Für ihren Mann Nicolas hält Katja Lange auch die Brasilien-Flagge hoch. "Wenn die Deutschen schlecht spielen, unterstütze ich die Brasilianer."

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Mallorca Magazin: Wie ist es zu dieser deutsch-brasilianischen Ehe gekommen?

Katja Lange: Na wie so etwas eben kommt. Wir sind beide zufällig vor neun Jahren nach Mallorca gezogen. Über einen gemeinsamen Bekannten, natürlich einen Brasilianer, haben wir uns dann in einer brasilianischen Bar kennen und lieben gelernt.

MM: Und für wen schlägt nun euer Herz, für die deutsche Nationalmannschaft oder für die "Seleção"?

Nicolas Soliz: Also meines ganz klar für die Seleção. Ich bin, was Fußball angeht, durch und durch Brasilianer. Ich sehe mir jedes Spiel der Mannschaft an, selbst wenn sie morgens um fünf Uhr gegen Uganda spielt. Ich habe auch noch Verwandte in São Paulo und in Rio de Janeiro.

MM: Was war euer schönstes WM-Erlebnis bisher?

Soliz: Ganz klar das Finale 2002. Als Ronaldo den Ball an Olli Kahn vorbeigeschoben und Brasilien so zum Titel geschossen hat. Das werde ich nie vergessen. Ich habe 30 Jahre in Köln gelebt, hatte dort ein Restaurant, wir haben gefeiert bis zum nächsten Morgen. Als die Polizei zum fünften Mal kommen musste, haben sie uns die Lautsprecher weggenommen. An 2006 hingegen erinnere ich mich nur ungern. Nach der Niederlage gegen Frankreich habe ich drei Jahre kein französisches Essen mehr angerührt.

MM: Das ist ein Scherz, oder?

Soliz: Absolut nicht. Ich bin, was Fußball angeht, sehr extrem. Ich bin so ein großer Brasilien-Fan, dass ich in einen Rausch falle. Wenn sie nicht gut spielen, habe ich tagelang schlechte Laune. Ich habe mir deswegen nach der WM zwei Wochen Urlaub genommen, weil ich das meinen Kollegen nicht zumuten kann. Nur für den Fall, dass etwas schiefgeht (lacht).

MM: Das kann eine Ehe aber auch belasten.

Lange: Ach, so schlimm ist es nicht. Ich persönlich halte zu Deutschland, aber wenn Brasilien gewinnt, gönne ich es Nicolas und wir feiern gemeinsam, das ist doch klar. Leider befürchte ich, dass es die Deutschen dieses Jahr nicht so weit bringen, die Spieler sind einfach nicht in Form. Aber das ist ja für mich nicht so schlimm. Wenn abzusehen ist, dass Deutschland verliert, halte ich einfach zu Brasilien. (lacht).

MM: Und welche zwei Mannschaften werden sich in diesem Finale gegenüber stehen?

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Soliz: Also, wenn wir es uns wünschen dürften wären es Brasilien und Deutschland. Ich bin mir aber sicher, dass es dieses Jahr ein südamerikanisches Finale zwischen Brasilien und Argentinien geben wird. Aus diesen beiden Mannschaften werden auch die beiden Stars der WM kommen. Der Brasilianer Neymar wird eine absolut überragende Weltmeisterschaft spielen. Ich befürchte aber, dass dies auch auf Leo Messi zutrifft. Er hat zwar bisher in jedem großen Turnier versagt, aber dieses Jahr wird sich das ändern.

MM: Und bei den Deutschen? Macht Miro Klose die zwei Tore und wird damit erfolgreichster Torschütze aller Zeiten?

Soliz: Ich denke, das packt er. In unwichtigen Spielen wird er seine Tore machen. Danach ist er jahrzehntelang aus dieser Liste nicht mehr zu löschen. Wenigstens ein Titel, den die Deutsche Mannschaft mitnimmt (lacht).

MM: Was machen die Spanier?

Soliz: Spanien wird gegen Holland unentschieden spielen, gegen Chile verlieren und als Gruppenzweiter im Achtelfinale auf Brasilien treffen. Da ist natürlich Schluss. Spanien ist einfach nicht mehr hungrig genug, sie haben nicht mehr den Biss, ein Turnier zu gewinnen.

MM: Haben wir das nicht bei der Europameisterschaft 2012 auch schon gedacht?

Soliz: Das stimmt natürlich (lacht). Vielleicht ist bei meiner Einschätzung auch der Wunsch der Vater des Gedanken.

MM: In welchem WM-Outfit feiert ein deutsch-brasilianisches Paar?

Lange: In einem besonders bunten. Ich habe ein Deutschland-Trikot, Nicolas hat ein Brasilien-Trikot. Außerdem haben wir eine riesige Fahne, mehrere T-Shirts und als absolutes Highlight, ein Brasilien-Trikot für unsere Katze.

Die Fragen stellte Patrick Czelinski.

(aus MM 23/2014, leicht gekürzt)