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Wenn Markus und Susanne Bender an ihre Auswanderung vor 19 Jahren denken, dann können sie sich ein Lächeln nicht verkneifen: „Wir haben einfach unseren gesamten Hausrat aufgelöst und wollten nach Mallorca – obwohl wir vorher noch nie hier waren“, erzählt Markus Bender. Dass es das Paar ausgerechnet nach Can Picafort, im Norden der Insel, verschlagen hat, war ein Zufall – oder vielleicht auch Schicksal: „Die Frau, die damals in Deutschland unsere Dunstabzugshaube gekauft hat, hatte eine Freundin mit einem Hotel in Can Picafort. Dort konnte ich als Kellnerin anfangen“, erinnert sich Susanne Bender. Das Paar hat sich also den Bulli geschnappt und auf den Weg zum Campingplatz nach Can Picafort gemacht. „Das Problem war: Den Campingplatz gab es gar nicht mehr – der war zu“, erinnern sich beide und lachen beim Gedanken daran herzlich.

Mit Susannes Job im Hotel lief es auch nicht rund. „Ich habe da einfach kein Talent und ständig alles fallen lassen. Nach zwei Monaten hat die Chefin zu mir gesagt: ‚Sanne, nerv mich nicht länger und fang jetzt endlich an, Reiki zu behandeln’“, erzählt die 53-Jährige.

So kam es, dass Bender, die noch in Deutschland ihre Ausbildung zur Reiki-Meisterin absolviert hatte, sich mit der Unterstützung ihres Mannes selbstständig machte und sich ganz auf die Behandlung nach der japanischen Heilmethode konzentrierte. „Reiki, das ist im Prinzip Energieübertragung durch Handauflegen“, erklärt die gebürtige Nordrhein-Westfälin. Die Methode, nach der sie behandle, gründe sich auf den Altmeister des Reiki, Mikao Usui, und sei die ursprünglichste Form dieses Heilverfahrens. Ergänzend, und um eine optimale Körperanalyse durchführen zu können, bietet Susanne Bender in dem kleinen Laden namens „Samaki“ in Can Picafort aber auch Hypnose, Handlesen, Klang-, Farb,- und Gesprächstherapie sowie Fußreflexzonen- und ayurvedische Massagen an. „Der Name des Ladens ist ein Wortspiel. Die Anfangsbuchstaben unserer Namen und ‚ki’, das kommt aus dem Reiki und steht für Energie“, erklärt Markus Bender. Als er seine künftige Frau kennenlernte, hatte er keine Ahnung, was Reiki sei. „Da hab’ ich mir erst mal ein Buch gekauft“, erinnert sich der 50-Jährige, der sich heute um den eigenen Online-Shop kümmert.

Dort kann man – wie auch im Laden – unter anderem von Susanne Bender selbst hergestellten Schmuck aus Heilsteinen kaufen, die beiden nennen ihn Karma- Schmuck. „Der Online-Shop ist wegen der Coronakrise im Moment unsere einzige Einnahmequelle. Den Laden betritt aktuell an schlechten Tagen kein einziger Kunde. Dieses Jahr ist eben alles anderes. Normalerweise kommen immer viele Stammkunden zu uns, um sich behandeln zu lassen“, erklärt Bender und seine Frau ergänzt: „Und die Leute, die hier sind, haben kein Geld für eine Behandlung. Manche kommen trotzdem vorbei, kaufen sich ein Armband für drei Euro und bitten mich um ein bisschen positive Energie und Glück.“ All ihr Schmuck sei aber generell mit einem Reiki-Segen versehen, der Energie spendet. „Die Menschen suchen gerade jetzt in der Krise etwas, das ihnen Kraft und Halt gibt“, weiß das Paar.

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Dabei sehen Markus und Susanne Bender Reiki keinesfalls als Allheilmittel. Es sei mehr eine energetische Unterstützung, die dem Körper und der Seele hilft, sich selbst zu heilen. „Ich werde nie den Motorradfahrer vergessen, der hier mal im Laden stand. Der Mann konnte seinen Kopf nicht mehr richtig bewegen. Nach einer Reiki-Behandlung und einer Fußreflexzonenmassage ist er hier rausspaziert, und ich habe ihn nicht mehr gesehen. Bis er zwei Jahre später wieder hier war, um sich zu bedanken: Er konnte nach der Behandlung seine Motorradtour über die Insel fortsetzten und war darüber noch immer sehr glücklich“, erzählt Susanne Bender.

Natürlich gebe es auch Menschen, die der Heilmethode skeptisch gegenüber stünden. „Aber manchen Skeptiker haben wir schon überzeugt und sogar zu Kursteilnehmern gemacht“, erzählt Markus Bender stolz.

Ausgewählte Steine geben nach der Reiki Philosophie besonders Kraft.

Die eigene Energie schöpft das Paar aus der Meditation und aus langen Spaziergängen mit den drei Hunden am Strand. Außerdem empfänden sie ihren Beruf nicht als Arbeit. „Wir tun, was wir lieben, das ist purer Luxus und wir sind dafür sehr dankbar“, sagt Susanne Bender. Durch die Krise gehen die beiden mit einer guten Portion Optimismus: „Ich fühle, das alles gut wird. Wir gehen da durch“, sagt die Wahlmallorquinerin.

Und letztlich ist es doch immer so: Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende.