Joan Vilanova am Pool des Molins-Hotels. | Ultima Hora

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Zuverlässigkeit, fachliches Wissen, Ausdauer, Höflichkeit und einen zuvorkommenden sowie verständnisvollen Umgang mit den Gästen – das sind die Eigenschaften, die Juan Vilanova zufolge einen guten Barman und Kellner ausmachen. Der 63-Jährige, der in Pollença geboren wurde, muss es wissen. Denn er blieb 47 Jahre seinem Job als Barkeeper in einem Vier-Sterne-Hotel treu. Sein Einsatzort: drei verschiedene Bars im Hotel Molins, das von Grupotel aufgekauft wurde und später Grupotel Molins hieß, an der Cala Sant Vicenç im Nordosten der Insel. Für seine Verdienste wurde Vilanova Mitte Dezember mit der Goldmedaille des balearischen Fremdenverkehrsverbandes Fomento del Turismo ausgezeichnet, die ihm von der Geschäftsführerin der Grupotel-Kette verliehen wurde. „Die Auszeichnung kam für mich sehr überraschend, und wenige Tage danach habe ich mich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet”, erklärte der Mallorquiner mit einem Schmunzeln.

An seine beruflichen Anfänge erinnert sich Vilanova mit einem Hauch von Wehmut zurück. Als er 14 Jahre alt war, begann er an den Wochenenden in einer kleinen Bar in Pollença zu arbeiten. Während eines Einsatzes sei auch der Hoteldirektor des damaligen Hotel Molins vor Ort gewesen. Der Hotelchef fragte den Vater des jungen Kellners um dessen Zustimmung, ob denn der Jungendliche nicht in seinem Hotel arbeiten könne. Und so kam es dazu, dass Joan Vilanova dann 1977 im Alter von 17 Jahren begann, Gäste auf höchstem Niveau im Hotel Molins zu bedienen. Noch heute sagt der langjährige Kellner: „An der Bar zu stehen war immer mein Traum.” An seinem neuen Einsatzort widerfuhr Vilanova in den ersten Tagen seiner Beschäftigung ein Fauxpas, den er niemals wieder vergessen hat. Bei einer schicken Gala versuchte er, eine Sektflasche zu öffnen und traf dabei seinen Chef mit dem Korken am Kopf. Sein Arbeitgeber hat ihm dieses kleine Malheur verziehen. Im Laufe der Zeit boten sich dem jungen Barkeeper Möglichkeiten, beruflich weiter aufzusteigen. Vilanova erklärt, dass es innerhalb des Servicepersonals verschiedene Ränge gegeben hatte. Zunächst hätte man als sogenannter Getränkekellner (pasavinos) angefangen, wobei man sich später als Hilfskellner (ayudantes) bis hin zum Oberkellner (camareros) qualifizieren konnte. Im Hotel Molins war es üblich, dass man dabei Prüfungen im Beisein der Hotelchefs ablegen musste. Dabei wurde das Fachwissen in verschiedenen Bereichen getestet – angefangen vom Cocktail-Mixen, dem Getränke einschenken, Tischdecken bis hin zu Sprachkenntnissen. Selbstverständlich mussten die Barkeeper und Kellner dabei tadellos gekleidet sein und beste Manieren an den Tag legen.

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Untergebracht waren die zahlreichen Servicekräfte in einem Apartment in der Nähe des Hotels. „Wir waren ungefähr 100 Mitarbeiter im Service und unsere Einsätze wurden mit einer Zeiterfassungsmaschine kontrolliert. Ich hatte die Nummer 95.” Da es früher keine guten öffentlichen Transportmöglichkeiten gab, ist Vilanova nur jedes zweite Wochenende nach Pollença nach Hause gefahren. Auch viel Personal vom spanischen Festland habe es zu den Zeiten gegeben.

Zu den Hotelgästen gehörten dem Ex-Barman zufolge vor allem wohlhabende Briten, die oftmals mehrere Monate auf der Sonneninsel verbrachten. Das hatte auch seine guten Seiten: „Das Trinkgeld fiel sehr üppig aus und war sogar höher als der Lohn.” 45.000 Peseten im ersten Monat fand der junge Vilanova auf seiner ersten Gehaltsabrechnung vor, was heute umgerechnet rund 270 Euro wären, jedoch damals eine hohe Summe.

„Der Barkeeper musste zu jener Zeit mehr als nur Einschenken. Es ging darum, die Gäste zu unterhalten, ihnen Empfehlungen zu den Getränken auszusprechen und sogar Ausflugstipps zu geben.” Vilanova zufolge hätten sich die Zeiten jedoch fundamental verändert. „Kellner zu sein, ist für viele heute nur noch Plan B, obwohl es ein ehrwürdiger Beruf ist. Sehr gute Barkeeper sind schwer zu finden, und vielen von ihnen fehlen die Umgangsformen.” Entsprechend fällt das Fazit des früheren Barmans aus: „Ich würde sofort in die damaligen Zeiten zurückkehren.”