Das Buch ist im Verlag des Autors erschienen.

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Liebe macht blind, Hass verblendet. Den Beweis liefert Manfred Klemann. Der studierte Kommunikationswissenschaftler vom Bodensee, der unter anderem die "wetter.com AG" gegründet und geleitet hat und einen Verlag betreibt, bereist nach eigenen Angaben seit 1973 Mallorca. Und seit 1983 sein Insel-Reisenbuch "selbst entdecken" erschien, "war er jedes Jahr wochenlang" auf Mallorca.

Inzwischen fühlt er sich als "gehörnter" Inselliebhaber und hat in seinem Verlag deshalb das "Mallorca Hasser Buch" veröffentlicht. Klemann über Klemann: "Was bestimmte Gruppen aus Mallorca gemacht haben, konnte Klemann nicht mehr schweigend hinnehmen." Diese Gruppen sind: "Die Mallorquiner, die deutschen Residenten, die Immobilienmakler, die englischen ,Proll'-Urlauber, die Ballermänner und Arschgeweih-Frauen, die Gastronomie, Promis, Prolls und Luxus-Luder, die Autobahnen und andere Umweltsünden, die Wetterlügen, die Touristen in der Hauptstadt Palma, die Kriminellen, Hütchenspieler und Nutten". Also fast alle und alles außer Klemann. Der Inhalt der 160 Seiten lässt sich so zusammenfassen: Zu Francos Zeiten, als die "Eingeborenen" der "Putzfraueninsel" noch "auf ihren Mandelbäumen" saßen, war das Inselparadies in Ordnung. Selbst wenn - höhö, zwinker, zwinker - die Mallorquiner schon damals lausige Autofahrer waren. Doch mit dem Immobilien- und Tourismusboom wurden sie "unzugänglich, mürrisch, arrogant, Fremdmenschen-feindlich und durch Reichtum dumm".

Klemann schäumt weiter: "Wer sich Jahrhunderte abgeschottet wie Robinson in Clans entwickelt, wo Inzucht und Kleingeist zum Lebensmotto gehören, kann sich nicht innert jetzt 50 Jahren von Grund auf neu erfinden." Deshalb seien in ihrer "DNA" Eigensucht, Gier, Xenophobie und Korruption eingeschrieben.

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So reiht Klemann Ressentiment an Ressentiment und Klischee an Klischee: Die deutschen Residenten, zum Gutteil Alkoholiker, "verachten" und "verarschen" ihre Landsleute, die Immobilienmakler sind durchtriebene Abzocker, in den Restaurants wird zu exorbitanten Preisen alter Fisch in schlechtem Öl serviert, die schwarzafrikanischen Sonnenbrillenverkäufer dealen mit Koks ...

Dass das Pamphlet vor sachlichen Fehlern strotzt, macht es nicht seriöser. In den Jahrzehnten seiner "objektiven und journalistischen" Recherchen ist dem Autor offensichtlich entgangen, dass Palmas Stadtviertel "Portinox" in Wirklichkeit "Portixol" heißt, dass Cala Rajada nicht der Hafen von Artà, sondern von Capdepera ist, dass Knoblauch auf Spanisch "Ajo" und nicht "Aglio" (italienisch) heißt, dass Mallorquin kein Dialekt ist, sondern die Variante einer eigenständigen romanischen Sprache ist, nämlich Katalanisch, dass auf Mallorca keine Pinien, sondern Kiefern wachsen, dass die Villa von Boris Becker in Artà für "unseren Wimbledon-Helden" nicht wegen korrupter Behörden zum "Alptraum" wurde, sondern weil sie viel größer als erlaubt gebaut war und er ausstehende Zahlungen erst vor der Zwangsversteigerung beglich, dass auf Mallorca nicht "etwa 40.000 Deutsche" offiziell gemeldet sind, sondern auf den Balearen 20.415 (Nationales Statistikamt, Stand 1. Januar 2016). Und, und, und …

Aber vielleicht sind all diese Falschinformationen ja nur verstecke Winke, mit denen der Autor sagen will: Hey Leute, nach Böhmermann kommt Klemann und nach Varoufake die Persiflage auf verblendete, ewig nörgelnde Besserwisser! Doch selbst dann wären 12,80 Euro noch 12,80 Euro zu viel.

(aus MM 28/2016)