Die Gruppe Abbey Road gilt als die beste Beatles-Coverband in Spanien. | Puerto Portals

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Eswird ein Ereignis sondergleichen auf Mallorca sein: Erstmals nach zwei Jahren coronabedingter Zwangsabstinenz steigt in Corinna Grafs Edelhafen Puerto Portals wieder eine sogenannte Flower-Power-Party mit im 1960er- und 70er-Jahre-Stil gekleideten Besuchern. Am Freitagabend will die Beatles-Coverband Abbey Road aus Madrid mit Evergreens wie „Let it be”, „I Want To Hold Your Hand” und „Love Me Do” den Gästen nostalgische Gefühlsausbrüche entlocken und mit Schmackes einen Kontrapunkt zum aktuellen Reggaeton- und Elektronik-Einerlei setzen.

Das dürfte ihnen nicht schwerfallen, denn auch auf der Insel wird die Rückbesinnung auf jene leichtfüßige und friedensselige Zeit immer spürbarer, zumal der Ukraine-Krieg die Sehnsucht nach „Love and Peace” mit Nachdruck befeuern dürfte. „Das Interesse ist groß”, so Portals-Sprecherin Carmen Calonge gegenüber MM. Auch andere Shows und Überraschungsdarbietungen verspricht das Management des Hafens mit den vielen schönen, windschnittigen Booten. Die DJs Mariano Somoza und Paco Colombàs sollen den Event dann fast zu einem psychedelischen Hochamt veredeln.

Auch jenseits von Puerto Portals erkennen immer mehr, vor allem im Tourismusgewerbe angesiedelte Firmen die Zeichen der Zeit. Sie wissen es, den Drang vieler Menschen zu vermarkten, jene fernen Jahre irgendwie wiederzubeleben. Das Bikini-Hotel in Port de Sóller etwa wirbt mit knallig-blumiger Werbung um Kunden. Mit „Inspirations und Vibrations”, wie es auf der Homepage heißt, will man betuchte Gäste en masse in die Zimmer locken, die sich nichts weiter wünschen, als Yoga-Retreats zu buchen, mit Blumen im Haar durch die Zitrusplantagen zu schlendern, Orangensaft zu trinken und das Peace-Zeichen am Boden des Hotelpools zu fixieren. Nicht nur der Bastschmuck an den Wänden soll den Gästen jene Zeit ins Gedächtnis rufen, als die Beatles Yogis in Indien besuchten und sich lange Bärte wachsen ließen, sich leicht bekleidete langhaarige Menschen beim Woodstock-Festival lustvoll im Schlamm aalten und das Marihuana-Kiffen zum Kult wurde.

Nicht weit vom Bikini-Hotel entfernt, im famosen Fünf-Sterne-Tempel La Residencia in Deià springt man ebenfalls mit Anlauf auf den Hippie-Zug: Am Donnerstag wird dort abends ein sogenannter Gipsy Truck eröffnet, die Bar Sa Fonda hat ohnehin schon seit vielen Jahren den Ruf, eine Art endchilliger Himmel auf Erden für 60er- und 70er-Jahre-Nostalgiker zu sein. Und der Hippie-Markt von Magaluf ist schon mehr als ein Geheimtipp.

Auch diejenigen, die nicht jedes Wochenende eine Party mit ihrer Anwesenheit beehren, kommen an Flower Power auf Mallorca nicht mehr vorbei. Bewegt man sich durch Palma, so springen einem die Hippie-Läden fast in die Augen – ob auf der Maura-Straße nahe dem Reina-Springbrunnen, auf der Fußgängerzone Jaime II. oder sonst wo.

Und so ist die für viele fast jenseits des Vorstellungs-Orbits befindliche Zeit seltsam präsent auf Mallorca. Dass dies noch vernehmbarer werden könnte, ist eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich.