Geschäftsführer und Chefdirigent: Marcelino Minaya und Pablo Mielgo (rechts).

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Beim Sinfonieorchester der Balearen (OSIB) geht es derzeit zu wie beim Brezelbacken. Anfang August wurden Pablo Mielgo als neuer Chefdirigent und künstlerischer Leiter sowie Joji Hattori als erster Gastdirigent und ebenfalls künstlerischer Leiter vorgestellt. Mit den beiden neuen musikalischen Köpfen wurde auch bekannt gegeben, wohin das OSIB auf Mallorca steuern soll: Internationalisierung heißt nun die Marschrichtung.

Nur eineinhalb Wochen später haben Mielgo und Geschäftsführer Marcelino Minaya das Programm der Spielzeit 2014/2015 präsentiert. Und Zahlen: Das OSIB verfügt für die kommende Spielzeit über einen Etat von 4,6 Millionen Euro. Aus diesem Topf müssen auch die Schulden beglichen werden, die Minaya von gut 1,7 Millionen Euro im September 2013 immerhin auf 80.000 Euro reduzieren konnte.

Sponsoren und Mäzene sind deshalb willkommen. "Wir sind für jede Unterstützung offen", sagte Minaya gegenüber MM. "Wir können jedoch nicht warten, bis jemand kommt, sondern müssen mit unseren begrenzten Mitteln ein möglichst attraktives Programm schaffen."

So wurde nicht nur die Zahl der Veranstaltungen erhöht. Mit 13 Abonnementkonzerten, elf außerordentlichen Auftritten, sieben Opern sowie dem Festival Castell Bellver, zwei Open-Air-Konzerten im Parc de la Mar in Palma und einer CD-Produktion ist der Terminkalender der Sinfoniker prall gefüllt.

Trotz knappem Budget erwartet die Konzertbesucher eine vielversprechende Spielzeit. Angefangen beim Auftaktkonzert am 25. September mit der katalanischen Cantaora Ginesa Ortega, die unter der Leitung von Pablo Mielgo den Gesangspart in "El Amor Brujo" von Manuel de Falla übernehmen wird. Eine Seltenheit: Obwohl das Stück im Auftrag der Flamenco-Sängerin Pastora Imperio geschrieben wurde, wird das Werk gewöhnlich von klassischen Sopranistinnen gesungen.

Weitere Interpreten, die man sich nicht entgehen lassen sollte, sind die deutsche Violinistin Arabella Steinbacher (20. Dezember 2014), eine der führenden Geigerinnen weltweit, die bekannte spanische Sopranistin María Bayo (5. März 2015) und der mallorquinische Violinist Francisco Fullana (30. April 2015), von dem Mielgo sagt: "In den nächsten Jahren werden wir ihn mit den bedeutenden Orchestern dieser Welt sehen."

Und nicht zu vergessen Daniel Ottensamer, Solo-Klarinettist der Wiener Philharmoniker (16. April 2015), und Hauptgastdirigent Joji Hattori (9. und 12. Oktober 2014), der selbst ein ausgezeichneter Geiger ist und Schüler von Yehudi Menuhin und Vladimir Spivakov war.

Auch den Namen Daniel Lozakovitj sollte man sich merken. Der Violinist aus Schweden ist erst 13 Jahre alt, hat aber bereits sein Debüt an der Mailänder Scala und mit den Wiener Philharmonikern hinter sich. Am 7. Januar 2015 ist er im Teatre Principal in Palma zu Gast.

Führende Musiker aus Spanien werden in der kommenden Saison ebenfalls nach Mallorca kommen. Zum Beispiel Sergio Alapont, einer der international bekanntesten spanischen Dirigenten, sowie die Pianistin Rosa Torres-Pardo, die zusammen mit der spanischen Pianisten-Legende Alicia de Larrocha mit der Isaac-Albéniz-Medaille der Stadt Camprodón ausgezeichnet wurde. Ermöglicht wurde dieses Programm auch durch persönliche Kontakte der neuen Dirigenten: "In der Musikwelt spielen Freundschaften immer einen Einfluss", so Mielgo.

In der kommenden Spielzeit wird es zudem ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern geben. Im nächsten Jahr feiert das OSIB ein Jubiläum: Seit 1990 finden auf Mallorca alljährlich sinfonische Konzerte statt. Aus diesem Grund werden Dirigenten eingeladen, die am längsten das OSIB geleitet haben: Luis Remartínez, Philippe Bender und Salvator Brotons. So wird Remartínez das Oratorium "Die Schöpfung" von Joseph Haydn dirigieren, unter anderem mit der deutschen Sopranistin Felicitas Fuchs als Solistin. Dass 2014/2015 Komponisten wie Haydn, Beethoven, Brahms, Suppé und Bruckner auf dem Programm stehen, ist kein Zufall. Denn im kommenden Jahr jährt sich zum 100sten Mal der Tod des Erzherzogs Ludwig Salvator. Aus diesem Grund wurden vor allem Komponisten berücksichtigt, die von oder unter den Habsburgern gefördert wurden.

Bleibt die Frage, ob zwei Dirigenten als künstlerische Leiter nicht wie zu viele Köche den Brei verderben. "Joji und ich kennen uns seit zwölf Jahren und haben bei vielen Projekten zusammengearbeitet", beruhigt Mielgo. "Wir ergänzen uns sehr gut, ich als Latino, er als japanischer Zentraleuropäer."

Als seine vorrangige Aufgabe bezeichnet es Mielgo, die künstlerische Präsenz des Orchesters zu schärfen. Sorgen bereitet ihm auch die geringe Zahl von noch nicht einmal 400 Abonnenten: "Da läuft etwas falsch", sagt er. Um dies zu ändern, plant er unter anderem, vor den Konzerten sogenannte Pre-talks anzubieten, Gespräche der Gastmusikern mit den Abonnenten.

(aus MM 33/2014)