Willi Lemke am Montag im Robinson-Club Cala Serena. Der frühere Fußballmanager ist zum ersten Mal auf Mallorca. | Foto: nimü

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Am Sonntag wurde Willi Lemke 66. Das sollte im Robinson-Club Cala Serena groß gefeiert werden. Doch die Stimmung war getrübt. "Das muss man eindeutig so sagen", bestätigt der einstige Manager von Werder Bremen, der heute noch Aufsichtsratsvorsitzender des Klubs ist. Seine Werderaner sind am Sonntag mit 2:4 bei Drittligist Preußen Münster in der ersten Runde des DFB-Pokals rausgeflogen. "Ich habe mich so sehr geärgert." An ein rauschendes Fest ist da nicht mehr zu denken gewesen. "Um Mitternacht waren wir alle im Bett."

Willi Lemke macht Urlaub mit Familie und Freunden. Es ist das erste Mal, dass der einstige Bremer Senator (1999 bis 2008) mallorquinischen Boden betrat. Im MM-Gespräch gibt er sich begeisret, von dem, was er in den ersten Tagen von der Insel sehen konnte - vor allem vom Robinson-Club. Lemke weiß bereits: "Ich werde garantiert wiederkommen."

Immerhin: Die Anreise ist für Lemke ein kurzer Flug im Vergleich zu den Trips, die er ansonsten so unternimmt. Denn der Ex-Fußballmanager ist seit 2008 Sonderberater des Generalsekretärs der Vereinten Nationen für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden. "Ich bin Ban Ki-moon direkt unterstellt und sehe ihn vier- bis sechsmal im Jahr", erläutert Lemke, der in seiner Funktion ein Büro in Genf und ein weiteres in New York unterhält.

Was verbirgt sich hinter dem Sonderberater-Titel Willi Lemkes? "Ich soll die Vereinten Nationen im Weltsport vertreten. Dann ist meine Aufgabe, Anwalt und Förderer des Weltsports zu sein und Vermittler, wenn es Konflikte gibt. So wie jetzt zum Beispiel bei der Frage, ob es muslimischen Frauen erlaubt ist, mit Kopftuch Fußball zu spielen. Ich sage ja, weil ich will, dass auch muslimische Frauen Fußball spielen, und habe mich bei der FIFA dafür eingesetzt. Mit Erfolg."

Für seine Arbeit bekommt Lemke jährlich einen symbolischen Dollar, das Mandat wird immer für zwölf Monate vergeben. Besonders am Herzen liegen dem UNO-Vertreter die Bereiche Frauen, Behindertensport, Afrika, Nahostkonflikt und Jugend.

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Lemkes Arbeit wird von der Öffentlichkeit kaum registriert. Er gilt als ein Mensch, der Konflikte lösen und Brücken bauen kann. Das tut er hinter den Kulissen. Politiker in aller Welt gehören ebenso zu seinen Gesprächspartnern wie Wirtschaftsbosse oder IOC-Mitglieder. Mit Freude berichtet der Sonderberater darüber, wie ein Gespräch mit einem Blauhelm-Kommandanten in der Elfenbeinküste dazu führte, dass ein Bolzplatz für die Kinder des nahegelegenen Dorfes gebaut wurde.

Er erzählt, wie die Vermittlung eines Praktikums bei Radio Bremen einem jungen Mann geholfen hat, die Slums von Nairobi zu verlassen. Oder er freut sich, dass er einem beinamputierten Mädchen aus Uganda Schwimmunterricht ermöglichen konnte.

"Was mich befriedigt und antreibt ist, dass ich das Schicksal von anderen Menschen positiv beeinflussen kann", beschreibt der Wahl-Bremer die Motivation für seine Arbeit, die dazu führt, dass er etwa 260 Tage im Jahr nicht zu Hause ist.

Dass Sport einen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung und zum friedlichen Zusammenleben leisten kann, weiß nicht nur Willi Lemke. Klar ist aber auch: Damit das klappt, muss der Sport sauber sein. Da sind Korruption, Doping und Gewalt Gift. "Das sind große Gefahren. Es gilt, Transparenz zu schaffen und entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Diesen Gefahren müssen wir uns stellen, die darf man nicht kleinreden."

Mit Ban Ki-moon verbindet Lemke ein freundschaftliches, loyales Verhältnis. "Ich freue mich, dass er sehr häufig meinen Ratschlägen folgt. Ich hatte zum Beispiel die Idee, dass er Fackelträger wird in London und bin stolz, dass er meinen Rat angenommen hat."

Nach dem Mallorca-Urlaub geht es für Lemke nur kurz nach Hause. Als nächstes folgt ein Trip nach London zu den Paralympics, den Weltspielen der Behinderten. Einige weitere Reisen, zum Beispiel nach Mexiko, in die USA und nach Brasilien, stehen in den kommenden Monaten auf dem Programm. Und eine Reise nach Nordkorea. Lemke: "Ich will versuchen, die beiden koreanischen Staaten sportpolitisch einander näher zu bringen."