahl: Man er-hoffte ein positives Signal für die deutsche
Wirtschaft, mit an-schließendem Aufschwung und Rückgang der
Arbeitslosigkeit. Hintergedanke: Wer Arbeit hat oder besser
verdient, macht auch gern wieder Urlaub – natürlich auf
Mallorca.
Die meisten hatten auf Schwarz-Gelb ge-setzt oder auf eine große
Koalition. Rot-Grün trauten sie nach vier Jahren Regierung eher
weniger zu.
Vielleicht ist Rot-Grün ja doch so schlecht nicht: Denn wegen
der Unionsmehrheit im Bundesrat kann die Koalition ihre wichtigsten
Vorhaben nur einvernehmlich mit der Opposition auf den Weg bringen.
Was nichts anderes bedeutet als eine verkappte große Koalition.
Mallorcas Tourismusindustrie beäugt sie voller Hoffnung.
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