Solche Bilder wollen die Stierkampfgegner nicht mehr sehen. | P. Pellicer

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Der Stierkampf ist eine wahrlich blutige Angelegenheit: In der Arena fließt das Blut des Stieres, vor der Arena protestieren die Gegner dieser Spektakel mit Kunstblut beschmiert – und die Tierschützer investieren nicht zuletzt jede Menge Herzblut in ihren Kampf gegen die spanische Tradition. Nachdem im Spätsommer und Herbst – nach zwei Jahren Pause – wieder Stierkämpfe auf Mallorca stattfanden, hat sich eine neue Aktivistengruppe gebildet, die sich dafür starkmacht, dass die „Corridas” auf den Balearen ein Ende finden.Zum Hintergrund: Im Dezember 2018 hatte Madrid das balearische, unblutige Stierkampfgesetz gekippt.

„Wir wollen den Stierkampf zunächst so unbequem wie möglich machen und erreichen, dass die Veranstalter alle Vorgaben einhalten müssen”, sagen Maria, Martina, Joceline, Nora, Susanne und André. Sie bilden den harten Kern der internationalen Tierschutzgruppe „La tortura no es cultura! Gemeinsam gegen den Stierkampf! Together against bullfighting!”, die mittlerweile knapp 1000 Unterstützer aus 16 Nationen zählt. Ihre Nachnamen möchten die Stierkampf-Gegner nicht in der Zeitung lesen, denn nicht jeder steht ihrem Engagement wohlgesonnen gegenüber, weil mit den Events noch immer viel Geld zu verdienen sei. Es kommt zu Anfeindungen sowohl digital als auch im echten Leben.

Doch davon lässt sich die Gruppe nicht abhalten, für ihre Überzeugungen einzutreten. Zusammengefunden haben sich die Tierschützer, als im Sommer klar wurde, dass im August wieder ein Stierkampf in Palma stattfinden sollte. Es folgten Demonstrationen vor der Stierkampfarena in Muro sowie anlässlich des „Festival taurino” in Inca im Oktober. Mit 35 Demonstranten in roten Shirts war die Gruppe in Inca vertreten. Besonders heikel: Maria gelang es, ihre 15-jährige Nichte in die Arena zu schleusen. Und das, obwohl Minderjährige bei den Spektakeln keinen Zutritt haben. Der Jugendlichen wurden ohne Kontrolle Eintrittskarten verkauft und der Zugang gewährt, das Mädchen hielt alles per Video und Foto fest.

„Unser Anwalt hat bereits rechtliche Schritte unternommen”, sagt Maria. Für die rechtliche Unterstützung sammelte die Gruppe Spenden. So reichte der Anwalt zum einen Beschwerde beim balearischen Landwirtschaftsministerium ein, dass Minderjährige zum Stierkampf in Inca eingelassen wurden, und zum anderen schickte er ein Schreiben an das Rathaus der Stadt, weil der Veranstalter, der bekannte Torero José Barceló Alomar, die vorgeschriebenen Dopingkontrollen bei den Stieren nicht hatte durchführen lassen. Bei beiden Vergehen drohen Bußgelder in Höhe von 10.000 bis 100.000 Euro.

„Wenn man nichts unternimmt, wird sich auch nie etwas ändern”, fügt Susanne an. Als Erfolg verbucht die Gruppe, dass bisher kein weiterer Stierkampf auf Mallorca angekündigt wurde. „Wahrscheinlich wollen die Organisatoren warten, was bei den Beschwerden in Inca herauskommt”, vermuten die Stierkampfgegner.

Das Ziel ihrer Einsatzes: „Die Balearen sollen stierkampffrei werden”, betont Maria. „Moderne Menschen wollen keinen Stierkampf”, schimpft Susanne, „für mich ist das keine Kultur!” Bei ihren Gesprächen mit den verschiedenen Behörden fiel der Gruppe immer wieder auf, dass auch viele Mallorquiner die „Corridas” ablehnen. Die Zahl der Befürworter schwinde. „Mallorca will keine Stierkämpfe”, sagt Maria.

(aus MM 50/2019)