Was viele nicht wissen: Sextourismus gibt es auch auf Mallorca. | Archiv

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Erstmals hat eine Hilfsorganisation auf Mallorca eine Infokampagne über den Sextourismus auf der Insel abgehalten. Sie fand Anfang Dezember auf dem Flughafen von Palma statt. MM sprach mit der Initiatorin und Leiterin für Sexualaufklärung der Diakonie Spanien, Natalie Colmenar, über Aspekte der Prostitution auf der Insel.

MM: Weshalb haben Sie Mallorca für Ihre Kampagne gewählt, Frau Colmenar?
Natalia Colmenar: In erster Linie, weil es sich um einen sehr touristischen Ort handelt. Zudem gibt es hier auch noch einen sehr speziellen Tourismus. Die Leute suchen Strand, Hitze, Fiesta – und da besteht nun einmal oft ein Zusammenhang zum Sextourismus. Viele Urlauber suchen ein sexuelles Abenteuer und wenn sie es nicht finden, dann bezahlen sie eben für Sex.

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MM: Sie wollen über die Hintergründe des Geschäfts aufklären. Worüber genau?
Colmenar: Es geht uns darum klarzumachen, dass hinter der Prostitution sexuelle Ausbeutung steckt, und Menschenhandel. Es gibt Opfer, die leiden. Das ist vielen Menschen gar nicht bewusst. Schuld daran ist eine gewisse gesellschaftliche Toleranz gegenüber dem Sextourismus.

MM: Welches sind die am weitesten verbreiteten falschen Annahmen über dieses Phänomen?
Colmenar: Dass es das nur in Südostasien gibt. Dabei existiert Sextourismus in vielen Gegenden der Welt. Unter anderem in Spanien. Außerdem denken viele Menschen, dass Sextourismus nur Reisen umfasst, die allein zu dem Zweck unternommen werden, Sex zu haben. Dabei sind es häufig ganz normale Touristen, deren Strandurlaub damit endet, dass sie Prostitution konsumieren. Auch betrifft Sextourismus nicht nur den Missbrauch von Minderjährigen. Diesen gibt es zwar in Spanien ebenfalls, jedoch nicht im selben Maße wie anderswo.

MM: Weshalb haben sie die Infokampagne mitten im Winter organisiert, wo doch im Sommer viel mehr Urlauber zu erreichen wären?
Colmenar: Letztendlich war das eine Geldfrage. Die Preise für die Nutzung der Flächen im Flughafen sind jetzt für uns bezahlbar. Im Sommer nicht. Wir wollen die Aktion aber auch noch an anderen Orten weiterführen. Palma ist nur so etwas wie der Startschuss.