TW
0

Lasst uns über Gefühle reden. Und schreiben. Wer zu welchem Zeitpunkt in der Geschichte von Air Berlin welche Fehler begangen hat, ist in den vergangenen Wochen ausführlich behandelt worden. Und die Abwicklung des Pleite-Unternehmens wird ebenfalls noch für nüchterne Schlagzeilen sorgen. Aber wer sich in diesen Tagen mit langjährigen Residenten über das unrühmliche Ende der Air Berlin unterhält, bekommt weniger sachliche Analysen denn wehmütige, ja anrührende Kommentare zu hören.

Keine Frage, Air Berlin war über viele Jahre ein fester Bestandteil unseres Inseldaseins. Mit dem zuverlässigen Shuttle rückte die alte Heimat in Deutschland plötzlich wieder näher an uns heran, die Spezies der Mallorca-Pendler wurde geboren. Auch die Mallorquiner freuten sich. Palma wurde Drehkreuz und erhielt damit Direktverbindungen mit vielen Flughäfen auf dem Festland. Das war gleichermaßen gut für Wochenend- wie Business-Trips.

Zu diesen objektiven Verdiensten kam aber noch etwas anderes: Die Chemie zwischen der Airline und ihren Kunden stimmte. Viele erinnern sich an extrem freundliche Crews, an tollen Service (bis zum immer schneller werdenden Sinkflug vor einigen Jahren). Die Air Berliner waren eine ziemlich eingeschworene Gemeinschaft, die übrigens nicht nur hart zu arbeiten, sondern auch hart zu feiern wusste. Die Air-Berlin-Feten, etwa anlässlich der ITB bei „Nolle“, waren legendär.

Angesichts dieses Standings, das Air Berlin genoss, ist der Niedergang besonders tragisch und verwerflich – und irgendwie auch noch immer unverständlich.

Die Luftfahrtgeschichte auf Mallorca geht weiter. Neben der treuen Condor – die Mallorca seit 60 (!) Jahren bedient – tummeln sich viele jüngere Anbieter auf den Verbindungen zwischen Deutschland und Palma. Flüge wird es ausreichend geben, und wahrscheinlich auch zu annehmbaren Preisen. Aber das allein macht das Reisen nicht zum Vergnügen. Wir könnten in Zukunft weitere Airlines mit Herz vertragen. Es muss auch nicht unbedingt aus Schokolade sein.