Kartentelefone ohne Vertrag haben ihre Tücken: Wer nicht regelmäßig nachlädt, kann seinen Saldo und seine Nummer verlieren.

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Mario Krsek staunte nicht schlecht. Obwohl er rund 100 Euro Guthaben auf seiner Handy-Karte hatte, bekam er kein Freizeichen. Ein Anruf beim Telefonanbieter Orange brachte Aufklärung und das Staunen wich dem Ärger. Krsek hatte nämlich den "Fehler" begangen, nicht innerhalb eines Jahres sein Guthaben nachzuladen. Dann schickt die Telefongesellschaft normalerweise eine Warn-Sms. Anschließend ist nicht nur das Guthaben weg, sondern auch die Nummer!

"Warum sollte ich nachladen, es war doch immer genug Saldo drauf?", ärgert sich der 39-Jährige. Der selbstständige Kameramann nutzt sein Orange-Handy nur gelegentlich bei Filmdrehs, verbraucht dann aber für Gespräche mit Kunden in Deutschland gelegentlich viel von seinem Saldo, daher zahlt er lieber einmal mehr ein, um nicht im Ernstfall in Sorge sein zu müssen, nicht genug Guthaben zu haben. Von der Kundenhotline verwies man ihn an das Geschäft, in dem er die Karte gekauft hatte. Der Händler wollte aber nichts davon wissen. "Das Geld ist weg", beschied er Krsek. Das rabiate Vorgehen der spanischen Anbieter wäre selbst für die viel gescholtene Deutsche Telekom undenkbar, wie Krsek dort auf Nachfrage erfährt.

Hierzulande sehr wohl, ein Blick in die AGBs von Orange zeigt: Die Karten haben eine Gültigkeit von zwölf Monaten, seit der Inbetriebnahme oder dem letzten Aufladen. Einen Monat lang kann man noch Anrufe empfangen. "Um die Desaktivierung der Karte zu vermeiden, was den Verlust der Nummer und des Saldos in diesem Moment mit sich bringt, muss man es wenigstens einmal in dem vorgesehenen Zeitraum nachladen", heißt es dort wörtlich.

"Theoretisch kann der Mobilfunkanbieter so etwas machen, wenn man die Konditionen akzeptiert", sagt Alfonso Rodriguez von der Verbraucherschutzorganisation Facua. "Die Mobilfunkanbieter wollen die Leute zwingen, zu Verträgen zu wechseln", sagt er. Deshalb haben Orange, Movistar, Vodafone und Co. nach und nach ihre Konditionen für Prepaid-Karten verschlechtert.

Gerade die sind auf Mallorca aber interessant für Teilzeitresidenten, die ein, zwei Mal pro Jahr auf der Insel weilen und nicht jeden Monat eine Abbuchung haben wollen. Die sollten aber einen Blick auf die aktuellen AGBs ihres Anbieters werfen:

Bei Movistar werden die Karten mit dem ersten Anruf aktiviert und haben dann eine Gültigkeit von sechs Monaten. "Wenn du in sechs Monaten nicht nachlädst, verfällt das Guthaben", heißt es dort. Innerhalb von 40 Tagen kann man den Saldo mit einer Nachladung zurückholen. Wer diese Frist verfallen lässt und noch weitere 14 Tage wartet, verliert nicht nur das Guthaben sondern auch die Nummer.

Vodafone lässt seinen Kunden immerhin drei Monate mehr Zeit. Dort heißt es in den AGBs: Einmal aktiviert habe die Karte eine Gültigkeit von neun Monaten, immer wieder von Neuem gezählt seit dem letzten Aufladen. Wird diese Frist überschritten, gibt es einen Monat, in dem man nur Anrufe empfangen kann. Wenn in diesem Zeitraum keine weitere Aufladung erfolgt, wird die Karte desaktiviert und man verliert die Nummer. "Das Geld auch", müsste noch ergänzt werden.

Die Konditionen der zahlreichen Mobilfunk-Discounter ohne eigenes Netz, die teilweise in Supermarktketten wie "Eroski" oder "Día" angeboten werden, sind unter www.xatamovil.com nachzulesen.

Mario Krsek hat den Verlust seiner Nummer akzeptiert. Jetzt will er nur noch sein Geld zurückbekommen. Beim Beratungsbüro des Verbraucherministeriums Consumo an der Plaça d'Olivar hat man ihm gesagt, er brauche seine Vertragsunterlagen, um Forderungen geltend machen zu können. Davon will man im Orange-Laden nichts wissen. Sein Staunen und Ärgern wird vorerst nicht aufhören...