Teil 15 der MM-Videoserie „Die Mallorquiner“ der deutschen Fernsehjournalistin Sibylle Tiessen. Präsentiert von TUI. (Länge: 6:37). | Youtube: Mallorca Magazin TV

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Kreativität und der ständige Drang, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, waren bereits Eigenschaften, die ihn als kleines Kind ausmachten. Für den Heranwachsenden war schnell klar, dass er Häuser bauen wollte. In seiner späteren Karriere wurde er zu einem der bekanntesten Architekten Mallorcas. Die Rede ist von Vicenç Mulet.

In einem Zeitalter, in dem Hotels und Gebäude schnell und unüberlegt gebaut werden, möchte Mulet die Architektur in eine andere Richtung bewegen. „Ein Haus ist nicht nur eine Verkleidung, die zweckdienlich, eine wie die andere, wahllos aufgebaut wird”, sagt der Mallorquiner. „Ein Haus sollte einen gewissen Charakter haben. Das kann nur erreicht werden, wenn in das Projekt mehr Zeit investiert wird”, erklärt er.

Ein von Vincenç Mulet entworfenes Haus. Der Architekt legt Wert auf Gebäude, die mit der Umgebung harmonieren
Der Architekt Vicenç Mulet hat dieses Haus an die Umgebung auf Mallorca angepasst. Neben der Verwendung lokaler Materialien enthält der Neubau auch traditionelle Baustilelemente der Insel.

Genau das sei in vergangenen Jahrzehnten auf Mallorca missachtet worden. Hier eine Bettenburg mit möglichst vielen Stockwerken und Strandblick, dort noch schnell ein Hotel an die Küste gequetscht, um den maximalen Gewinn aus der Nachfrage im Tourismus zu ziehen. "Die Bauten stehen nicht im Einklang mit der Umgebung", so Mulet. Weder die Farben noch die Baustoffe reflektierten die Insel. Die Materialien sollten eher nachhaltig und lokal sein und nicht vom anderen Ende der Welt stammen.

Im Inselnorden, in Son Serra de Marina, baute Mulet ursprünglich für einen Freund ein Haus. Dieses bewohnt er mittlerweile selbst und ist glücklich, da die Gegend noch nicht "zugebaut" sei und ein Hotelbauverbot herrsche, um eine Verschandelung der Natur zu vermeiden.

Vincenç Mulet schätzt Häuser mit mallorquinischen Baumerkmalen
Vicenç Mulet schätzt Häuser mit mallorquinischen Baumerkmalen

Obgleich die Strukturen besagter Immobilie an den Bauhausstil erinnern, wurden traditionelle mallorquinische Eigenschaften berücksichtigt. "Typischerweise hat jedes Haus einen Innenhof. Dieser Patio ist das Zentrum und der Lebensmittelpunkt der ganzen Familie – egal zu welcher Jahreszeit." Insgesamt handele es sich um einfache, schlichte Strukturen, ohne viele Schnörkel. Zudem seien viele Öffnungen nach außen vorhanden, die gerade in den heißen Sommern Luftströme ermöglichen . "Ein Patio regelt nicht nur Temperaturen, sondern auch Privatsphäre. Er bietet keine Einblicke von außen", sagt Mulet.

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"Ich arbeite immer an Orten, die mich inspirieren, mein Zuhause gehört dazu, deswegen brauche ich kein Büro", so Mulet.

Eine einseitige Prägung möchte der 53-Jährige keinem Anwesen „aufdrücken”. „Ich habe keinen eigenen Stil”, betont er. "Durch die Abstimmung des Gebäudes auf Umgebung und Bedürfnisse des Käufers entwickelt das Objekt individuelle Züge und wird zu einer persönlichen Wohlfühlmaschine. Es gibt kein Haus, das ich irgendwo ganz genauso wieder aufstellen würde", sagt Mulet überzeugt. Das bedeute keinesfalls, dass jede Immobilie eine "Camouflage" seiner Umgebung werden sollte. "Es kann durchaus mit Kontrasten gearbeitet werden – egal ob farblich oder stilistisch. Solange eine Verbindung besteht, ist das kein Problem", so der Architekt.

An ein Projekt erinnert sich der in Barcelona Studierte gerne zurück: Das "Edificio Escalera" an der Alten Mole in Palmas Hafen. Vermutlich hat es jeder Besucher der Stadt gesehen oder sogar betreten und den Ausblick genossen. "Die Hafenbehörde engagierte mich 2012 mit der Umgestaltung der Zone. Es sollte vor allem für die Fußgänger mehr Zugang zum Meer entstehen", berichtet Mulet. Damals sei der ganze Bereich vor dem Becken mit parkenden Fahrzeugen belegt gewesen. "Also habe ich den Platz ganz verändert, Gebäude abgerissen und Parkplätze entfernt. Dort entstand das Gebäude mit der großen Treppe. Ich hatte mir vorgenommen, diesen Ort zu einem der besten Ausblickspunkte Palmas zu machen" sagt Mulet. "Wenn Besucher die Stufen erklimmen, haben sie einen tollen Blick über das Meer und die Schiffe." Eine Glasfront anstelle eines gemauerten Geländers mache die Nähe zum Hafen noch greifbarer.

Das "Edificio Escalera" an Palmas Hafen soll den Besuchern einen besseren Zugang zum Meer bieten
Das "Edificio Escalera" an Palmas Hafen soll den Besuchern einen besseren Zugang zum Meer bieten

Der jetzige Baustil Mallorcas spiegelt scheinbar in keiner Weise die Werte Mulets wieder. "Die Hotelgebäude wurden im Touristenboom auf Mallorca unüberlegt gebaut und passen nicht zur Insel. Das ist keine Architektur, das ist ein Desaster", sagt Mulet. "So zerstören wir das authentische Mallorca. Wir müssen endlich umdenken."

Kooperation mit TUI

Unterstützung aus der Touristikbranche: Gesponsert wird das Video-Projekt von Europas führendem Touristikkonzern Tui und seiner Tui Care Foundation. Gegründet wurde die Initiative 2016 mit dem Ziel, in den Destinationen nachhaltige Projekte zu unterstützen. Dabei setzt die Stiftung auf das Potenzial des Tourismussektors als Motor für gesellschaftliche Entwicklung, Bildung und Wohlstand. Der Konzern fördert dabei nachhaltigen Tourismus in Zusammenarbeit mit Einheimischen.