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Plötzlich wird es laut. Im Minutentakt betreten Mitglieder der Eurowings-Crew die Aufenthaltsräume an Mallorcas Flughafen Son Sant Joan. Von der Abflughalle im Hauptgebäude aus gelangt man zu diesen mit einem Fußmarsch quer durchs Außengelände, vorbei an Kantine und Hundeplatz. „Meine 10.000 Schritte pro Tag habe ich so schnell erreicht”, sagt Martin Rinker, der Base Manager für die 2017 in Palma eröffnete Basis der deutschen Airline ist. Junge Flugbegleiterinnen stürmen energisch an die dort zur Verfügung stehenden Computermonitore, um ihren bisherigen Arbeitstag zu dokumentieren. Auf einem großen Flatscreen läuft ein Newsradar über das, was in der vergangenen Woche in der Luftfahrtwelt passiert ist. Auch die RTL-Undercover-Reportage von Günter Wallraff ist Thema. „Im Unternehmen hat man die Dokumentation ganz gut aufgenommen”, sagt Pressesprecher Matthias Burkard. Stewards und Stewardessen begrüßen sich gut gelaunt mit Wangenküsschen. Viele kennen sich, es gibt aber auch Neue im Team. An einem großen eckigen Tisch versammelt Christian Brüning die Besatzung des anstehenden Flugs nach Dortmund. Vor ihm liegt ein „Flightsheet”, das alle wichtigen Informationen zum Flug enthält: Passagierzahl, Überbuchungen, Essensbestellungen. Er ist einer der rund 30 „Purser” von Eurowings, wie die ranghöchsten Flugbegleiter mit Leitungsfunktion genannt werden. Mit ruhiger Stimme, aber bestimmtem Tonfall fragt er bei der Teambesprechung mit Piloten und Flugbegleitern alle Reaktionen auf Szenarien ab, die an Bord passieren könnten. Auch eine mögliche Flugzeugentführung ist Thema der Lagebesprechung, die heute wie in den meisten Fällen aufgrund des internationalen Teams auf Englisch stattfindet. Ein Mitarbeiter, erzählt Brüning, hat vor einem der vergangenen Flüge den Securitycheck nicht bestanden und wurde daraufhin sofort „gegroundet”, wie es in der Luftfahrtbranche heißt. Heute hat er hier in den Crewräumen erneut die Chance, den Test zu bestehen. Sonst darf er nicht an Bord.

Brüning erinnert das Kabinenpersonal an Freundlichkeit und Augenkontakt gegenüber den Passagieren. Und fügt mit einem ernsten Blick an: „Denkt daran: Die Leute, die ihr bedient, bezahlen euer Gehalt.” Als Faustregel plane man pro 50 Fluggäste einen Flugbegleiter ein, erzählt Base Manager Martin Rinker. Auf jedem Flug solle zudem mindestens ein deutschsprachiger Kollege in der Kabine sein.

Im Nachbarzimmer sitzt Marek Kubiak in Shorts und Polo-Shirt. Heute hat der Pilot seinen Bürotag. Weil es hier wie etwa an der Basis in Wien kein eigenes Büro gibt, sei es wichtig, dass die rund 180-köpfige Crew in Palma einen Ansprechpartner hat. „Für die kleinen und großen Sorgen des Alltags”, wie Kubiak sagt. Dabei geht es etwa um Urlaubsvergabe oder Krankschreibungen. Der technische Zustand der Maschine steht genauso auf der Checkliste wie das Wetter am Flugtag. „Die finale Entscheidung, ob der Flug angetreten wird, trifft immer der Kapitän”, sagt Kubiak.

Ein Team in Frankfurt beobachte 24 Stunden lang die Weltlage und gebe den Mitarbeitern Gefahren-Infos, erzählt Base Manager Martin Rinker. Eine interne Smartphone-App für Mitarbeiter informiert die Crew über den aktuellen Stand zu jedem Flug – Flugzeiten, mögliche Gefahren, Passagierinfos. Etwa, wer an Bord besondere Aufmerksamkeit benötigt.

Rechtzeitig vor Abflug bestellt ein Mitarbeiter per Telefon den Crew-Bus und die benötigte Kerosin-Menge. Das macht heute Kapitän Christian Geck. Mit Warnwesten ausgestattet, die Trolleys sicher im Bus verstaut, macht sich ein Dutzend Mitarbeiter im Anschluss auf den Weg über das Rollfeld. Dort wird bereits der Flieger mit den Koffern der Passagiere beladen, während gleichzeitig der Tankwagen angedockt hat. Base Manager Martin Rinker macht ab und an Stichproben bei den Mitarbeitern von Zulieferer Acciona. Etwa, ob die maximale Beladehöhe im Gepäckraum eingehalten wird. Im Inneren des Flugzeugs muss jetzt alles ganz schnell gehen. Rund 40 Minuten sind für den „Turnaround” eingeplant. In dieser Standzeit müssen die ankommenden Passagiere aussteigen, das Flugzeug gereinigt und mit Verpflegung bestückt werden und das Kabinenpersonal muss alle Sicherheitsvorkehrungen treffen. In den am stärksten frequentierten Stunden zwischen zwölf und 16 Uhr eine Meisterleistung, denn in der Fluggastbrücke stehen unterdessen bereits die ersten Passagiere gedrängt an. Wegen der groß angelegten Umbaumaßnahmen des Flughafens Son Sant Joan steht in wenigen Tagen auch ein Umzug für Eurowings an. Dann werden sich die Crew-Räume wieder im Terminal befinden. Und auch beim Check-in gibt es mit einem irischen Billigflieger einen neuen Nachbarn.