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Es ist ein Postkartenidyll aus einem Guss. Wer sich dem Bilderbuchdorf Valldemossa nähert, der bemerkt die Ähnlichkeit der vielen alten Häuser, die in ihrer Gesamtheit ein Kleinod sondergleichen bilden, das vor allem im Sommer die Urlauber in Scharen anzieht. Hier grünes Licht für etwas architektonisch Neues zu bekommen, war denn auch keine leichte Aufgabe.

Und dennoch schafften es die Immobilienunternehmerin Alejandra Fernández Miró, ihr deutscher Partner Werner Karg und der Architekt Miquel Àngel Capò (er baute unter anderem die unter deutschen Residenten wohlbekannte Villa Wesco um), vom Inselrat eine Genehmigung für den Bau von zwei Häusern mit je vier Wohnungen in dem Vorzeigeort zu erhalten. Das liegt daran, dass sich den Plänen zufolge die bräunlichen Naturstein-Außenmauern, die arabischen Dachziegel, die massive Eingangstür und die olivgrünen Fenstereinrahmungen nahtlos in das Bild des unbefleckten Kartausendorfs mit den vielen netten verwinkelten Gassen und Balkons einreihen. „Cielo de Valldemossa” heißt das Ganze – „der Himmel von Valldemossa”.

„Die Architektur beruht auf dem traditionellen mallorquinischen Design”, sagt Architekt Capò, der von dem millionenschweren Berliner Investor Dirk Bösel unterstützt wird. Er steht vor einer frisch ausgehobenen Baugrube unweit der lokalen Polizeistation, in welcher seit Januar die ersten Kellerarbeiten getätigt werden. Arbeiter gießen fleißig Fundamente, Zulieferbetriebe schaffen Materialien heran. „Nach einem Jahr soll hier alles fertig sein”, äußert Werner Karg. Werde man dann irgendwann vorbeifahren, bekomme man vor lauter grüner Fensterläden gar nicht mit, dass hier etwas Neues entstanden ist. Etwas, das vor allem junge Paare und Familien in diese durch den Komponisten Fréderic Chopin (1810-1849) und seine Freundin George Sand geschichtsgeschwängerte Gegend locken soll. Zwar weht hier fast beständig Wind, das Meer ist im Hintergrund immerhin zu erahnen, doch die Urigkeit des Dorfs und der Umgebung soll auch wohlhabende Deutsche davon überzeugen, sich hier niederzulassen. Wobei Ursprünglichkeit mit Nachhaltigkeit verbunden wird, und zwar dergestalt, dass im Untergeschoss Parkplätze für Elektroautos, E-Scooter und Fahrräder eingerichtet werden sollen.

„Es ist das erste Mal seit der Wirtschaftskrise vor mehr als zehn Jahren, dass so ein Komplex hier erlaubt wurde”, frohlockt Immobilienfrau Alejandra Fernández Miró. In einem Prospekt wird das Projekt als „einzigartige” und „unwiederholbare” Gelegenheit angepriesen. Zwischen 375.000 und 500.000 Euro müssen pro Wohnung gezahlt werden, dafür wird dann auch zwischen den Häusern ein Swimming-Pool geboten. Dennoch will man ausdrücklich nicht abgehoben wirken: „Das ist nicht elitär”, sagt die Immobilienfrau.

Da das Vorhaben ästhetisch so ausgesprochen mallorquinisch daherkommt, ist nicht damit zu rechnen, dass es in der Bevölkerung Widerstand geben könnte wie vor einigen Jahren gegen ein größeres Vorhaben im benachbarten Deià. Neue große Komplexe, erst recht im Luxussegment, waren in den vergangenen Jahren zunehmend besonders bei linksregionalistisch eingestellten Bürgern um die Organisation GOB ins Fadenkreuz geraten.

Ungeachtet dessen verfolgen die Immobilienprofis schon wieder neue Vorhaben. Angedacht sind mehrere Reihenhäuser im alten Stil auf einem benachbarten Grundstück.