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Das Licht am Ende des Tunnels ist bereits zu sehen. Davon ist der balearische Wirtschaftsminister Carles Manera überzeugt. Am Dienstagmittag stellte er die aktuellen Konjunkturdaten vor und wagte auch den Ausblick auf das kommende Jahr. Für 2011 rechnet er mit dem Ende der Rezession auf den Balearen und einem Wirtschaftswachstum von 0'7 Prozent. Schon jetzt sei ein Anstieg der Steuereinnahmen zu bemerken: "Das zeigt, dass die Wirtschaft wieder anspringt", sagte Manera.

Sollte sich diese positive Prognose bestätigen, ginge eine der schwersten Krisen zu Ende, die Mallorca jemals erlebt hat. Besonders der explosionsartige Anstieg der Arbeitslosigkeit von knapp 50.000 auf fast 130.000 Personen belegt den Ernst der Lage. Kaum ein Bereich der mallorquinischen Wirtschaft konnte sich dem weltweiten Abwärtssog entziehen, der im Laufe des Jahres 2008 seine ganze Kraft entfaltete. Besonders schwer getroffen hat es auf Mallorca den Bau- und Immobiliensektor. Aber auch der Tourismus durchlebt magere Jahre. Die Urlauberzahl sank, vor allem aber beklagen die Hoteliers der Insel immer niedrigere Preise und dadurch geringere Renditen.

Die positiven Daten aus dem Wirtschaftsministerium dürften daher vielerorts für Erleichterung sorgen. Ob diese allerdings berechtigt ist, scheint fraglich. Denn Mallorcas Wirtschaft leidet unter vielfältigen Strukturproblemen (siehe dazu das Interview mit Wirtschaftsprofessor Antoni Riera auf den Seiten 20 und 21). Die Abhängigkeit vom Tourismus und in geringerem Maße von der Bauwirtschaft erweist sich gerade in Krisenzeiten als schwere Hypothek. Beide Sektoren stehen vor einem tiefgreifenden Wandel. "Der Bausektor wird nie mehr so sein, wie er vor der Krise war, wird nie mehr die Bedeutung erlangen, die er einst hatte", sagt Wirtschaftsminister Manera. "Er war schlicht und einfach überdimensioniert." Auch der Tourismus wird sich verändern müssen, um weiterhin rentabel zu sein.

Das Zauberwort für die Zukunft der mallorquinischen Wirtschaft lautet "Diversifikation". Die Balearen-Ökonomie muss vielfältiger, neue Wirtschaftszweige gestärkt werden. Experten beschwören die "Transformation", den Strukturwandel der Region. Wirtschaftsminister Manera stimmt dem zu. "Vor allem der Dienstleistungsbereich muss vielfältiger werden", sagt er. "Hierauf müssen wir unsere Anstrengungen richten." Die vordringliche Aufgabe der Politik sei es dabei, "Räume zu schaffen", um die Bildung von Firmen-Netzwerken innerhalb bestimmter Branchen zu fördern.

Paradebeispiel dafür ist der Parc Bit. Hier arbeiten laut Manera mittlerweile mehr als 3000 Menschen, der Beitrag der hier angesiedelten Firmen zum balearischen Bruttoinlands-produkt ist bereits heute höher als der der Landwirtschaft.

Zweifel daran, ob die richtigen Maßnahmen eingeleitet sind, um den dringend nötigen Wandel zu bewirken, scheinen aber dennoch angebracht. In allererster Linie, weil der politische Konsens fehlt. Ein Parteienübergreifender Pakt zur Krisenbewältigung und zur Neuausrichtung der Balearen-Wirtschaft fehlt - und ist angesichts der bevorstehenden Regionalwahl im Mai 2011 auch nicht in Sicht. Wirtschaftsprofessor Antoni Riera hat jedenfalls Bedenken: "Es fehlt auf politischer Ebene zweifellos an Führungsstärke."