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Während Herr Zapatero vor dem Rathaus auf Frau Merkel wartet, nutzt ein Freundinnen-Clan mittleren Alters die Gunst der Stunde: „Guapo, guapo”, rufen sie ihrem Schwarm begeistert zu, der – das Glück ist mit den wahren Fans! – nur wenige Meter von ihnen entfernt steht. Im Gegensatz zu den Sicherheitsbeamten, die ob so viel spanischer Heißblütigkeit unruhig werden, bleibt der Regierungschef cool. Kurz darauf fährt auch schon der Wagen mit der deutschen Bundeskanzlerin vor, die mit nicht weniger Feuereifer begrüßt wird: „Guapa, guapa!”

Am anderen Ende der Plaça Cort, im Pulk der Journalisten, hält ein deutscher Reporter die lautstarken Fans für Landsleute und scherzt: „Jubel-Ballermänner – eng verwandt mit den Jubel-Persern.” Weit gefehlt. Die deutschen Schaulustigen sind ob der Dichte an Polit-Prominenz – auch die Minister Steinmeier, Schäuble, Glos und Jung stehen nun in Reih' und Glied – eher sprachlos. Brunhilde Schlegel hatte sich zum 71. Geburtstag einen Besuch der Kathedrale gewünscht: „Aber das ging ja nicht wegen Angela”. Das unverhoffte „Ständchen” des Ehrenbatallions der Königlichen Garde, das die Nationalhymnen erklingen lässt, ist „ein toller Ersatz.” Hinter den Absperrgittern geht es familiär zu. Hingeworfene Satzfetzen – „Schau, der Jung!” – sorgen dafür, dass man ins Gespräch kommt: „Ihr seid Schwaben, gell?” – Nein, Badener.”

Auch wenn der Rathausplatz am Morgen noch von hektischer Geschäftigkeit geprägt ist – jede Menge blaue Uniformen, wichtige Menschen mit Handys am Ohr, schrille Trillerpfeifen, kreisende Hubschrauber –, wird die Atmosphäre von Stunde zu Stunde lockerer. Das liegt auch daran, dass die Zahl der Zuschauer relativ überschaubar ist. Die Sicherheitsleute in dunklen Anzügen, die vor dem Almudaina-Palast auf die Delegation warten, sind froh darüber: „Heute ist ein normaler Arbeitstag für die Einheimischen, die Touristensaison hat noch nicht begonnen – gut für uns.”

Das sieht das Ehepaar Schmidt aus Sa Rápita ähnlich: „Toll, wie nahe wir Angela Merkel hier sind – Berlin ist ja ein bisschen weit weg.” Urlauber Herbert und Siegrid Herrmann aus Leipzig haben die Kanzlerin schon zu Hause live erlebt, aber „hier sieht man mal, welchen exzellenten Stand sie bei den politischen Größen hat.” Als Zapatero und Merkel im Carrer Palau direkt auf sie zusteuern, kann Brigitte Grünewald aus Peguera es kaum fassen: „Ich werd' verrückt, da kommt sie.”

Für Bernhard Dretke aus Lübeck dürfte dieser Tag ebenfalls unvergesslich sein: „Drei Meter weg war Glos – das krieg' ich das ganze Leben nicht wieder.” Jessica (6) aus München kann die Aufregung nicht verstehen und will von den Eltern, Anton und Angela Niedermeier, wissen, wer Angela Merkel überhaupt ist. Antwort: ,,Die Chefin von Deutschland - genau wie Mama." (spe)