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Sieben Mal hat der "Dicke" auf Mallorca Station gemacht, zuletzt 2003 in Capdepera im Norden der Insel. Der Hauptgewinn der Weih-nachtslotterie, im Volksmund "Der Dicke" genannt, ist ein gern gesehener Gast und löst in den betroffenen Orten euphorische Reaktionen aus. So ist überliefert, dass der Blumenhändler in Palmas Stadtteil Coll d'en Rabassa alle seine Blumen verschenkt hat, als die Kunde die Runde gemacht hatte, dass der Dicke im Coll gelandet war. Das ist jetzt 20 Jahre her.

Auf der Straße getanzt und "Wir haben ihn, wir haben ihn" geschrien habe sie, als sie die Zahlen im Fernsehen bei einem Bekleidungsgeschäft im Viertel gesehen habe, sagt Josefina Vicens. Zunächst hatte sie die Zahlen im Radio gehört, als sie einen Kunden bediente.

Josefina konnte aber nicht glauben, dass es "ihre" Zahlen waren, so ging sie zu einem Nachbargeschäft und sah im TV ihr Gefühl bestätigt. Die Inhaberin eines kleinen Juweliergeschäfts hatte für sich, ihre Familie und Kunden ein Los gekauft, dadurch rund zwölf Millionen Euro in Umlauf gebracht.

Sich selbst habe sie lediglich Jahre später ein Auto gegönnt, erzählte sie einer Lokalzeitung. Ihre Töchter investierten in Wohnungen, ansonsten arbeiten heute noch alle im kleinen Geschäft, das im Lauf der Zeit hinzugekauft wurde. Das "Urgeschäft", in dem ihre Kunden die Lose bekamen, gibt es nicht mehr. Es wurde vor anderthalb Jahren ausgeraubt, ist seitdem geschlossen. So launig verhält sich das Glück manchmal.

Davon kann auch Antonia Durán ein Liedchen singen. Denn ausgerechnet diejenige, die das ganze Glück verteilt hatte, ging selbst leer aus. Antonia Durán ist bis heute Besitzerin der staatlichen Lottoannahmestelle "Loteria y Apuestas del Estdo" Nummer 17 und hatte damals schlichtweg vergessen, sich rechtzeitig ein Los zur Seite zu legen, was sie normalerweise tat.

Als sie daran dachte, waren alle weg. Sie lacht heute darüber, immerhin hat ihr späterer Schwiegersohn ein Zehntel der 35.100.000 Millionen Peseten Siegprämie gewonnen, umgerechnet 210.955,15 Euro.

Die Lottobude im Coll verkaufte insgesamt 117 Serien der Nummer, bescherte den Leuten im Viertel dadurch mehr als 20 Millionen Euro, damals sogar noch steuerfrei. Die Straße musste damals gesperrt werden, weil sich vor dem Geschäft feiernde Menschentrauben bildeten. An der Wand hängt noch heute die Urkunde für diesen denkwürdigen Tag.

In dem bescheidenen Viertel ging seitdem alles weiter seinen Gang, der Millionenregen ist schon lange Geschichte und wird so schnell auch nicht wiederkommen. Beschweren muss sich darüber aber niemand, denn es gibt in Spanien ganze Provinzen, in denen es noch nie einen "Dicken" gab, wie etwa Zamora in Zentralspanien.

So funktioniert die Lotterie

Am 22. Dezember wird ein Großteil der Spanier wieder gebannt auf den Fernseher schauen, wenn die Zahlen der Weihnachtslotterie im Königlichen Theater von Madrid gezogen und von Kindern der Lehranstalt San Idelfonso gesungen werden. Insgesamt 2,24 Milliarden Euro werden in diesem Jahr verteilt, exakt so viel wie 2014.

Die Gewinne sind breit gestreut: Gezogen werden fünfstellige Losnummern zwischen 00001 und 85000. Der Hauptgewinn, der sogenannte "El Gordo" ("Der Dicke") bringt in diesem Jahr wieder vier Millionen Euro pro Los. Jede Losnummer wird wiederum in 160 verschiedenen Serien ausgegeben. Werden alle Lose verkauft, gibt es theoretisch 160 Gewinnerlose.

Jedes Los kostet 200 Euro, an der Bude wird in der Regel ein Zehntellos (Décimo) für 20 Euro verkauft, das heißt mit einem dieser Scheine kann man maximal 400.000 Euro gewinnen. Davon erhält der Gewinner nach Abzug der Steuern noch 325.500 Euro. Diese werden in Spanien seit drei Jahren auf Lotteriegewinne erhoben.

Spaniens Weihnachtslotterie gilt als größte der Welt, die Spanier als "Lotto-Freaks". Im Jahr 2014 wurden nach Angaben der staatlichen Lottogesellschaft für die Weihnachtslotterie Lose für 2,471 Milliarden Euro verkauft. Das macht fast ein Drittel des gesamten Jahresumsatzes aus. (zap)


aus MM 48/2015