Die Erziehungsmethode DOGS also „Dog Orientated Guiding System“ ist eine leise, einfühlsame und vor allem gewaltfreie Erziehungsmethode, die sich ganz an der Persönlichkeit des Hundes orientiert. | Klaus Grittner

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An der Größe seiner Pfoten ist klar zu erkennen, dass der junge Hütehund, der vor dem Obst- und Gemüseladen angeleint auf sein Frauchen wartet, noch um einiges wachsen wird. Mit seinen stechend hellblauen Augen fixiert das Jungtier die Dame mittleren Alters, die trotz der vollen Einkaufstüten in beiden Händen einen ausgedehnten Plausch mit der Verkäuferin hält. Würde man das, was jetzt passiert, nicht sehen, sondern nur hören können, wäre das Gewinsel des Haustieres Grund genug, augenblicklich den Tierschutz zu rufen. Der Hund jammert so herzzerreißend, man könnte meinen, er hätte wochenlang weder Essen noch Aufmerksamkeit bekommen. Tatsächlich wartet er aber weniger als zehn Minuten auf seine Versorgerin.

Wegen seiner fast 30-jährigen Erfahrung im Umgang und in der Erziehung von Hunden kann Martin Rütter diese Szene schlicht nicht ignorieren. Wahrscheinlich eine Art Berufskrankheit des Unternehmers, Autors, TV-Experten und Entertainers aus Nordrhein-Westfalen. „Dem fehlt nichts. Der möchte einfach nur Aufmerksamkeit, und die versucht er durch Winseln zu bekommen.”

Prompt unterbricht das geschwätzige Frauchen ihr Gespräch und widmet sich dem Hund. „Ich wusste, dass das passieren wird”, grinst Rütter und erklärt, „die Dame hat ihrem Hund gerade beigebracht, dass er, wenn er nur genug jammert, bekommt, was er will.” Dass die Spanierin das nicht mit Absicht, sondern wahrscheinlicher durch Unwissenheit getan hat, zeigt dem Experten, dass es auch hier auf Mallorca einen hohen Nachholbedarf an Wissen im Umgang mit den Tieren gibt.

Die Frau löst die Leine von dem Holzfuß der Gemüseauslage und möchte gehen. „Da siehst du, der Hund will gar nicht weg. Er wehrt sich sogar richtig gegen das Aufstehen.” Das sei ein weiteres Zeichen dafür, dass das Gewinsel lediglich eine Erziehungsmethode des Hundes für sein Frauchen war. Umgekehrt wäre dies wahrscheinlich besser für alle Beteiligten gewesen.

„Der Kern meiner Philosophie besteht darin, dass wir lernen, das Tier zu lesen. Wir müssen wissen und verstehen, welches Verhalten und welche Körperhaltung welchen Gefühlszustand ausdrückt.” Das gehe schon los beim Wedeln mit dem Schwanz. Im Allgemeinen ein Gebaren der Freude des Tieres? Nicht unbedingt! „Das Wedeln bedeutet in erste Linie Erregung. Diese kann durchaus auch mit Aggression verbunden sein.” Ein Beispiel dafür sei das Beobachten eines Jagdhundes vor dem Bau seiner Beute. Dieser würde dabei auch wild mit dem Schwanz wedeln, allerdings sicher nicht in bester Absicht dem anderen Tier gegenüber.

Rütter wuchs in einer Familie ganz ohne tierische Mitbewohner auf. „Ich wollte immer ein Haustier, aber da war nichts zu machen. Für meine Eltern waren Tiere nur etwas, dass man super marinieren und grillen kann”, scherzt der heute vegan lebende Entertainer. „Meine Tante hatte allerdings eine Tier-Pflegestation. Dort hatte ich meine ersten Berührungspunkte.” Als er sich dann, obwohl es verboten war, im Studentenheim zwei Huskys anschaffte, und ihm kurz darauf die Leiterin des Wohnheims dies nicht nur durchgehen ließ, sondern ihn irgendwann sogar um Rat bezüglich ihrer eigenen Vierbeiner fragte, wusste er, dass er irgendwie ein Händchen für die Fellnasen hat. „Der Rest hat sich dann nach und nach gefügt”, meint Rütter schulterzuckend.

Als jemand, der Mallorca seit vielen Jahren immer wieder besucht und sich dem Leben hier verbunden fühlt, wollte Martin Rütter schon lange eine Hundeschule auf der Insel eröffnen. Bisher war allerdings die Suche nach dem richtigen Coach für den Standort das Problem. „Es genügt nicht, ein Faible für Hunde zu haben. Mindestens genauso wichtig ist jede Menge Empathie für Menschen.” Es seien nämlich die Menschen, denen man den richtigen Umgang mit den Tieren beibringen müsse, nicht umgekehrt.

„Wir versuchen, ihnen sozusagen die Sprache des Hundes beizubringen, und das erfordert Geduld und Übung. Meine Coaches kommen deshalb nicht selten aus sozialen Berufen.”

Myriam Huckschlag ist Physiotherapeutin, lebt und arbeitet seit vielen Jahren mit Familie und ihren Hunden auf Mallorca. „Martins und meine Tochter haben zusammen im selben Verein getanzt. Daher kennen wir uns, und es hat von Anfang an super zwischen uns gepasst.” Das und ihre Kompetenz als Hundetrainerin seien der Grund, warum es seit Dezember vergangenen Jahres nun endlich die Hundeschule „Martin Rütter DOGS Mallorca” bei Alaró gibt.

„Wir haben ein Trainingsgelände auf unserer Finca Can Sec und noch weitere auf der Insel.” Auf der Internetseite www.martinruetter.com/mallorca beantwortet die Trainerin bereits viele Fragen, die Hundebesitzern auf den Nägeln brennen. „Wir sind von Anfang an bei ihnen. Das beginnt mit der Entscheidung, welcher Hund überhaupt infrage kommt, bis hin zu den besonderen Anforderungen der Tiere, wenn sie ins Alter kommen.” Jeder Mensch, jeder Hund und auch jedes Problem sei individuell und müsse dementsprechend auch so behandelt werden.

Myriam Huckschlag und ihre Zweibeiner