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"Die Gefahr fährt immer mit. Wir sind halt auf öffentlichen Straßen unterwegs", meint der deutsche Radprofi André Greipel. Der 33-Jährige ergänzt: "Aber man versucht, so etwas auszublenden."

Die Rede ist von dem Horror-Unfall, der sich am Samstag bei Calp auf dem spanischen Festland ereignete. Eine Autofahrerin hat eine Gruppe des Profi-Radstalls Giant-Alpecin erfasst, in der sich auch der Deutsche John Degenkolb befand. Die sechs Sportler erlitten zum Teil schwere Verletzungen, Degenkolb wurde Presseberichten zufolge ein Finger fast abgerissen. Er muss länger pausieren.

"Ich habe ihm alles Gute und eine schnelle Genesung gewünscht. Aber man muss auch aufpassen, dass man ihn jetzt nicht mit Nachrichten bombardiert. Wenn eine Weile vergangen ist, werde ich ihn mit Sicherheit mal anrufen", so Greipel über Degenkolb. André Greipel selbst ist bisher von größeren Unfällen verschont geblieben. "Aber ich denke, dass alle Radfahrer schon mal in eine brenzlige Situation im Straßenverkehr gekommen sind. Ich bin ein sehr vorsichtiger Fahrer. Nach dieser Sache werde ich sicher noch vorsichtiger fahren. Auch hier auf Mallorca. Obwohl ja viele Leute auf der Insel den Umgang mit Radfahrern kennen", meint Greipel.

Der deutsche Sprintstar ist nicht zum Vergnügen am Montag auf die Insel gekommen. Er nimmt mit seinem belgischen Team Lotto-Soudal in diesen Tagen an der Mallorca-Challenge teil (Donnerstag, 28., bis Sonntag, 31. Januar). "Das Ziel ist, nicht zu stürzen und die ersten Rennkilometer zu sammeln. Wenn es zum Sprint kommt, dann werden wir sicher auch sprinten, aber es geht nicht vorrangig darum, eine Etappe zu gewinnen. Ich möchte nicht jetzt in Form sein, sondern Ende März, Anfang April."

Eine Etappe der Mallorca-Rundfahrt (die Trofeo Magaluf - Palmanova) konnte Greipel 2010 gewinnen, er nimmt in diesem Jahr zum vierten Mal teil, wird Donnerstag, Freitag und Sonntag am Start sein. Samstag trainiert der gebürtige Rostocker individuell. Mallorca kennt er recht gut. "Ich bin jetzt das 17. Jahr hier, entdecke aber immer wieder noch neue Ecken", so Greipel, der seine Profikarriere 2002 beim TEAG Team Köstritzer startete und danach für die Rennställe Wiesenhof, T-Mobile, HTC-Columbia, Omega-Pharma-Lotto und Lotto-Belisol in die Pedale trat. Sein Vertrag bei Lotto-Soudal läuft noch bis Ende des Jahres.

Seinen Platz in der Geschichte des Radsports hat der Vater zweier Mädchen schon sicher. Er gehört zu den Profis, die bei allen drei großen Rundfahrten (Giro d'Italia, Vuelta a España, Tour de France) Etappen gewinnen konnten. Bei der Tour waren es insgesamt zehn, vier davon im vergangenen Jahr. Ein Sieg war ganz besonders: Greipel hatte die Nase bei der Schlussetappe auf dem Champs Élysées in Paris vorn.

In der World-Tour-Rangliste des Weltverbands UCI fand man Greipel Ende des Jahres als zweitbesten Deutschen hinter Degenkolb (Platz 12) auf Rang 24. Wer sich seine Erfolge anschaut, der kommt zu dem Schluss, dass der in Hürth bei Köln lebende Sportler mit zunehmendem Alter immer besser wird. "Das versuche ich natürlich. Ich habe noch kein Jahr als Rennfahrer erlebt, in dem ich nicht gesehen habe, dass ich mich verbessern kann. Dafür arbeitet man hart."

Wie bereits erwähnt sagt auch Greipel, der mit seinem Team im Hotel Barceló Pueblo Park an der Playa de Palma wohnt: "Wir sind nicht zum Spaß hier auf Mallorca. Aber ich genieße es schon. Wenn sich die Chance ergibt, dann gehe ich auch gerne mal auswärts etwas essen. Mallorquinischer Wein, spanische Küche ... Vor allem Tapas mag ich gerne."

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In diesem Jahr wird Greipel wieder am Giro und an der Tour teilnehmen. Sein ganz großes Ziel ist aber ein anderes: Im Oktober will er in Katar Straßen-Weltmeister werden. "Es wäre schön, als Kapitän der deutschen Mannschaft am Start zu stehen. Aber man kann natürlich nicht allein Weltmeister werden, sondern ist auch von der Leistung der Mannschaft abhängig." Einen Start bei Olympia in Rio schließt Greipel ebenfalls nicht aus. "Vielleicht bin ich als Sprinter dort nicht erste Wahl. Aber ich wäre natürlich gerne dabei."

An ein Karriereende denkt der 33-Jährige noch nicht. "Ich fahre, solange ich Lust habe." Und die ist noch vorhanden: "Für mich ist ein Tag ohne Fahrrad ein verlorener Tag."

Seinen Sport sieht Greipel nach den vielen Dopingskandalen der Vergangenheit auf einem guten Weg. Nicht nur wegen der vielen Kontrollen - bei der neuen Generation herrsche ein anderes Bewusstsein als das früher der Fall war. "Ich bin davon überzeugt, dass der Radsport momentan eine der saubersten Sportarten ist." Er selbst könne allerhöchstens mal auf Currywurst positiv getestet werden ...

Das sind die einzelnen Etappen:

Donnerstag, 28. Januar
Trofeo Felanitx - Ses Salines - Campos - Porreres. Start um 11.55 Uhr an der Plaça d'Espanya in Felanitx. Zieleinfahrt kurz nach 16 Uhr an der Plaça de n'Amengual in Porreres. 176,8 Kilometer.

Freitag, 29. Januar
Trofeo Pollença - Andratx. Start um 11.50 Uhr an der Plaça Mayor in Pollença. Zieleinfahrt ab etwa 15.50 Uhr am Rathaus von Andratx. 153 Kilometer.

Samstag, 30. Januar
Trofeo Serra de Tramuntana (Sóller - Deià). Start um 11.55 Uhr in Port de Sóller. Zieleinfahrt ab kurz nach 15.30 Uhr am Rathaus von Deià. 143,9 Kilometer.

Sonntag, 31. Januar
Trofeo Playa de Palma - Palma. Start um 10 Uhr, an der Avinguda Fra Joan Llabrés, Playa de Palma, nahe Hotel Barceló Pueblo Park. Zieleinfahrt gegen 13.55 Uhr auf Palmas Paseo Marítimo, Höhe Auditorium. 161,5 Kilometer.

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