Den Nachbarn ein Dorn im Auge: In Las Palmeras stapelte sich der Müll. | J.M. Gimenez

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"Naja, ein bisschen besser ist es schon geworden”, sagt Sabine Schindelmann, als sie in Maioris ihren Müllbeutel in einen der Abfallcontainer stopft. „Gerade hier beim Centro Comercial war es ja so schlimm, da kam kein Auto mehr durch.” Die Gemeinde Llucmajor wurde in den vergangenen Monaten wahrlich vom Müll überschwemmt. Gerade im Sommer gab es massive Klagen der Anwohner und Ferienhausbesitzer über die Abfallentsorgung. Neben den Containern stapelten sich die Müllbeutel, Kartons, geschnittene Palmenblätter.

„Ja, jetzt ist es wirklich ein bisschen besser geworden”, sagt Miguel Pascual Mezquida (Nachbarschaftspartei Llibertat Llucmajor) aus Bahia Grande. „Die Frage ist nur, wie lange noch.” Im Juli stockte das Rathaus für 140.000 Euro die Müllabfuhr in den Urbanisationen von Las Palmeras bis Tolleric auf. Der Vertrag gilt allerdings nur acht Monate. „Genau bis zur Wahl”, betont Mezquida.

Bernadí Vives, Gemeinderat für Abfallentsorgung, sagt: „Das Problem ist, dass die Müllabfuhr von verschiedenen Unternehmen erledigt wird, das haben wir nun erstmals in einem Vertrag zusammengefasst.” Sprich: In Llucmajor holt ein Unternehmen den Restmüll, ein anderes leert die Recyclingcontainer und Gemeindemitarbeiter sammeln den Unrat auf, der neben den Tonnen liegen geblieben ist. Genau aus diesem Grund sieht es an den Abfallstellen noch immer unordentlich aus, nachdem die Müllabfuhr durch war. Der Müllwagen leert die Container und lässt alles liegen, was sich rundherum befindet. Erst der kommunale Reinigungsdienst räumt dann auf. Doch Anwohner erzählen, dass bei ihnen seit November die Straße nicht mehr gekehrt wurde.

Es steht nicht gut um Llucmajors Müllmanagement. Die Gemeinde ist Schlusslicht, was die Recyclingquote auf Mallorca betrifft. Laut Daten des balearischen Umweltministeriums entstanden 2018 17.238 Tonnen Abfall, von denen lediglich 6,6 Prozent der Wiederverwertung zugeführt wurde. Jeder Einwohner der Gemeinde produziert rechnerisch pro Jahr 485 Kilo Müll, 32 davon werden recycelt. Zum Vergleich: Esporles ist das Vorzeigekind der Wiederverwertung. Dort verursacht jeder Bewohner 179 Kilo Unrat, 134 Kilo kommen ins Recycling.

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Anzumerken ist allerdings, dass sich auf dem Gemeindegebiet von Llucmajor zahlreiche Hotels befinden. Im Sommer beauftragte das Rathaus das Unternehmen Ecovidrio, die Hoteliers über die fachgerechte Entsorgung von Altglas zu informieren. Denn allein 40 Hotels in der Gemeinde würden die Hälfte der Glasabfälle Llucmajors produzieren.

Auf Kopfschütteln bei den Anwohnern stieß eine neue Maßnahme des Rathauses. Auf den Müllcontainern wurden nun Aufkleber angebracht, mit dem Hinweis, an welchen Tagen und zu welchen Uhrzeiten der Müll entsorgt werden darf. An vier Tagen pro Woche von 18 bis 23 Uhr kann der Abfall weggeworfen werden. Bei einem Vergehen drohen Strafen von bis zu 3000 Euro.

„Das widerspricht den spanienweiten gesetzlichen Vorgaben”, schimpft Miguel Pascual Mezquida, „Restmüll muss man jeden Tag entsorgen dürfen.” Es sei doch ein Unding, dass die Leute mit kleinen Kindern oder pflegebedürftigen Alten Windeln mehrere Tage lang zu Hause aufbewahren müssten. Im Sommer seien feste Uhrzeiten für die Müllentsorgung durchaus sinnvoll: „Damit er nicht den ganzen Tag im Container in der Sonne schmort.”

Doch Mezquida sieht nicht nur das Rathaus in der Verantwortung: „Somos unos Schweine”, („Wir sind Schweine”) schimpft der Mallorquiner, der mit einer Deutschen verheiratet ist. Anwohner und Touristen müssten auch selbst auf Ordnung achten.

(aus MM 06/2019)