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Karibikblaues Wasser in einer kleinen Bucht, unberührter Sand und eine natürliche Felsenbrücke ganz in der Nähe, so die Beschreibung der Bilderbuch-Playa Cala Varques an der Ostküste Mallorcas.

Gleichzeitig trüben dort in der warmen Jahreszeit ein Ansturm von Menschenmassen, massive Parkplatzprobleme, eine illegale Strandbude und seit Kurzem auch ein Streit um den Zugangsweg das Bild.

In dieser Woche hat der Besitzer eines landwirtschaftlichen Anrainergrundstücks den Durchgang gesperrt und erklärt, dass es kein öffentliches Wegerecht gebe. Dies wurde auch vom Rathaus Manacor sowie von Lokalmedien behauptet. Verwiesen wird dabei auf eine alternative Zugangsmöglichkeit aus Richtung Cala Falcó und Cala Romántica, die allerdings einen kilometerlangen Umweg beinhaltet und über steile Felsen an der Küste entlang führt.

Anders sieht man die Sache bei der Plattform "Pro Camins Públic" (Pro öffentliche Wege). Deren Mitglied Sebastià Gaià hat sich nun an die Öffentlichkeit gewandt und legt Dokumente vor, die das Vorhandensein eines Wegerechts beweisen sollen. Das berichtet die Tageszeitung Ultima Hora. Den Unterlagen zufolge führt der dokumentierte Weg zunächst 50 Meter über das umstrittene Grundstück, dann rechter Hand über ein Nachbar-Areal und schließlich wieder über das Gelände der Finca Cala Varques am Sturzbach (Torrente) entlang.

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Allerdings gibt es in dem vorgelegten Rathaus-Dokument offene Punkte. Abschließend ist in dem betroffenen Bereich offenbar nie über den Verlauf der Wegerechte entschieden worden, obwohl das spanische Küstengesetz vorschreibt, dass überall im Land der freie Zugang zum Meer gewährleistet sein muss, und sich die allererste Küstenlinie im Staatsbesitz befindet.

Entscheidend ist bei Streitigkeiten, die teilweise nach jahrelangen Prozessen beim Obersten Gerichtshof landen, oftmals das Gewohnheitsrecht. Laut Anwohnern wurde immer der nun gesperrte Weg genutzt und niemals der vom Rathaus vorgeschlagene von der Cala Falcó aus. Die Lokalpolizei verweigert jedoch bisher jegliches Eingreifen und hat sich nach dem Eingang von Anzeigen auf die Aufnahme eines kargen Protokolls beschränkt.

Die Eskalation in dieser Woche hat auch damit zu tun, dass der Grundstücksbesitzer und der Betreiber der illegalen Strandbar körperlich aneinander geraten sein sollen. Zudem stehen am 26. Mai Kommunalwahlen an, und über das weitere Vorgehen wird der neue Gemeinderat von Manacor zu entscheiden haben. Bisher regiert die konservative Volkspartei in Koalition mit den liberalen Regionalisten von El Pi, die 2016 per Misstrauensvotum einen Linkspakt zu Fall gebracht hatten.

Vom Parken an der Schotterpiste Richtung Cala Varques sowie auch an der Landstraße ist abzuraten. Bereits in den vergangenen Jahren verteilte der Rathausvollzugsdienst dort reihenweise Knöllchen über mehrere hundert Euro. Nach Jahren des intensiven Tourismus scheint die überlaufene Cala Varques also vorerst zu einem jungfräulichen Zustand zurückgefunden zu haben. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht, und welche Position Umweltschützer und politische Fraktionen dabei einnehmen werden.