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Die Bilder der vergangenen Tage haben es wieder einmal gezeigt: Der Betriebsablauf auf dem Flughafen von Palma de Mallorca ist so empfindlich, da reicht ein kleiner Eingriff ins Getriebe, um die fein aufeinander abgestimmten Rädchen zu verkanten. Auslöser war die Protestaktion der Taxifahrer. Sie blockierten stundenlang die Abfahrtswege und sorgten damit für Behinderungen, Wartezeiten, Chaos. Reisende, die vor dem Abflug eh gestresst sind, haben Angst, das Flugzeug zu verpassen, Ankommende, die sich auf den Urlaub freuen, hängen am Airport fest und kommen nicht weg. Es kann nicht sein, dass eine kleine Interessengruppe wie die Taxifahrer eine so hochsensible Einrichtung wie den Airport für ihre Sache benutzt und zusätzlich Flugpassagiere quasi in Geiselhaft nimmt. Egal, wie berechtigt die Motive der Taxifahrer auch sein mögen, sie haben ihren Wettbewerbskonflikt auf andere Weise zu lösen. Sollen sie doch die Eingänge des Rathauses blockieren, dann werden die Politiker sicherlich rascher auf eine einvernehmliche Vereinbarung hinarbeiten. Mallorca-Kenner wissen aus der Vergangenheit, dass der Airport von wem auch immer rasch lahmgelegt und als Druckmittel missbraucht werden kann. Da gab es die Streiks der Fahrer für die Touristenbusse. Oder der Gepäckbeförderer. Oder der Tankwagenfahrer. Nicht zu vergessen die unangekündigte Arbeitsniederlegung vom Dezember 2010: Damals versauten einige wenige Fluglotsen Hunderttausenden die Feiertage. Auch jetzt steht dem Airport womöglich Ungemach ins Haus: Die Tarifverhandlungen in der Hotelbranche sind noch nicht unter Dach und Fach. Die Arbeitgeber zeigen sich reichlich unbeweglich. Da kann es gut sein, dass Son Sant Joan wieder herhalten muss für Streikaktionen. Das ist unfair für die Familie, die auf den Urlaub gespart hat und dann nicht kommen kann. Das ist auch nicht fair für die vielen Beschäftigten auf der Insel, die auf die Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen sind. Streiken lässt sich viel, so viel man will, aber eine Blockade des Airports sollte tabu sein. Autor: Alexander Sepasgosarian