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MM:Haben Sie die Szenen von der Prügelei auf Mallorca eigentlich noch im Kopf oder ist der Vorfall für Sie bereits vergessen?

Hinnerk Baumgarten:Ich werde natürlich immer noch darauf angesprochen. Erinnern werde ich mich an diese Episode bestimmt bis zum Ende meines Lebens. Allerdings war das keine Prügelei.

MM:Warum?

Baumgarten:Ich bin mit meiner Tochter und Bekannten damals an der Playa de Palma spazieren gegangen, als ich zwei deutsche Urlauber bemerkte, die am helllichten Tag von der Mauer auf den Strand urinierten. Da habe ich sie aufgefordert, das gefälligst zu unterlassen. Daraufhin hat mich einer aus meinen Badelatschen geschubst. Ich bin hingefallen. Und am Boden liegend hat mir dann der andere mit voller Wucht ins Gesicht getreten. Mit Prügelei hatte das nicht viel zu tun.

MM:Würden Sie heute nochmals so handeln?

Baumgarten:Das habe ich mich schon etliche Male gefragt. Und ja! Ich würde gegen respektloses Verhalten in der Öffentlichkeit immer einschreiten. Das sehe ich als Bürgerpflicht.

MM:Ihrem Verhältnis zur Insel hat der Vorfall aber nicht geschadet?

Baumgarten:Vielleicht hat es eine kleine Schramme bekommen (lacht). Nein. Ich komme nach wie vor sehr, sehr gerne auf die Insel. Ich finde auch toll, wie sich Mallorca in den vergangenen Jahren zu seinem Vorteil verändert hat. Das gesamte Bild der Insel auf Arenal zu reduzieren, wäre ein Fehler, ganz davon abgesehen, dass sich gerade dort viel geändert hat.

MM:Ist Mallorca denn ohne Party-Urlauber überhaupt vorstellbar?

Baumgarten:Nein! Es ist doch völlig in Ordnung, wenn Menschen hier ein paar Wochen im Jahr zum Feiern und Urlaub machen herkommen. Es kommt dabei aber auf das richtige Maß an. Party-Urlaub wird es auf Mallorca immer geben.

MM:Könnten Sie sich vorstellen, auf der Insel ganz heimisch zu werden?

Baumgarten:Sehr gut sogar. Und ich werde Ihnen etwas verraten: Meine Freundin und ich suchen derzeit nach einer Insel-Unterkunft, um hier eventuell in Zukunft für einen längeren Zeitraum im Jahr zu leben.

MM:Ihr Buch trägt den Titel „Younger sän ewer”. Sagt das mehr über Ihr Lebensgefühl aus oder über Ihre bemitleidenswerten Sprachkenntnisse?

Baumgarten:Zugegebenermaßen ist mein Englisch von Oxford so weit entfernt wie mein Körper von Arnold Schwarzenegger. Der Titel beschreibt vor allem das Lebensgefühl, das sich meine Generation gerne in Sprüchen wie „so jung kommen wir nicht mehr zusammen” oder „50 ist das neue 30” gibt.

MM:Das Buch richtet sich sowohl an Männer wie an Frauen?

Baumgarten:Sowohl als auch. Frauen fragen sich ja häufig, was der Mann doch für ein eigentümliches Wesen ist, was ihn antreibt und warum er teilweise so beknackt ist, wie er ihnen vorkommt. Ich hoffe, dass ich durch die schonungslose Beschreibung meiner Erlebnisse den Mann ein wenig nachvollziehbarer mache.

MM:Und was erfährt man als Mann in Ihrem Buch?

Baumgarten:Meine Generation Mann soll feststellen, dass sie nicht allein ist, dass „Mann” auch mal Versagensängste bekommen darf, im Bett beispielsweise. Wir Männer müssen nicht immer nur die Besten und die Stärksten sein. Schwäche kann auch Stärke sein.

MM:Sie gerieten bereits zweimal wegen vermeintlich frauenfeindlicher Meinungen ins Fadenkreuz der Kritik. Sehen Sie sich selbst als Macho?

Baumgarten:Etwas Macho sein, ist voll in Ordnung. Chauvinismus geht dagegen für mich gar nicht. Machos nehmen sich nicht ernst. Chauvis dagegen schon. Das ist der Unterschied.

MM:Sie wurden 2018 für eine verbale Entgleisung gegenüber ihrer Arbeitskollegin Heike Görtz vom NDR gerügt. War das vielleicht etwas zu viel Macho-Sein?

Baumgarten:Ich habe aus diesem Vorfall gelernt. Jeder Mensch ist anders, und nicht jeder ist für einen Witz gleichermaßen empfänglich. Das muss man respektieren.

MM:Werden wir Sie weiterhin auf dem „Roten Sofa” als Talkmaster sitzen sehen?

Baumgarten:Auf alle Fälle. Das ist ein super cooles Show-Format und macht mir riesig Spaß.

Das Interview führte Andreas John