Éric Jareño ist einer der jüngsten Bürgermeister auf Mallorca, und er hat viele Pläne. | Patricia Lozano

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Mallorca Magazin: Sie sind einer der jüngsten Bürgermeister Mallorcas. Müssen Sie sich deshalb besonders beweisen, Herr Jareño?

Éric Jareño: Natürlich gab es Zweifler am Anfang. Zwischen den Bürgermeistern, die große Gemeinden führen, bin ich der Jüngste. Aber ich habe Lust, vieles zu verändern. Wenn man seine Arbeit mit Leidenschaft macht, ist man auch erfolgreich. Ich glaube sogar, dass die PP ihre Ergebnisse verbessern würde, wenn heute Wahlen wären, weil die Leute einfach viel Vertrauen in meine Arbeit gewonnen haben.

MM: Auf dem Marktplatz hier im Dorf herrscht reges Leben. Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Llucmajor ausgewirkt?

Jareño:Wir haben während der Pandemie versucht, so viele Geschäfte und Lokale wie möglich offen zu halten. Wir haben beispielsweise keinen Markttag gestrichen. Die Gastronomen zahlen bis Ende des Jahres keine Abgaben für die Gastroterrassen. Zudem ermöglichten wir drei Wochenenden mit Feria im Ort. Die Leute sollen arbeiten können. Der wirtschaftliche Wiederaufschwung ist extrem wichtig. Die Geschäftsleute haben es in diesen Zeiten schon schwer genug, da will ihnen die Gemeinde nicht noch ein Bein stellen.

MM: Sie kommen aus einer Familie, die im Tourismus arbeitet. Welchen Stellenwert hat dieser für Sie in Llucmajor?

Jareño: Die Gemeinde Llucmajor und Mallorca leben direkt und indirekt vom Tourismus. Wer das nicht sieht, ist blind. Leute, die Antitourismus-Kampagnen starten, liegen falsch. Das ist, als würde man sich selbst ins Knie schießen. Die Frage ist ja nicht, ob wir Urlauber wollen, sondern welche Art von Tourismus die Zukunft ist. Und nun ist es eine gute Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wo die Reise hingehen soll.

MM: Palma geht massiv gegen den Sauftourismus an der Playa de Palma vor. Zieht diese Klientel nun nach Arenal weiter?

Jareño: Wir haben keine deutschen Sauftouristen in Arenal, das geht aus der Polizeistatistik hervor. Arenal ist nicht die Bier- oder die Schinkenstraße. Es gab in der Vergangenheit Probleme mit Schülerreisen. Von dieser Art Tourismus soll sich Arenal entfernen. An der Playa de Palma ist es teilweise gelungen, eine neue Urlauberklientel wie Familien anzusprechen. Dafür haben beispielsweise die Hotelsanierungen gesorgt. Dorthin will ich auch mit Arenal. Denn die Entwicklung an der Playa de Palma macht mich neidisch.

MM: Wie soll das in Arenal erreicht werden?

Jareño:Wir arbeiten in Arenal an der Infrastruktur. Die Plaça Major wird zur Fußgängerzone umgestaltet. Auch sind Arbeiten an der Plaça Reina Cristina sowie am Carrer del Gran i General Consell geplant. Zudem könnte dort ein neues unterirdisches Parkhaus nahe des Bürgerbüros entstehen, um das Verkehrsproblem zu lösen. Die Gemeinde bemüht sich derzeit, dafür EU-Mittel zu erhalten, denn ohne diese Hilfe können wir so ein Vorhaben nicht umsetzen. Aber ohne private Investitionen wird der Wandel nicht einsetzen.

MM: Warum baut die Gemeinde das Parkhaus nicht ohne Subventionen?

Jareño: Die Gemeinde besteht aus 18 Teilen – ich kann mich nicht nur um Arenal und ums Dorf kümmern. Ohne Subventionen ist es schwierig für Llucmajor sich zu verändern. Wir reden hier von einer Investition von zwölf, 13 Millionen Euro.

MM: Llucmajor ist eine große und vielfältige Gemeinde. Ist es schwierig, jedem Ortsteil gerecht zu werden?

Jareño: Wir haben Arenal, Llucmajor-Dorf und die Urbanisationen. Die Probleme eines Anwohners, der in einem siebenstöckigen Haus in Arenal wohnt, sind nicht die gleichen, die eine Person hat, die in Son Bieló lebt, wo im Winter niemand sonst ist. Auch die Bevölkerungsstruktur ist unterschiedlich. In Arenal leben viele Saisonkräfte, die Küstenorte wiederum ziehen reiche Ausländer an, die sich eine Villa mit Meerblick kaufen. Meine Aufgabe ist es, die verschiedenen Bedürfnisse zu erfüllen.

