TW
0

VON HUMPHREY CARTER
Mallorca - Jahrelang war es ein Traum von ihm, jetzt wird er Wirklichkeit: Der Sänger und Songwriter Mick Hucknall wird am 3. August mit seiner Band "Simply Red" auf die Insel kommen. Es wird das erste - und wahrscheinlich das letzte Konzert sein, das die legendäre Band auf den Balearen gibt, denn 2010 wird nach 26 Jahren "Simply Red" der Vorhang fallen: Hucknall hat vor Kurzem sein erstes Soloalbum präsentiert - die Rhythm-and-Blues-Scheibe "Tribute to Bobby"- und angekündigt, dass er in Zukunft eigene, andere Musikwege einschlagen werde.

Im Interview mit dem "Daily Bulletin" sagte Hucknall, er sei schon voller Vorfreude auf Mallorca. "Wir haben schon oft auf dem Festland gespielt, aber Palma wird Neuland für uns sein." Wenn in der Stierkampfarena "Money's too tight to mention" oder "Holding back the tears" erklingen wird, werden wohl viele Erinnerungen der Zuhörer wach werden - "Simply Red", das ist der Soundtrack der Generation, die in den 80er Jahren heranwuchs. "Simply Red hat mich geprägt, hat mich geformt - deswegen genieße ich es auch immer besonders, unsere 'Greatest' Hits zu singen." Hucknalls Leidenschaft erschöpft sich aber nicht nur im Schreiben von Songs - er ist politisch aktiv, unterstützt die Labour Party: Ein weiterer Grund, von seiner Haarfarbe abgesehen, warum alle ihn nur den "Roten Mick" nennen. Und er liebt den rauen Blues der 50er und 60er. Bobby "Blue" Bland ist eine der weniger bekannten Blueslegenden, mittlerweile achtzigjährig und ein großes Vorbild von Hucknall.

"Ich höre ihn, seit ich 18 bin, und immer noch habe ich Spaß an seiner Musik." Der Musikstil von "Simply Red" kristallisierte sich aus vielen verschiedenen Strömungen heraus, wenngleich ein Konzert der Sex Pistols 1976 doch sehr prägend gewesen sei - damals war Hucknall noch Kunststudent. "Ich glaube, wenn es einen Soundtrack zu meinem Leben geben sollte, dann wären darin Marvin Gaye, die Beatles, Aretha Franklin, die Stones und Led Zepplin zu hören. Im Grunde waren wir keine Popband, die die Charts stürmte, sondern eine Band mit einer Botschaft. Ich habe viele Protestlieder gesungen - nur, uns fehlte dieser Hippie-Look: Deswegen wohl nahm unser Anliegen niemand wirklich ernst." Sie hätten nie in die damals vorherrschende "Bob-Dylan-Welt" gepasst, erzählt Hucknall weiter. "Vieles war in Großbritannien im Argen in der Zeit, in der ich heranwuchs. Thatcher war an der Macht. Wir flochten so einige soziale Statements in unsere Lieder ein." Damals war Hucknall ein sehr engagiertes Mitglied der Labour Party: "Mir gefällt die Vorstellung, dass ich die Sozialisten mit meinen Songs ein stückweit stärken konnte." Mittlerweile sei er aber längst kein solcher Polit-Rebell mehr, vielmehr wolle er sich nur noch der Musik widmen.

Sein neues Soloprojekt versteht er als Meisterstück seines Repertoires. "Die meisten Alben, die anderen Musikgrößen zu Ehren gewidmet werden, kommen erst raus, wenn diese verstorben sind. Nun, Bobby ist noch quicklebendig!" B.B. King, der oft an Bobby Blands Seite auf der Bühne stand, zeigte sich von Micks Album "Tribute to Bobby" begeistert - Bobby selbst hat es als "sehr, sehr gut" bezeichnet. Für Hucknall wird dieses Solo-Album der Anfang einer aufregenden musikalischen Reise im Alleingang sein. "Ich will diesen unverwechselbaren Beat finden - jenen, der dich sofort packt, die Finger schnippen und dich in den Hüften wiegen lässt, bevor du dir dessen bewusst wirst." Simply Red, 3. August, Stierkampfarena Palma, Karten 48-125 Euro bei El Corte Inglés, Disco Gong, Tel. 971-132648