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An dieser Stelle müsste der Autor jetzt pflichtgemäß zur Teilnahme an der Wahl zum Europaparlament aufrufen. Weil der Urnengang ja so wichtig ist, in Brüssel unsere Zukunft entschieden wird, blabla, blabla ...

Es fällt ihm schwer, es zu tun. So wie es immer mehr Menschen schwer fällt, sich für die europäische Politik zu begeistern. Europa ist eine gute Idee, aber schlecht mit Leben erfüllt. Dass die Beobachter niedrige Wahlbeteiligungen erwarten, muss nicht verwundern. Europa ist kein Thema, noch nicht einmal für die, die das schwierige Gebilde regieren wollen. In Deutschland wie in Spanien konzentrierte sich der Wahlkampf der Parteien auf die innerstaatlichen Probleme. Hier interessiert, ob der sozialistische Sieg im März ein nur „Unfall” war, dort, wie hoch der Denkzettel für Schröder ausfällt. Wie unwürdig das Spiel ist, zeigte sich vor allem in den vergangenen Tagen in unserem Gastland: Das offenbar einzige Thema von Gewicht war, wann welche Spitzenkandidaten in welchem Fernsehkanal auftreten sollten. Da wendet sich der geneigte Wähler mit Grausen.

Unter den Deutschen auf Mallorca scheint das Interesse noch geringer zu sein als im Schnitt. Das ist nur logisch, denn sowohl für die Erstwahl im Ausland als auch für die Briefwahl in der alten Heimat musste man selbst aktiv werden. Bei den deutschen Wählern auf Mallorca kommt das Problem hinzu, dass nur wenige wirklich darüber Bescheid wissen, für was die einzelnen Parteien und Kandidaten Spaniens stehen. Kein Ruhmesblatt, aber Realität. Sollte am Sonntag auch noch Strandwetter herrschen, werden die Wahlhelfer ruhige Stunden erleben.

Die Vision eines vereinten Europa fasziniert. Ist es nicht phantastisch, dass wir Grenzen überschreiten können, ohne auch nur den Pass vorzuzeigen? Ja, aber die Faszination blieb auf dem Weg durch die EU-Instanzen auf der Strecke.

Jetzt kommt der Aufruf zur Teilnahme doch noch, meinen Sie? Versuchen wir uns in Diplomatie: Hochachtung vor allen, die sich dazu aufraffen können.