Trotz der vielen Arbeit ist auch noch Zeit für Hobbys drin: In ihrer Freizeit spielt die Deutsche begeistert Pádel-Tennis. | Patricia Lozano

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Bis zu drei Mal in der Woche ist die deutsche Ärztin Dr. Milanka Krämer auf ihrer Vespa, mit einem weißen Polohemd bekleidet und einem Helm auf dem Kopf, im Landkreis Llucmajor unterwegs, um bei ihren Patienten Hausbesuche abzustatten. „Mittlerweile kenne ich ganze Familien, von der Großmutter bis hin zum Enkel. Meine Arbeit macht mir immer mehr Spaß und wird von Tag zu Tag schöner”, erklärt die Landärztin begeistert. Ende 2020 übernahm die 40-Jährige eine kleine Praxis im Zentrum der Gemeinde von Dr. Eva-Marie Hieber, einer Hausärztin und Psychologin, die in den Ruhestand gegangen war.

In ihrem „Consultorio”, das mit modernsten Geräten, einem EKG-Raum, einer Liege und einem Labor für Blutanalysen ausgestattet ist, bekommt Milanka Krämer seit Mai Unterstützung von einem Kollegen, Dr. med. Jens Hertig. Das Einzugsgebiet der Medizinerin umfasst flächenmäßig die größte Gemeinde der Insel, denn Llucmajor schließt sogar einen Teil von Arenal und den kleinen Urlaubsort Cala Pi mit ein. Doch noch viel mehr Hilfesuchende und Kranke nehmen das medizinische Angebot der sympathischen Weißkittel-Trägerin in Anspruch. Gegenüber MM sagte Milanka Krämer: „Ein Drittel meiner Patienten sind Touristen, die aufgrund von Mundpropaganda meine Praxis aufsuchen. Ein weiterer Teil besteht aus auf der Insel lebenden Residenten, wobei die Mehrzahl deutschsprachig ist, doch sind auch Schweden, Spanier und Briten darunter.” Der restliche Anteil würde aus Besitzern von Ferien-immobilien bestehen, die zeitweise auf der Insel sind.

Vor allem die Besuche bei ihren Patienten zu Hause würden sie an frühere Zeiten erinnern, als der Arztberuf noch anders, und zwar mit mehr Muße und Leidenschaft ausgeübt wurde. „Wenn ich bei den Hausbesuchen die familiäre Situation begutachte, fallen mir sofort kleine Details auf, die man zum Wohle der Patienten verbessern kann, wie beispielsweise den Halte-griff in der Dusche. Oder ich analysiere, warum genau jemand nicht mehr aus seinem Rollstuhl kommt”, so Krämer. „Selbstverständlich suche ich jemanden, der einen Hexenschuss hat und sich nicht bewegen kann, in seinem Domizil auf. Zugleich jedoch sage ich meinen Patienten, dass sie, wenn sie etwas Akutes und Lebensbedrohliches haben, die Nummer 112 anrufen sollen.”

milanka kramer

Vor allem der Faktor Zeit spielt bei ihrem Beruf, den sie auf selbstständiger Basis ausübt, eine große Rolle, wie sie sagt: „Ich nehme mir vor allem bei der Erstanamnese im Vorstellungstermin über eine Stunde Zeit für den Patienten”, so die Ärztin. Und minutiös mit der Uhr zu arbeiten, hat die gebürtige Fränkin, die einen Teil der Ausbildung in Spanien absolvierte und später jahrelang im Gesundheitszentrum Son Serra La Vileta bei Palma arbeitete, genau gelernt. Dort musste unter hohem Zeitdruck gearbeitet werden. „Wir hatten einen Sieben-Minuten-Takt für jeden Patienten.”

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Bis zu ihrem Traumjob als Landärztin war es ein langer Weg, wie Milanka Krämer feststellt. Schon während ihres Studiums an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, das sie von 2006 bis 2012 absolvierte, hatte sie schon Praktika und Famulaturen in Spanien gemacht. Einen Teil ihres praktischen Jahres leistete sie am Universitätskrankenhaus Son Espases in der Balearenhauptstadt ab.

Als sie während eines Urlaubs auf der Insel ihren späteren Mann Patrick kennenlernte, der bereits auf Mallorca sesshaft war, war es um Krämer geschehen. „Mir war klar, dass ich wegen der Liebe nach Mallorca wollte.” Zwei Jahre lang bereitete sie sich daraufhin auf das anspruchsvolle MIR-Examen (Médico Interno Residente) vor, das in Spanien die Eingangsprüfung für die Facharztausbildung ist, büffelte Spanisch und belegte teure Online-Kurse. Als es mit dem ersehnten Ausbildungsplatz zur Allgemeinärztin (Médico de familia y comunitaria) klappte, war sie bereits schwanger. Es folgten vier intensive Jahre, die sie außer an Palmas Universitätsklinik auf stetig wechselnden Stationen verbrachte, zu denen die ambulanten Palliativdienste, die Notfallkinderambulanz, eine Rehaklinik und das Krankenhaus San Juan de Dios zählten. Mi-lanka Krämer erhielt profunde Einblicke in das spanische Gesundheitssystem, über das sie sagt: „Vor allem während der Ausbildung ist es sehr verschult, doch werden die angehenden Ärzte in allem, von der Augenheil- bis zur Hals-Nasen-Ohren-Kunde, ausgebildet.”

Und teilweise würden die Mediziner in ihren Fortbildungen ihren deutschen Kollegen sogar eine Nasenlänge voraus sein, wie Krämer beobachtet: „In den staatlichen Krankenhäusern werden die Fachärzte morgens täglich anderthalb Stunden geschult und auf den neuesten Stand der Forschung gebracht. Das wird in Deutschland nicht so gehandhabt.” Das sei auch der Grund, warum sie sich tatsächlich ohne zu zögern lieber in dem südeuropäischen Land behandeln lassen würde und den spanischen Ärzten blind vertraut, sollte sie sich selbst in einem akuten, gesundheitlich bedenklichen Zustand befinden.

Letztens wurde selbst das Fernsehen auf die auf Mallorca praktizierende deutsche Medizinerin aufmerksam. In der Serie „Die Urlaubs-Docs”, deren erste Folge am 6. November 2023 auf Sat.1 ausgestrahlt wird, wird Krämerals Ärztin gezeigt, die Urlaubern in dem balearischen Ferien-Paradies in Notsituationen hilft.

Mittlerweile kann sich die Medizinerin, die mit ihrem Partner zwei Söhne im Alter von vier und neun Jahren hat, kein anderes Leben mehr vorstellen, wie sie ausführt: „Meine Kinder sind hier geboren, besuchten den hiesigen Kindergarten und sprechen Deutsch sowie Mallorquinisch. Llucmajor ist zu unserer Heimat geworden.” Neben ihrem arbeitsintensiven Beruf bleibt der Landärztin trotzdem auch noch Zeit für ihre Hobbys. „Ich spiele mehrmals die Woche Pádel-Tennis und stehe sogar um acht Uhr morgens für eine Stunde auf dem Platz.” In der Trendsportart spielt sie für ihre Verein TC Weiden bei den Damen ihrer Altersklasse (+35) sogar in der deutschen Bundesliga.