So sehen Helden von einst aus: In der Spielsaison 1946/47 gewann der Verein die balearische Meisterschaft. Foto: Aus dem Buch „Die Geschichte des Fußballsports auf den Balearen”.

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Es ist ein ganz gewöhnlicher Mittwochnachmittag, der Himmel ist wolkenverhangen. In den hochgewachsenen Gassen Manacors rund um das Stadion Na Capellera erinnert nichts daran, dass der örtliche Fußballverein CD Manacor in diesem Jahr ein ganz besonderes Jubiläum begeht. Vereinzelt wuseln Kinder und Jugendliche in der rot-weißen Vereinskluft über die Straßen, das eintönige Antlitz der Fassaden wirkt nicht gerade wie ein Anker des touristischen Treibens auf Mallorca.

Das muss es aber auch nicht, denn der Verein, dessen Stadion sich in das Häuserbild Manacors harmonisch integriert, ist ein wichtiger sozialer Anlaufpunkt der Stadt. „Der Verein mit seiner 100-jährigen Geschichte ist ein Wahrzeichen der Stadt, obwohl man nicht vergessen darf, dass auch CV Manacor, Futsal und Basket Manacor ihren Stellenwert in der Stadt haben“, sagt Joan González, der zweite Vorsitzende des Clubs.

Im Juni 1923 wurde der Fútbol Club Manacor offiziell unter dem Vorsitz von Josep Vidal Busquets gegründet. Ursprünglich bestand die Ausrüstung des Vereins aus einem Barça-Trikot und schwarzen Shorts, in den ersten beiden Jahren spielte die Mannschaft auf einem provisorischen Spielfeld. 1925 war die uruguayische Nationalmannschaft, eines der stärksten Länderteams ihrer Zeit, zu Gast zu einem Freundschaftsspiel und siegte mit 13:2. Gleichzeitig erwarb der Club das Gelände, auf dem sich das heutige Stadion befindet.

Die ersten großen Erfolge feierte der Club Deportivo Manacor, wie er inzwischen hieß, in den 1950er Jahren, als er bis in die dritte Liga vorstieß und zur Krönung 1958 freundschaftlich gegen den FC Barcelona antrat. 1970 musste CD Manacor nach zwanzig Jahren wieder in die Regionalliga absteigen. Danach waren Comebacks in der inzwischen Segunda División B lautenden Liga stets nur noch kurze Intermezzi.

Am 25. Juni 2011 stieg der Verein letztmalig in die Drittklassigkeit auf und blieb einmal mehr nur vorübergehend, bewahrte sich aber dennoch stets seine Bodenhaftung. Nicht zuletzt brachte CD Manacor mit Miquel Àngel Nadal und Albert Riera zwei Nationalspieler Spaniens hervor, zudem fanden Sebastià Pocoví bei Espanyol Barcelona, Torhüter Paco Sureda bei Real Madrid, Miquel Mesquida bei Real Zaragoza, Arnau Caldentey und Toni Pascual bei Rayo Vallecano ihren Weg von Manacor in die oberste Profiliga Spaniens.

Und als ob die junge heutige Fußballgeneration diesen unvergessenen Helden nacheifert, betreten die Nachwuchskicker gleichwohl mit kindlicher Unbekümmertheit, aber auch einer Portion Stolz das Stadiongelände. 25 Jugendmannschaften sind hier gemeldet, insgesamt 500 aktive Fußballer geben sich die Klinke in die Hand. Der Verein lebt, die 100 Jahre sind ihm keineswegs anzumerken, das Kleid, das der Club trägt, wirkt frisch und jugendlich.

Dass es im Ort mit Inter Manacor einen zweiten Club gibt, stört hier kaum jemanden. „Es gibt keine Rivalität, obwohl die Spiele, in denen wir gegeneinander antreten, immer großes Interesse erzeugen. Es besteht aber ein sehr gutes Verhältnis“, betont González. Neben dem großen Vereinsfest im Juni dieses Jahres durfte man sich vor kurzem auch ausgerechnet im Jubiläumsjahr mal wieder daran erfreuen, dass der große Fußball nach Manacor kam. Im Pokalwettbewerb Copa del Rey war mit der UD Las Palmas ein Erstligist zu Gast, dem man es beim 0:3 lange Zeit schwer gemacht hat.

Auch im Ligawettbewerb ist der Club auf Erfolgskurs und kämpft in der Spitzengruppe mit. „Für die erste Mannschaft haben wir uns als Minimum vorgenommen, unter den Top 5 zu sein, was zu den Play-Off-Spielen berechtigt“, betont González. Doch das Hauptaugenmerk der Vereinsverantwortlichen konzentriert sich auf diejenigen, die an diesem Mittwochnachmittag das Kunstrasenfeld beackern. „Es ist sehr wichtig, die Ausbildung der Spieler von klein auf fortzusetzen, das ist wirklich das Hauptziel des Vereins“, unterstreicht González. Vielleicht wächst hier wieder ein künftiger Nationalspieler Spaniens heran.