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Auch der längste Sommer geht irgendwann zu Ende

Heute ist der 1. September. Meteorologisch gesehen, hat der Herbst bereits heute Einzug gehalten. Also theoretisch. Nimmt man das kalendarische Datum, dürfen wir den Sommer noch bis zum 22. September genießen. Welches Datum wir auch immer als richtig annehmen, die "dunkle" Jahreszeit ist auf dem Vormarsch. Sicher werden Sie es auch schon bemerkt haben: Die Sonne geht fühlbar später auf, ihre Bahn verändert sich und auch die Abende sind deutlich kürzer als noch vor ein paar Wochen. Anfang September sind die Tage und Nächte vergleichbar lang wie Mitte April. Unglaublich, oder?

Ich muss gestehen, dass ich heuer wirklich froh bin, dass das Jahr fortschreitet, denn ich habe genug von der Hitze. Ich bin selber erstaunt, mich das Schreiben zu sehen, aber es ist so. It's reicht. Ich habe alle guten und auch die mittelguten Ratschläge befolgt, um einigermaßen durchzukommen. Habe sehr viel getrunken, vor allem Wasser, aber auch ein Glas Gazpacho (diese herrlich kalte Gemüsesuppe) zwischendurch, um meinen Mineralienhaushalt auszugleichen. Habe mit einem feuchten Gästehandtuch im Nacken gearbeitet, um mich etwas zu erfrischen. Genutzt hat es nicht viel. Ich habe so viel geschwitzt, wie noch nie zuvor. Der Sommer 2022 war extrem. Laut Wetteraufzeichnung der zweit heißeste Sommer (nach 2003) in Deutschland. Hier auf Mallorca ist es im Sommer immer sehr heiß, aber auch die Mallorquiner haben in diesem Jahr mehr gestöhnt über Hitze und Luftfeuchtigkeit als sonst. Und obwohl der Herbst naht, hält sich das Wetter natürlich nicht immer punktgenau an unsere Definitionen und so wird es (zumindest hier auf der Insel) sicher auch noch eine Weile warm bis heiß bleiben.

Möglicherweise freuen Sie sich schon auf den Herbst. Oder Sie gehören zu den Menschen, die niemals genug vom Sommer bekommen können. Die bereits jetzt planen, wie Sie den nächsten verbringen wollen. Ich würde mich irgendwo in der Mitte ansiedeln. Ein milder, goldener Herbst kann auch wunderschön sein. Aber ich konnte den Sommer, neben der Arbeit, immer wieder auch genießen und mit einem Sprung ins Meer meine Temperatur wieder auf ein angenehmes Maß herunterkühlen, mich darüber freuen, im Kleidchen, ohne über eine Jacke nachdenken zu müssen, am Abend noch das Haus zu verlassen und die lauen Nächte zu feiern. All das wird nun allmählich weniger werden.

Ich habe einige Patienten, die in dieser Zeit schon beginnen, sich ein wenig zu fürchten vor dem, was nun vor uns liegt. Wir wissen noch nicht, welches Wetter der Herbst und der Winter in diesem Jahr bringen werden. Vor allem in Deutschland kann es schon eine Weile dauern, bis es wieder angenehm ist, draußen zu sein und die Sonne die Haut wärmt. Und selbst, wenn sie in der kalten Jahreszeit scheint, sind die Anzahl der Stunden und die Kraft der Sonnenstrahlen deutlich reduziert. Was also tun, um diesem Blues rechtzeitig vorzubeugen? Abgesehen von den üblichen Ratschlägen über die Wirkung von Vitamin D und dem Einsatz von Tageslichtlampen, kann es tatsächlich hilfreich sein, sich immer mal wieder in den Frühling oder Sommer zu träumen. Vielleicht finden Sie im Internet eine Phantasiereise oder Meditation, mit deren Hilfe Sie ab und zu eine Auszeit nehmen können und sich in die Sonne beamen.

Eine andere Möglichkeit, den Sommer zu bewahren, zeigt uns die wunderbare Astrid Lindgren durch ihre kleine Protagonistin Ronja Räubertochter, die sagte: "Ich sauge den Sommer in mich ein wie die Wildbienen den Honig", sagte sie. "Ich sammle mir einen großen Sommerklumpen zusammen, und von dem werde ich leben, wenn... wenn es nicht mehr Sommer ist. Und weißt du, woraus der besteht?" [...] "Es ist ein einziger großer Kuchen aus Sonnenaufgängen und Blaubeerreisig mit reifen Beeren und Sommersprossen, die du auf den Armen hast, und abendlichem Mondschein über dem Fluss und Sternenhimmel und Wald in der Mittagshitze. Voll von Sonnenlicht auf den Fichten und kleinen Regenschauern und all so was. Und voller Eichhörnchen und Füchse und Hasen und Elche und dazu alle Wildpferde, die wir kennen. Und auch noch unser Schwimmen und Reiten im Wald, ja, da hörst du, dass mein großer Kuchen aus allem besteht, was Sommer ist." Ich finde, dass ist eine wunderbare Vorstellung.

Wenn Sie das Sommergefühl mit Ihrer Reise in den Süden, auf unsere schöne Insel verbinden und "konservieren" wollen, kann es sicher nicht schaden, all die kleinen Erinnerungen an den Sommer immer wieder aufleben zu lassen. Sei es, in dem Sie Ihre schönen Urlaubsbilder anschauen oder im Fernsehen Reiseberichte ansehen. Auch Reiseführer können uns dabei auf die Sprünge helfen. Oder kochen Sie doch einmal Ihre Lieblingsgerichte aus dem letzten Urlaub. Auch wenn man sagt, dass so Manches zuhause einfach nicht so gut schmeckt, wie im Lieblingslokal am Strand, so kann man doch mit etwas Phantasie die Erinnerung daran wieder hervorrufen, wie es war, diese Paella, diese Sangria oder jenen gegrillten Fisch mit den Füßen im Sand genossen zu haben. Rezepte für die Knoblauchmayonnaise Aioli, den leckeren Salat Trampó oder den feinen Mandelkuchen Gató finden Sie leicht in vielen Variationen im Internet oder entsprechenden Kochbüchern. Und durch die Möglichkeit, über das Internet Radiosender aus der ganzen Welt zu empfangen, ist es doch ein Leichtes, sich im Auto oder zuhause mit spanischer Popmusik zu beschallen. Auch Salsa- oder Reggae wird von einigen Sendern pausenlos gesendet. So lassen sich Nebel, Regen und Schnee vielleicht etwas besser aushalten.

Und wie wäre es, sich bis zum nächsten Urlaub Sprachkenntnisse, die über ein "Hello" und "La quenta, please" hinausgehen, anzueignen? Dafür gibt es mittlerweile hervorragende Handy-Apps, die auch eine kostenlose Basis-Version anbieten. So können Sie, wann immer Sie etwas Zeit haben oder auf etwas warten müssen, ein paar Minuten der Sprache widmen, die Sie unverzüglich in Urlaubslaune bringen kann. Bei einem spanischen Motto-Abend können Sie dann landestypische Gerichte und Getränke, die passende Musik und Ihre Urlaubserinnerungen mit Familie und Freunden teilen, das wird eine Fiesta. Soll der Winter doch kommen, olé.