TW
0

Keine Angst, diese Aktualisierung betrifft nicht das Programm. Sie bekommen Ihren Mahler! Nur der Dirigent wird ein anderer sein: Pablo Mielgo kann das Konzert krankheitsbedingt nicht leiten . Als Ersatz konnte Guillermo García Calvo gewonnen werden, der eine beeindruckende Vita aufzuweisen hat. Bei YouTube können Sie sich einen Eindruck von seinem Dirigat machen.

Gustav Mahlers 5.Sinfonie gehört neben der Vierten und vielleicht noch seinem Erstling („Der Titan“) zu den populärsten des Komponisten. Seit 1971 ist sie untrennbar mit dem großartigen Film „Tod in Venedig“ (nach der gleichnamigen Novelle von Thomas Mann) verbunden. Visconti verwendet darin das Adagietto, das viele Exegeten als Liebeserklärung Mahlers an seine Frau Alma deuten. Im Film steht es für die schwüle und etwas morbide Verliebtheit des Komponisten Gustav von Aschenbach in den Knaben Tadzio. War Aschenbach. Bei Thomas Mann ist Aschenbach ein Schriftsteller, für die Filmfigur stand hingegen Mahler Pate. Die Ähnlichkeit des Aschenbach-Darstellers Dirk Bogarde mit dem Komponisten hat die Assoziation Mahler – Tod in Venedig endgültig im kollektiven Bewusstsein eingebrannt.

Das Adagietto stellt den Ruhepunkt der in drei Abteilungen mit insgesamt fünf Sätzen unterteilten Sinfonie dar. Es ist mit rund 11 Minuten für Mahlers Verhältnisse kurz. Seine etwas zerbrechliche Intimität wird durch die kleine Besetzung – nur Streicher und Harfen – deutlich. Dennoch enthält es eine dynamische Steigerung mit dramatischem Höhepunkt. Auch in ruhigen Phasen ist Mahler eben leidenschaftlich. Umrahmt wird das Adagietto von wesentlich turbulenteren Sätzen – Nach einem ausführlichen Trauermarsch wird es im zweiten Satz „stürmisch bewegt“. „Mit großer Vehemenz“ hat Mahler als Spielanweisung in die Partitur geschrieben. Formal ist dieser Satz an die Sonatensatzform angelehnt, natürlich mit der kreativen Freiheit, die sich Mahler stets nahm.

Die II.Abteilung beginnt mit einem Scherzo. Kräftig, nicht zu schnell“. Es ist mit 819 Takten und ungefähr 20 Minuten der längste, ausladendste Satz der Sinfonie. Der unbeschwerte Tonfall scheint die Anspannung der düsteren ersten Abteilung auflösen zu wollen. Eine beschwingte Walzermelodie erklingt. Aber bei Mahler ist eben nichts so, wie es zunächst scheint: auch ins Scherzo dringen wehmütige Gedanken ein (Holzbläser). Das Geschehen steigert sich zu furiosen Läufen und einem großen Fortissimo am Rande der Tonalität. Mahler, der Archaeopterix, die Brücke zwischen zwei Jahrhunderten, zwischen Spätromantik und Moderne.

Dann, zu Beginn der III.Abteilung, das berühmte Adagietto, bevor das finale Rondo zu einer gewaltigen Klimax führt, die den Satz und die Sinfonie beendet. – Die ganze Sinfonie können Sie auf YouTube mite den Wiener Philharmonikern unter Leonard Bernstein hören und sehen. Bernstein war es auch, der in Europa wesentlich zur Mahler-Renaissance beigetragen hat. Der Jude Bernstein machte sich für den Juden Mahler stark, zunächst gegen den Widerstand der Wiener Philharmoniker. Da sollen bei den ersten Mahler-Proben einige zwischen den Zähnen etwas von „Scheiß-Musik“ gezischt haben, wie Lenny in einem Interview erzählte. Dass sie alles andere als das ist, können Sie am 25.Januar im Auditorium von Palma und tags darauf im Auditorium von Manacor erleben.