MM: Müllprobleme, Stromausfälle, Kriminalität sind nur einige Probleme, welche die Anwohner der Urbanisationen beschäftigen. Wurden die Küstenorte in den vergangenen Jahren vergessen?

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Jareño:Die Urbanisationen sind in der vergangenen Jahren in kurzer Zeit extrem gewachsen. Dort werden alle Immobilien verkauft. Die Infrastruktur muss angepasst werden. Bei diesen kurzen Stromausfällen kann die Gemeinde direkt nichts machen, aber wir arbeiten natürlich mit dem Stromversorger zusammen. Die Vorkommnisse sind seit dem neuen Unterwerk in Cala Blava wesentlich weniger geworden. Zum Thema Sicherheit gibt es zu sagen, dass die Lokalpolizei sich regelmäßig mit der Guardia Civil zusammensetzt, um über die Kriminalität zu sprechen. Die Statistik sagt, dass es in den Urbanisationen nicht unsicherer geworden ist.

MM: In den sozialen Netzwerken wurde Ihnen vorgeworfen, das Sicherheitsproblem herunterzuspielen ...

Jareño:Was dort geschrieben wird, lese ich schon gar nicht mehr. Es gibt immer welche, die Stimmung machen und Ängste schüren wollen. Die Polizei hat ihre Präsenz an strategischen Punkten verstärkt. Das Problem ist auch, dass die Anwohner viele Delikte gar nicht anzeigen. Aber ohne Anzeigen haben wir als Gemeinde auch keine Argumente, um bei der Zentralregierung mehr Guardia-Civil-Kräfte anfordern zu können.

MM: Wie sieht es beim Thema Müllentsorgung aus? Was hat sich da getan?

Jareño: Wir konnten unsere Recyclingquote enorm verbessern. Im Dorf, wo es die Tür-zu-Tür-Abholung gibt, werden mittlerweile 80 Prozent des Abfalls getrennt. In den Urbanisationen liegt die Quote bei 60 Prozent. Llucmajor war lange Schlusslicht, was die Mülltrennung betrifft. Nun sind wir zu den besten der Insel aufgestiegen. Anfang 2022 sollen in den Urbanisationen Biomülltonnen aufgestellt, zudem wird insgesamt die Zahl der Container aufgestockt werden.

MM: Die Küstenorte ziehen viele Familien an. Reichen die Schulplätze noch aus?

Jareño:Es gibt Pläne, eine weiterführende Schule, ein Instituto, in Maioris zu bauen. Das Grundstück dafür hat die Gemeinde, doch wir müssen abwarten, was das Bildungsministerium entscheidet.

MM: Teile der Grundschule in Puig de Ros müssen abgerissen werden. Wie konnte es so weit kommen?

Jareño: Der Bau entstand 2001. Damals legte ein Anwohner Einspruch ein, weil Bauvorgaben nicht eingehalten worden waren. Das Gericht gab ihm recht. Die Gemeinde versuchte daraufhin mit dem Nachbarn zu einem Kompromiss zu kommen. Er wollte, dass das Rathaus darauf verzichtet, auf dem Nachbargrundstück der Schule eine Sportanlage zu bauen. Das konnte ich ihm nicht zusagen.

MM: Gibt es denn schon konkrete Pläne für diese Anlage?

Jareño: Nein, die Anlage ist im Bebauungsplan der Gemeinde vorgesehen. Es kann kein anderes Grundstück dafür ausgewiesen werden. Wenn die Anwohnerzahlen in den Küstenort weiter so wachsen, werden wir dort etwas bauen, was benötigt wird. Das können beispielsweise Tennisplätze, ein Skaterpark oder eine Mehrzweckhalle sein.

MM: Ein Aufreger war in der Gemeinde die Bearbeitungsdauer von Bauanträgen. Oft zog sich das jahrelang hin. Da hat sich nach wie vor nichts verbessert.

Jareño: Das ist leider wahr. Wenn beim Bauantrag alles in Ordnung ist, geht das Verfahren recht schnell. Aber sobald nachgebessert werden muss, zieht sich das Verfahren hin. Wir arbeiten daran und wollen einige Abläufe umstellen.

MM: Sie haben sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Wie soll das beim Thema Wasser umgesetzt werden?

Jareño:Derzeit läuft die Ausschreibung, um einen neuen Wasserversorger für die Gemeinde zu finden. Aktuell übernimmt das Aqualia. Wir wollen, dass überall elektronische Wasserzähler installiert werden. Über diese kann schneller erfasst werden, wenn in einem Haus ein Rohr undicht ist. Auch sollen die Anlagen modernisiert werden. All das wird helfen, Wasser zu sparen.

(aus MM 44/2021)