Die Playa de Palma, der Sehnsuchtsstrand deutscher Urlauber auf Mallorca. | M. C.

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Eigentlich hätte Pedro Marín allen Grund zur Freude gehabt. Grund beispielsweise, sich nach einer langen Urlaubssaison als Hotelier und Hoteliersverbandschef von Mallorcas größter Ferienmeile, der Playa de Palma, entspannt zurückzulehnen und in den Erfolgen der vergangenen Monate zu schwelgen. Wie zum Beispiel der durchschnittlichen Zimmerbelegung in den insgesamt 114 Hotels entlang der Playa. "Die lag dieses Jahr bei 87 Prozent, also zwei Prozent über dem Wert des vergangenen Jahres", erklärte Marín bei der Pressekonferenz zum Saisonabschluss Ende vergangener Woche.

Dass eine hohe Auslastung gleichbedeutend mit hohen Umsätzen ist, ließ Marín dabei außen vor. Stattdessen führte er aus, dass der Anstieg der Belegungszahl umso erstaunlicher sei, als dass die Zimmerpreise in diesem Jahr um knapp elf Prozent gestiegen seien. Will heißen: Obwohl die Kosten für eine Unterkunft an der Playa de Palma drastisch teurer wurden, kamen mehr Urlauber und klingelten die Kassen lauter als zuvor. Auch hinsichtlich der Dauer der Saison hatte Marín nur Positives zu vermelden. „Derzeit sind noch 30 Prozent der Unterkünfte offen, über den Winter werden es 15 Prozent sein, aber spätestens im April nächstes Jahres haben alle Häuser an der Playa wieder geöffnet”, frohlockte der Verbandschef.

Doch trotz all dieser Erfolgsnachrichten, zeigte sich Marín unzufrieden. So sei die zu Ende gegangene Saison hinsichtlich der Zahl an Exzessen und Auswüchsen jugendlicher Party-Urlauber eine der „schlimmsten aller Zeiten” gewesen. Und dementsprechend groß der Image-Schaden für die Playa de Palma in den internationalen Medien. Mehrere mutmaßliche Gruppenvergewaltigungen, filmreife Verfolgungsjagden zwischen Urlaubern und Türstehern, ein kaltblütiger Messermord auf offener Straße sowie weitere, zum Teil schwere Strafdelikte hätten dazu beigetragen.

Und dass die Lage am Ballermann nicht vollends eskalierte, sei den Hoteliers zu verdanken gewesen. Die hätten bei grobem Fehlverhalten ihrer Gäste hart durchgegriffen, insgesamt 185 Randale-Urlauber seien den Anlagen verwiesen worden, resümierte Marín. Ganz geholfen habe das aber auch nicht, es fehle einfach an verstärkter Polizeipräsenz. "Wir können uns noch so viele Gesetze ausdenken. Wenn wir sie nicht durchsetzen, macht das alles keinen Sinn", schimpfte Marín.

Weil viele Beamte der Nationalpolizei auf dem Festland wegen der hohen Unterhaltskosten vor einer Versetzung auf die Insel zurückschrecken, will der Hoteliersverband an der Playa de Palma dem spanischen Innenministerium für die kommende Saison anbieten, insgesamt zehn von ihnen eine kostenlose Unterkunft in den Hotels zu besorgen. Im Gegenzug müsste die Truppe aber bereits ab April an der Playa de Palma für Ruhe und Ordnung sorgen. "Wir verzichten gerne auf ein paar Polizisten im Oktober”, so Marín, „wenn wir sie im Gegenzug bereits im April bekommen".

In der Verantwortung, die Lage an der Playa zu entschärfen, ständen seiner Meinung auch die Reiseveranstalter. "Preise und Aufenthaltsdauer von Pauschalreisen müssen angehoben werden, damit randalierende Low-Cost-Touristen gar nicht erst auf die Insel kommen". Motto: Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen.

Währenddessen bemüht sich der Rest von Mallorcas Hotellerie, an einer qualitativen Aufwertung ihrer Häuser zu arbeiten. So fand beispielsweise jüngst in Palmas zeitgenössischem Kunstmuseum Es Baluard erstmals eine Tagung zum Thema "Mehr Nachhaltigkeit in Hotelbetrieben" statt. Unter anderem ging es dabei um die Umsetzung ressourcensparender Technik.

Qualitätsverbesserung ist auch das Motto des neunten nationalen Hotelkongresses, der vom 22. bis 24. November in Palma stattfindet. Im Fokus steht dabei die Ausbildungssituation der in der Hotellerie Beschäftigten. Zusammen mit der spanischen Zentralregierung planen die Unternehmer die Aufstockung der Zahl von Berufsausbildungen in der Branche. Aber auch die Möglichkeiten, bessere Anreize für zukünftige Hotelangestellte zu schaffen. So gehören beispielsweise Zimmermädchen immer noch zu den am schlechtesten bezahlten Berufsgruppen in ganz Spanien.