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Justizskandale hat es in allen Herren Ländern schon gegeben. Doch das, was sich auf Mallorca vor und beim Prozess gegen den Vergnügungsunternehmer Bartolomé Cursach abspielte, hätte sich noch vor Jahren kaum jemand in wilden Träumen vorstellen können: Der Mann wurde 2017 abgeführt, musste monatelang im Gefängnis darben und wurde Jahre später mit Pauken und Trompeten freigesprochen. Dafür sind jetzt ein Ex-Richter und ein Ex-Staatsanwalt offenbar die bösen Buben, die mit langen Haftstrafen rechnen müssen (S. 6) .

So viel Dramatik hatte die an bedeutenden Prozessen reiche mallorquinische Geschichte vor dem Skandal kaum zu bieten: Die Großverfahren gegen den inzwischen getrennt von Infantin Cristina lebenden Iñaki Urdangarin – er wurde 2018 wegen Veruntreuung zu fünf Jahren und zehn Monaten verurteilt – oder gegen den hochkorrupten ehemaligen Insel-Ministerpräsidenten Jaume Matas und die ebenfalls in dieser Hinsicht brachial aufgefallene Ex-Inselratschefin Maria Antònia Munar liefen alle geregelt ab, so wie es sich für Westeuropa gehört. Dass der derzeit in Madrid laufende Prozess gegen die auf Mallorca offenbar in alle möglichen kriminellen Machenschaften verstrickten Hells Angels um Frank Hanebuth ebenfalls seriös über die Bühne gebracht wird, ist zu erwarten. Im Fall Cursach nahmen sich der damalige Richter Manuel Penalva und der inzwischen abberufene Staatsanwalt Miguel Ángel Subirán halt nicht zurück, so wie das eigentlich sein muss. Ihr Profilierungsdrang ließ die Suche nach der Wahrheit offenbar in den Hintergrund treten. Tatsächliche oder angebliche Sachverhalte wurden so zurechtgebogen, dass sie ins Bild der Ankläger passten. Man scheute allem Anschein nach auch nicht davor zurück, Zeugen zu manipulieren.

Dass es überhaupt zu der überraschenden Wende im Fall Cursach kam, zeigt, dass die Justiz in Spanien bei aller immer wieder geäußerten Kritik durchaus funktioniert. Wie auch in Deutschland, mahlen ihre Mühlen zwar langsam, aber sie mahlen gründlich.