Der klassische Einkaufsbummel hat deutlich nachgelassen während der Pandemie. Viele verlegen das Shoppen nach Hause und kaufen per Mausklick ein. | Archiv

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Die beiden älteren Damen beugen sich über das Smartphone. Videos und Sprachnachrichten schallen herüber. Sie lachen kräftig. Digitale Medien sind längst in allen Schichten der Bevölkerung angekommen. Nachrichten verschicken, Videos anschauen, Texte lesen und natürlich auch per Mausklick einkaufen.

Die Tendenz zum Onlineshopping steigt. Die vermehrte Nutzung intelligenter Mobiltelefone und intensive Verkaufsstrategien auf Sozialen Netzwerken, Plattformen wie Marketplaces, auf denen sich Nutzer untereinander verknüpfen können, haben zu einem Boom im Online-Geschäft geführt. Hinzu kommt der „Shift“ in den Generationen von Baby Boomers über die sogenannten Millennials bis zur heutigen Generation „Z“, für die das Smartphone ihr zweites Ich ist.

Die Corona-Pandemie hat dem Onlinekauf spanienweit einen zusätzlichen Schub verliehen. Besonders die Monate März bis Mai führten aufgrund der strengen Ausgangssperre zu erhöhten Käufen im Netz. Angst vor Ansteckung, geschlossene Geschäfte und die Vorgabe, so wenig wie möglich vor Ort einzukaufen, brachten die Menschen dazu, von zu Hause aus zu bestellen. Eine Umfrage von es.
statista.com ergab, dass 34 Prozent „aus reiner Bequemlichkeit“ von zu Hause aus shoppten. Aber allein zehn Prozent tätigten den Einkauf im Netz, weil viele Läden geschlossen hatten.

Die Kombination aus Angst, fehlender Kaufkraft und Sorge vor der Zukunft bremst die Menschen beim Geldausgeben. Wer nicht wisse, wie es im nächsten Jahr weitergehe, tätige keine Investitionen, so Toni Gayá, Vorsitzender des mallorquinischen Einzelhandelsverbandes Afedeco. Die Umsatzeinbrüche direkt nach Ende der Ausgangssperre seien brutal gewesen. Die Einnahmen im stationären Handel sackten um mehr als 50 Prozent ab.

Als im Frühjahr auf Mallorca „nichts mehr ging“, stampften viele lokale Unternehmen in Windeseile digitale Verkaufsplattformen aus dem Boden, um ihre Produkte anzubieten. Das sei alles gut und wichtig in dem Moment gewesen, doch „diese Angebote sind sehr klein und nicht signifikant für den Handel“, so Gayá. Auch die florierenden Online-Lieferdienste wie Uber Eats oder Deliveroo würden von Restaurants kritisch gesehen, da der Lieferservice bis zu 30 Prozent der Einnahmen einbehalte.

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Onlinekäufe bei Giganten wie Amazon sieht der Vorsitzende von Afedeco hingegen kritisch. „Sie bringen der Insel keine direkten Einnahmen. Wir müssen dafür sorgen, dass das Geld zirkuliert. Und zwar bei uns.“

Auch wenn der Onlinemarkt seit vielen Jahren am Wachsen ist, sei man auf einen solchen Stillstand nicht vorbereitet gewesen, so Gayá.

Damit der lokale Handel digital eine höhere Schlagkraft erreiche, ist eine umfangreiche Plattform verschiedener Firmen auf Mallorca in Planung.

Der Einzelhandel in Deutschland erwartet eine Investitionswelle nach dem Ende der Pandemie. Ob das auch für Spanien und Mallorca gelte, kann Gayá nicht sagen. Prognosen möchte der Verbandschef nicht abgeben.

„Es ist alles noch recht frisch. Wie sich die Verkaufszahlen weiterentwickeln, müssen wir abwarten.“ (dk)