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Irritierte Blicke bei den Mallorquinern. Dass Oktoberfest gleich Bier und Blasmusik ist, war ihnen schon klar. Aber Deutsche, die wie auf Kommando ihre riesigen Bierkrüge schwenkend auf die Bänke steigen, den Wiesn-Hit „Komm hol das Lasso raus” mitgrölen und wie befreit so wild tanzen, dass die Tische wackeln – das machen doch sonst nur die Verrückten vom Ballermann! Aber Gott sei Dank wirkt bayerisches Bier wie ein Elexir für Völkerverständigung: Nach der ersten „Halben” – denn eine Maß, das trauen sich selbst gestandene Insel-Mannsbilder erst, nachdem sie gehört haben, dass der 0'5er-Krug nur was für die Damenwelt ist – stehen sie plötzlich selbst auf der Bank, schlagen sich vor Begeisterung zünftig auf die Schenkel.

Und dann kann es nicht bayerisch genug sein: „Des is a Gaudi!” brabbeln sie dem deutschen Mädchenmund, den sie auf dem Weg zum Dixi-Klo kennengelernt haben, nach, dabei wollen sie den doch viel lieber küssen, als daraus einen Schnell-Kurs in bayerischen Ausdrücken zu bekommen. Und sie wollen Bier. „I komm scho glei!”, beschwichtigt der Kellner, „i hob scho vier Tische im Kopf – mehr kann selbst i mir net merken.”

Für die Spanier war es ein Kulturschock mit Schunkel-Faktor, für viele Deutsche ein Stück Heimat: Dass das Oktoberfest von Peguera, ursprünglich nur vom 10. bis 14. Oktober geplant, wegen des Erfolges um zwei Tage verlängert wurde, spricht für sich.

Täglich morgens um elf hüllte der Einzug der Blasmusik den Boulevard in lautstarke Gemütlichkeit. Und was für eine – denn wo kann man sonst schon vom Dirndl direkt in den Bikini und vom Festzelt direkt auf die danebenliegende Strandliege oder ins Meer hüpfen?

Was für ein Kontrast: Draußen ein mediterranes Paradies, drinnen tobte der Freistaat – weißblau von der Girlande bis zur Tischdecke und alles in acht 40-Tonnern aus heimischen Landen importiert. „Das ,Henderl' ist ja saugut!”, entfährt es da selbst einer Dame, deren Ausdrucksweise sonst weniger zünftig geprägt ist.

Während im Zelt die Stimmung beim Auftritt eines Schuhplattlers den Siedepunkt erreicht, bei dem nicht ganz sicher ist, ob er wegen des Geschwindigkeits- oder eines Hofbräu-Rauschs so ins Wackeln gerät, wird hinter den Kulissen Schwerstarbeit geleistet: Rund 120 Helfer wirbeln um Wurstdämpfer, acht Henderl- und acht Haxn-Grills. Aber die Mannschaft des reisenden Festzeltwirtes Jochen Mörz gehört zu den Profis. „Also, da sieht man wieder, was 'ne deutsche Organisation ist!”, lobt ein Gast. Das sieht die Gemeindeverwaltung Calvià wohl ähnlich. Schon jetzt steht fest: Nächstes Jahr wird es wieder eine „Peguera-Wiesn” geben. „Noch größer, noch schöner!”, verspricht Festzeltwirt Jochen Mörz, der plant, dann einen Sattelschlepper mehr mitzunehmen, „voll mit kleinen Details”, die das Festzelt 2008 noch prunkvoller machen sollen. Und größer: Der Biergarten, der meist verregnet war, fällt weg – dafür wird Mörz ein Zelt für 4000 Leute aufstellen, dieses Jahr war für 2500 Platz.