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Einen Mundschutz, so erzählt ein Freund, hat er noch aus der Zeit der Vogelgrippe im Koffer. Ob Anlass besteht, ihn bei der nächsten Reise zu benutzen, ist schwierig zu beantworten. Ist alles nur Panikmache, was derzeit weltweit durch die Medien geistert, oder haben wir ernsthaft Grund zur Sorge? Fest steht, dass niemand weiß, was heutzutage im Falle der rasanten Verbreitung eines neuen Virustypen geschehen kann. Ignorieren darf man die Mutation dieses Erregers sicherlich nicht.

Dass aus Mexiko zunächst viel zu hohe Opferzahlen gemeldet wurden, lag nicht etwa daran, dass sie unnötig Panik verbreiten wollten. Erst am 21. April konnte der mutierte Erreger erstmals festgestellt werden. Eine lokale Grippewelle und fehlende Möglichkeiten, den Mutanten in eigenen Labors zu identifizieren, führten zunächst zu den alarmierenden Zahlen. Dass andere Länder nun mit Warnungen und Vorsichtsmaßnahmen auf diesen neuen Influenza-Typen reagieren, ist keine Panikmache, sondern Prävention. Denn das neue Virus ist hochansteckend, wenn auch offensichtlich nicht so aggressiv wie die Erreger bei der Spanischen Grippe (1918-1920) oder der Hongkong-Grippe (1968/69). Doch niedrige Zahlen von Todesopfern können noch kein Grund zur Entwarnung sein. Bisher konnten die aufgetretenen Fälle gut mit Anti-Virusmedikamenten behandelt werden. Nicht alle Länder sind damit gut eingedeckt. Besonders Entwicklungsregionen könnten so bei einer weiteren Ausbreitung des Virus gefährdet sein. Schon wird mit Hochdruck an einem Impfstoff gearbeitet, doch Grippeviren sind vor allem dafür bekannt, dass sie sich schnell verändern können und noch schneller Resistenzen entwickeln.

Vom Tisch ist das Thema jedenfalls noch nicht, solange täglich mehr Länder neue Krankheitsfälle melden. Warum sie außerhalb Mexikos offensichtlich bisher glimpflicher ablaufen als im Ursprungsland, ist ebenso wenig geklärt wie die Tatsache, ob das Virus tatsächlich vorwiegend Menschen mittleren Alters befällt. In der Zwischenzeit profitiert auf jeden Fall die Pharmaindustrie von der Geschichte. Doch verdanken wir es nicht zuletzt dem medizinischen Fortschritt, dass heute weniger Menschen an Pandemien sterben als noch vor 100 Jahren?