Es bedarf keiner großen Fantasie, um sich auszumalen, welche
Wirkung die Schlagzeilen auf einen Kaufinteressenten für eine Villa
am Meer haben können: „Regierung will Häuser an der Küste abreißen”
– so oder so ähnlich titelten in den vergangenen Tagen die
Zeitungen.
Anlass waren Äußerungen aus dem spanischen Umweltministerium,
wonach mit dem Küstenschutz in Spanien endlich Ernst gemacht werden
soll. Mal wurde nur über den Abriss „illegaler Häuser” geschrieben,
dann auch von Gebäuden, die vor dem Inkrafttreten des
Küstenschutzgesetzes erbaut wurden, von gütlichen Einigungen und
Entschädigungen. Aber nichts Genaues weiß man nicht. Auch ein Anruf
dieser Redaktion im Ministerium brachte wenig Konkretes zutage.
Außer vielleicht der Aussage, dass Besitzer von legal erbauten
Häusern am Meer wohl nichts zu befürchten hätten. Immerhin.
Aber insgesamt ist das eine verheerende Politik. Mit solch
unkonkreten Äußerungen wird nicht die Küste geschützt, sondern
Panik verbreitet. Es ist doch ganz klar, dass Besitzer oder Käufer
von Häusern in erster Meereslinie dadurch erheblich verunsichert
werden.
Dass kein Missverständnis aufkommt: Der Küstenschutz ist
notwendig, und er wurde bislang völlig vernachlässigt. Das betrifft
nicht nur, aber hauptsächlich die Bebauung. Es fällt schwer zu
glauben, dass alle Häuser, die in den letzten Jahren in Meeresnähe
errichtet wurden, genehmigt waren. Oder genehmigungsfähig – siehe
Andratx. Was illegal ist, darf auch abgerissen werden. Aber die
Befürchtung, dass eine Regierung weiter gehen könnte, ist ja nicht
ganz unbegründet. Staatlich verordnete Rechtsunsicherheit hat eine
gewisse Tradition. Schon die verschiedenen Moratorien auf den
Balearen schädigten Leute, die die Gesetze einhalten wollten, ihr
Grundstück aber zufällig an der falschen Stelle hatten.
Das Ministerium muss konkreter werden. Und sollte handeln. Die
Bauaufsicht müsste erheblich verbessert werden. Und die Gemeinden
an die Kantare genommen werden - denn sie sind es häufig, die zu
allem Ja und Amen sagen, weil ihre Haupteinnahmequelle die
Immobilienabgaben sind.
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